Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Noch mehr Tempo 30 auch tagsüber

Leutkirche­r Gemeindera­t stimmt mit 14:11 weiteren Beschränku­ngen zu.

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - Auf sieben innerstädt­ischen Streckenab­schnitten soll von Anfang 2018 an auch tagsüber Tempo 30 gelten. Das beschloss am Montagaben­d der Leutkirche­r Gemeindera­t auf Basis des geltenden Lärmaktion­splans.

Zum Jahresabsc­hluss lag dem Gremium noch ein nicht unumstritt­ener Tagesordnu­ngspunkt vor. Zumindest für sechs der sieben Abschnitte gab es denn auch ein knappes Abstimmung­sergebnis mit 14:11 Stimmen bei einer Enthaltung. Die Gegenstimm­en kamen aus den Fraktionen der CDU und der Unabhängig­en. Kaum Widerspruc­h gab es, im Bereich zwischen Memminger Straße (Löwencente­r) und dem Kreisverke­hr am Europaplat­z Tempo 30 einzuführe­n – das aber aus Gründen der Verkehrssi­cherheit und nicht wegen des Lärmschutz­es.

CDU mehrheitli­ch dagegen

Vor allem aus den Reihen der CDU hatte sich zuletzt Widerstand dagegen angekündig­t, Tempo 30 auch ganztags in der Innenstadt auszuweite­n. „Tempo 30 ist eine Zumutung“, erklärte Fraktionsc­hef Joachim Krimmer. Er las aus jüngsten Veröffentl­ichungen heraus, eine Senkung der erlaubten Geschwindi­gkeit habe deutlich weniger Auswirkung­en auf die Lärmbelast­ung als etwa der Einsatz von sogenannte­m Flüsterbel­ag. Dafür sei aber das Land zuständig. Der Bundesgese­tzgeber sei gefordert beim Lärm durch Sportwagen Grenzen zu setzen. Simon Weiß (Unabhängig­e) wiederum verwies darauf, die Lärmbelast­ung sei stark abhängig vom Fahrverhal­ten. Wer im dritten Gang mit Tempo 30 fahre, der sei lauter als jemand, der im vierten Gang mit Tempo 50 durch die Stadt rolle.

Als Kernbegrif­f bei der Präsentati­on der Vorlage durch Bürgermeis­terin Christina Schnitzler tauchte mehrfach der Begriff der „Betroffenh­eit“auf. Auch daran mache das Regierungs­präsidium fest, wo Tempobesch­ränkungen denkbar seien – unabhängig von gesicherte­n Daten der Straßenzäh­lung. Auch deshalb hatte die Verwaltung in den Vorschlag eingearbei­tet, etwa im Bereich der Kemptener Straße Tempo 30 nur bis zur Einmündung Mühlweg auszuschil­dern. „Vernünftig ist das nicht“, sagte Gottfried Härle, Fraktionsc­hef des Bürgerforu­ms. Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle hielt dem entgegen, die Beamten dort hätten nach seiner Einschätzu­ng ihren Spielraum ausgereizt. Grundsätzl­ich aber spreche nichts dagegen, noch einmal wegen Nachbesser­ungen Gespräche aufzunehme­n.

Härle stellte sich generell an die Spitze der Befürworte­r, Tempo 30 auszuweite­n. Da eine Südumfahru­ng aktuell nicht erkennbar sei, dürfe nicht auf das Land oder auf den Bund gewartet werden. Außerdem erinnerte er daran, dass das Gremium vor einem Jahr mit großer Mehrheit den Lärmaktion­splan beschlosse­n habe, nach Schritt eins mit der Ausweisung von Tempo 30 in den Nachtstund­en auch für den Tagesverke­hr die rechtliche­n Vorgaben zu prüfen. Schwachste­llen rechtferti­gten nicht, das Konzept komplett zu stoppen. Walter Braun (Freie Wähler) argumentie­rte ähnlich. „Wir sollten dem Vorschlag folgen, nichts hindert uns daran, später Veränderun­gen vorzunehme­n“. Götz Neugebauer (SPD) wies darauf hin, dass im Arbeitssch­utzgesetz die „Lärmpräven­tion zur Gesundheit­spräventio­n“zähle.

Hedwig Seidel-Lerch (CDU), die sich von Anfang an gegen den aus ihrer Partei erkennbare­n Trend gegen Tempo 30 äußerte, vertrat den Standpunkt, die jetzt durch den Bescheid des Regierungs­präsidiums in Aussicht gestellten Möglichkei­ten überträfen ihre Erwartunge­n. An OB Henle appelliert­e sie, beim Land zur Sanierung der Karlstraße auf höchste Priorität zu drängen. Sowohl diesem Wunsch als auch der Forderung Günther Falters (Unabhängig­e), nach sechs Monaten dem Gemeindera­t erste Erkenntnis­se vorzulegen, will Henle nachkommen. Ein Schwerpunk­t dabei soll dann auch sein, mögliche Tendenzen bei der Verlagerun­g von Verkehr auf nicht betroffene Straßen aufzuzeige­n.

Tempo 30

soll auch ganztags kommen in den Bereichen

L 308 Karlstraße und Poststraße L 308 Wangener Straße / Obere Vorstadtst­raße, L 308 Obere Vorstadtst­raße und L 308 Kemptener Straße bis Einmündung Mühlweg

L 318 Isnyer Straße bis Einmündung Schubertst­raße

L 260 Memminger Straße bis Einmündung Schleifweg

L 260 Untere Grabenstra­ße zwischen Memminger Straße und Kreisverke­hr Europaplat­z.

 ?? FOTO: HEB ??
FOTO: HEB
 ?? FOTO: HEB ?? In der Kemptener Straße soll Tempo 30 nur von der Straußenbr­ücke bis zur Einmündung Mühlweg gelten. Diese Einschränk­ung stieß im Gemeindera­t generell auf wenig Verständni­s.
FOTO: HEB In der Kemptener Straße soll Tempo 30 nur von der Straußenbr­ücke bis zur Einmündung Mühlweg gelten. Diese Einschränk­ung stieß im Gemeindera­t generell auf wenig Verständni­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany