Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Ungewöhnlich hohe Entlastung“
11 000 Autos fahren täglich durch Opfenbach – Umfahrung würde Zahl um 70 Prozent verringern
OPFENBACH - Der Verkehr im Zentrum von Opfenbach ließe sich durch den Bau einer Umfahrung um 70 Prozent verringern. Das ist eine Kernbotschaft des Verkehrsgutachtens, das Vertreter des Staatlichen Bauamtes am Dienstagabend im Gemeinderat vorgestellt haben. Der zuständige Abteilungsleiter Thomas Hanrieder sprach von einer „ungewöhnlich hohen Entlastung“.
Der Bau der Umfahrung ist im Bundesverkehrswegeplan als vordringlicher Bedarf eingestuft. Das Vorhaben genießt also aus Sicht des Bundes Priorität. Allerdings wird das Bauamt mit Planungen erst beginnen, wenn die Gemeinde dem Vorhaben zugestimmt. „Der Bund baut die Umfahrung nicht für den Fernverkehr, sie ist ein Angebot für die Gemeinde vor Ort. Dafür brauchen wir Ihre Rückendeckung“, sagte Hanrieder. Allerdings ist das Vorhaben umstritten. Gegen den Bau hat eine Bürgerinitiative bereits Unterschriften gesammelt.
Bislang war unklar, wie viel Verkehr durch Opfenbach fließt und wie stark eine Umfahrung den Ort entlasten würde. Ein Fachbüro hat ein entsprechendes Gutachten erstellt. Es beruht unter anderem auf regelmäßigen Zählungen des Verkehrs. Demnach sind in der Allgäustraße Richtung Mellatz die meisten Autos unterwegs – im Durchschnitt 11000 am Tag. Weniger sind es in der Bodensee(7225) und der Oberschwabenstraße (8400). Eine 24-StundenZählung am 25. Juli dieses Jahres hat diese Werte bestätigt. Dabei ist der Anteil der Lkw nach Angaben von Lukas Schäfer vom Staatlichen Bauamt „relativ hoch“. Er liege bei etwa zehn Prozent, bayernweit sind es zwischen drei und fünf Prozent.
Eine Umfahrung würde den Ortskern nach den Berechnungen des Fachbüros erheblich entlasten. Es geht bei einer Prognose für das Jahr 2035 von 7200 Autos aus, die die neue Straße nutzen würden. Damit müssten die Anlieger der Bodenseestraße 70 Prozent weniger Verkehr ertragen, in der Allgäustraße wären es gut 55 Prozent weniger als bei einem Verzicht auf die Umfahrung. „Wir haben anderswo kaum so gut funktionierende Ortsumfahrungen“, sagte Hanrieder.
Als Kosten für den Bau der Umfahrung stehen vier Millionen Euro im Raum. Mehr als eine Hausnummer ist das allerdings nicht. Viele wichtige Faktoren sind unklar. Dazu gehört der Untergrund genauso wie die Trassenführung. Bekannt ist nur, wo ungefähr die Umfahrung entstehen kann. Für den Bau kommt nur ein Bereich östlich des Hauptortes in Frage. Drei verschiedene Varianten will das Bauamt laut Hanrieder prüfen – eine nahe am Dorf, eine in der Mitte zwischen Dorf und Wald, eine in der Nähe des Waldes. Ein Knackpunkt wird der Tobel beim Opfenbach sein. „Die Frage ist, wie kommen wir über ihn rüber“, sagte Hanrieder. Um die Umgehung an die B 32 anzubinden, empfiehlt der Gutachtern an der Stelle einen Kreisverkehr.
Den Bau eines Tunnels für die Umfahrung schloss Hanrieder auf Nachfrage von Peter Straubinger erneut aus. Grund sind die Kosten: Sie liegen „mindestens um den Faktor zehn höher“als beim Bau einer normalen Straße. Denkbar ist aus Sicht des Staatlichen Bauamtes allenfalls eine Grünbrücke. Sie würde maximal 70 Meter lang sein – ab 80 Meter gilt sie bereits als Tunnel.
Als Alternative zur Umfahrung hat die Bürgerinitiative gegen die Umfahrung den Bau eines Kreisels in der Ortsmitte ins Gespräch gebracht. Das Bauamt schließt so ein Bauwerk derzeit aber aus. Für einen funktionierenden Kreisel fehle Platz, sagte Hanrieder: „Ich persönlich glaube nicht, dass hier jemals ein Kreisverkehr entstehen wird.“
An eine große Lösung für das ganze Westallgäu denkt das Bauamt nicht. Paul Straub hatte sie mit Blick auf die gestiegene Zahl an Gewerbegebieten im oberen Landkreis angesprochen. Schon in Mellatz bringe die Ortsumfahrung von Opfenbach keine Entlastung, sagte Straub.
Das Bauamt wartet jetzt auf eine Entscheidung der Gemeinde, ob sie die Umfahrung will. Es sei klar, dass der Bau nicht nur Zustimmung erfahre, sagte Hanrieder. Er gehe aber davon aus, dass die Gemeinde die Vorteile einer Umfahrung sehe.