Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Größte Investition seit Jahrzehnten
Landkreis Lindau plant die bis zu 25 Millionen Euro teure Sanierung der Berufsschule Lindau
LINDAU - Es wird die größte Investition des Kreises seit Jahrzehnten: Ab dem Jahr 2020 wird der Landkreis das Berufliche Schulzentrum in Lindau sanieren oder teilweise neu errichten. Im Raum stehen Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro. Drei Fachleute haben den Kreistag am Donnerstag über das mögliche Vorgehen informiert. Die Tendenz geht derzeit in Richtung Teilabriss und Neubau. „Uns geht es um eine breite Diskussion“, sagte Landrat Elmar Stegmann.
Das Berufliche Schulzentrum ist erst 1981 eröffnet worden, es ist also noch vergleichsweise jung. Trotzdem ist es in Teilen ein Sanierungsfall. Und: Die Architektur entsprach beim Bau dem Zeitgeist, sie macht aber heute Probleme. Unter anderem ist das Verhältnis von Hauptnutzfläche zu Nebenräumen mit 53: 47 Prozent alles andere als günstig. Das verursacht hohe Unterhaltskosten. Ideal wären 75:25 Prozent. Der Kreis könnte das Zentrum instandsetzen, sanieren oder aber die Klassenzimmer abreißen und neu bauen lassen. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie stellte Planer Peter Löffelholz vor. Bei der Instandsetzung würde nur das Dach repariert und die Fenster ausgetauscht. Außerdem würde die Verwaltung der einzelnen Schulen im zweiten Obergeschoss der Berufsschule zusammengefasst. Einen entsprechenden Wunsch hat die Schule. Bisher sind die Verwaltungen auf das Zentrum verteilt. Für eine solche Instandsetzung veranschlagt der Fachmann mehr als sieben Millionen Euro.
Deutlich teurer käme eine Modernisierung. Bei ihr würden zusätzlich Dach und Fassade gedämmt. Dabei ließe sich laut Löffelholz auch der Passivhausstandard erreichen. Kosten: gut 19 Millionen Euro. Dritte Möglichkeit wäre eine Modernisierung mit einem zusätzlichen Umbau. Dabei würden unter anderem die drei größeren Lichthöfe durch ein Glasdach geschlossen. Zudem ließen sich offene Flächen an der Fassade schließen. Die Kosten dafür veranschlagt der Architekt auf 21 bis 23 Millionen Euro. Am weitesten geht der Teilabriss der Schule. Dabei würden nur die Werkstätten modernisiert, die Klassenzimmer aber abgerissen und durch einen lang gestreckten mehrgeschossigen Neubau auf einer bisher freien Fläche ersetzt. Als Kosten veranschlagt der Planer 25 Millionen Euro. Trotzdem tendieren nicht nur der Planer, sondern auch viele Räte zu dieser Lösung. Mit einem Teilneubau ließen sich alle Anforderungen in Sachen Energieeinsparung, räumlicher Qualität und niedrige Unterhaltskosten erfüllen. Zudem käme die Schule während des Baus ohne Container aus. Und: Der Teilneubau würde sich nach den Berechnungen des Architekten mittelfristig rechnen, weil bei allen anderen Varianten weitere Sanierungen anstehen, zudem wären die Betriebskosten deutlich niedriger.
Die Regierung würde den Neubau fördern. Der Kreis könnte nach derzeitigem Stand mit einem Zuschuss in Höhe von 15 Millionen Euro rechnen, berichtete Kreiskämmerer Erwin Feurle. In die Planungen werden auch der Klimaschutzmanager des Landkreises und die Schule einbezogen. Mit dem Vorhaben beginnen wird der Kreis erst, wenn der Neubau des angrenzenden Schülerwohnheimes abgeschlossen ist. Das wird im Jahr 2020 der Fall sein. Im kommenden Jahr soll der Kreistag sich für eine Variante entscheiden. Davor werden die Räte das Schulzentrum in Augenschein nehmen.
Offen ist, wie der Kreis einen Neubau umsetzen würde. Denkbar ist die Vergabe einzelner Gewerke aber auch ein PPP-Modell mit einem privaten Investor. Dieser würde das Schulzentrum auf eigene Rechnung bauen und 20 Jahre betreiben. Solche Modelle gibt es beispielsweise bereits in Nürnberg und Buchloe. Kommt ein solches PPPModell für den Kreistag in Frage, sollen die Räte sich solche Projekte vor Ort ansehen und auch mit den dortigen Kommunalpolitikern über ihre Erfahrungen reden, kündigte Landrat Stegmann an.
Informationen zum rechtlichen Rahmen bekamen die Räte bereits in der Sitzung von einem Vertreter der Obersten Baubehörde in München und einer Anwaltskanzlei, die auf die Begleitung von Kommunen spezialisiert ist.