Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ungewöhnli­ch hohe Entlastung“

11 000 Autos fahren täglich durch Opfenbach – Umfahrung würde Zahl um 70 Prozent verringern

- Von peter Mittermeie­r

OPFENBACH - Der Verkehr im Zentrum von Opfenbach ließe sich durch den Bau einer Umfahrung um 70 Prozent verringern. Das ist eine Kernbotsch­aft des Verkehrsgu­tachtens, das Vertreter des Staatliche­n Bauamtes am Dienstagab­end im Gemeindera­t vorgestell­t haben. Der zuständige Abteilungs­leiter Thomas Hanrieder sprach von einer „ungewöhnli­ch hohen Entlastung“.

Der Bau der Umfahrung ist im Bundesverk­ehrswegepl­an als vordringli­cher Bedarf eingestuft. Das Vorhaben genießt also aus Sicht des Bundes Priorität. Allerdings wird das Bauamt mit Planungen erst beginnen, wenn die Gemeinde dem Vorhaben zugestimmt. „Der Bund baut die Umfahrung nicht für den Fernverkeh­r, sie ist ein Angebot für die Gemeinde vor Ort. Dafür brauchen wir Ihre Rückendeck­ung“, sagte Hanrieder. Allerdings ist das Vorhaben umstritten. Gegen den Bau hat eine Bürgerinit­iative bereits Unterschri­ften gesammelt.

Bislang war unklar, wie viel Verkehr durch Opfenbach fließt und wie stark eine Umfahrung den Ort entlasten würde. Ein Fachbüro hat ein entspreche­ndes Gutachten erstellt. Es beruht unter anderem auf regelmäßig­en Zählungen des Verkehrs. Demnach sind in der Allgäustra­ße Richtung Mellatz die meisten Autos unterwegs – im Durchschni­tt 11000 am Tag. Weniger sind es in der Bodensee(7225) und der Oberschwab­enstraße (8400). Eine 24-StundenZäh­lung am 25. Juli dieses Jahres hat diese Werte bestätigt. Dabei ist der Anteil der Lkw nach Angaben von Lukas Schäfer vom Staatliche­n Bauamt „relativ hoch“. Er liege bei etwa zehn Prozent, bayernweit sind es zwischen drei und fünf Prozent.

Eine Umfahrung würde den Ortskern nach den Berechnung­en des Fachbüros erheblich entlasten. Es geht bei einer Prognose für das Jahr 2035 von 7200 Autos aus, die die neue Straße nutzen würden. Damit müssten die Anlieger der Bodenseest­raße 70 Prozent weniger Verkehr ertragen, in der Allgäustra­ße wären es gut 55 Prozent weniger als bei einem Verzicht auf die Umfahrung. „Wir haben anderswo kaum so gut funktionie­rende Ortsumfahr­ungen“, sagte Hanrieder.

Als Kosten für den Bau der Umfahrung stehen vier Millionen Euro im Raum. Mehr als eine Hausnummer ist das allerdings nicht. Viele wichtige Faktoren sind unklar. Dazu gehört der Untergrund genauso wie die Trassenfüh­rung. Bekannt ist nur, wo ungefähr die Umfahrung entstehen kann. Für den Bau kommt nur ein Bereich östlich des Hauptortes in Frage. Drei verschiede­ne Varianten will das Bauamt laut Hanrieder prüfen – eine nahe am Dorf, eine in der Mitte zwischen Dorf und Wald, eine in der Nähe des Waldes. Ein Knackpunkt wird der Tobel beim Opfenbach sein. „Die Frage ist, wie kommen wir über ihn rüber“, sagte Hanrieder. Um die Umgehung an die B 32 anzubinden, empfiehlt der Gutachtern an der Stelle einen Kreisverke­hr.

Den Bau eines Tunnels für die Umfahrung schloss Hanrieder auf Nachfrage von Peter Straubinge­r erneut aus. Grund sind die Kosten: Sie liegen „mindestens um den Faktor zehn höher“als beim Bau einer normalen Straße. Denkbar ist aus Sicht des Staatliche­n Bauamtes allenfalls eine Grünbrücke. Sie würde maximal 70 Meter lang sein – ab 80 Meter gilt sie bereits als Tunnel.

Als Alternativ­e zur Umfahrung hat die Bürgerinit­iative gegen die Umfahrung den Bau eines Kreisels in der Ortsmitte ins Gespräch gebracht. Das Bauamt schließt so ein Bauwerk derzeit aber aus. Für einen funktionie­renden Kreisel fehle Platz, sagte Hanrieder: „Ich persönlich glaube nicht, dass hier jemals ein Kreisverke­hr entstehen wird.“

An eine große Lösung für das ganze Westallgäu denkt das Bauamt nicht. Paul Straub hatte sie mit Blick auf die gestiegene Zahl an Gewerbegeb­ieten im oberen Landkreis angesproch­en. Schon in Mellatz bringe die Ortsumfahr­ung von Opfenbach keine Entlastung, sagte Straub.

Das Bauamt wartet jetzt auf eine Entscheidu­ng der Gemeinde, ob sie die Umfahrung will. Es sei klar, dass der Bau nicht nur Zustimmung erfahre, sagte Hanrieder. Er gehe aber davon aus, dass die Gemeinde die Vorteile einer Umfahrung sehe.

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FOTO: DAVID SPECHT 11 000 Autos fahren am Tag durch Opfenbach, darunter sind etwa zehn Prozent Laster. Eine Umfahrung würde die zentrale Kreuzung, die Oberschwab­enund die Allgäustra­ße entlasten.

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