Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kurbetrieb erhält neues Konzept

5,3 Millionen Euro sollen bis 2021 in neue Strategie investiert werden.

- Von Simon Nill

-●Neue Strategie für BAD WURZACH den Kurbetrieb: Der Bad Wurzacher Gemeindera­t hat am Montag einem umfangreic­hen Konzept zur Neuausrich­tung zugestimmt. In den kommenden Jahren soll kräftig investiert werden. 5,3 Millionen Euro sind für die Attraktivi­erung des Kurbetrieb­s veranschla­gt. Im Mittelpunk­t der Strategie steht die Besinnung auf Stärken.

Das Hauptziel des neuen Konzepts: durch eine Neugestalt­ung in den kommenden vier Jahren weitere 10 000 Übernachtu­ngen pro Jahr generieren. Das erklärte Unternehme­nsberater Markus Bazan, der gleichzeit­ig Geschäftsf­ührer des Kurbetrieb­s ist. Bereits seit langer Zeit beschäftig­en sich die Stadträte mit der Frage nach der Zukunft der Einrichtun­g. Handlungsb­edarf besteht vor allem, weil laut Bazan jährlich ein sogenannte­s strukturel­les Defizit von mehr als 900 000 Euro entsteht. Dadurch ist derzeit die Existenz des Betriebs stark gefährdet.

Um Konsequenz­en wie eine Schließung oder einen Verkauf zu vermeiden, ist nun die Neuausrich­tung beschlosse­n worden. Konkret soll beispielsw­eise auf vorhandene Stärken gesetzt werden. So müsse das Heilmittel Moor als zentrales Element platziert werden. Zudem steht eine Fokussieru­ng des Unternehme­ns auf Patienteng­ruppen mit Schmerz und Erschöpfun­g auf dem Plan.

Vier neue Produktlin­ien

Damit der Ertrag in Zukunft gesteigert wird, sollen weitere Übernachtu­ngsgäste angelockt werden. Deshalb wollen die Verantwort­lichen vier Produktlin­ien einführen, die im Kern überwiegen­d auf Moor als Heilmittel setzen. Dazu zählen die Angebote „Schmerzfre­i durch Moor“, „Im Moor zum inneren Gleichgewi­cht“, „Natürlich durch die Mitte des Lebens“und „Wellnessau­szeit – Vom Tun zum Sein“. Die Zielgruppe dabei sind Männer und Frauen über 50 Jahren, erläuterte Marcel Wiesendt von der Beratungsf­irma Bazan.

Ebenfalls zur neuen Strategie zählt etwa die Modernisie­rung von rund 120 Hotelzimme­rn, die Sanierung der Moorbadeab­teilung sowie die Erweiterun­g des Angebots der VitaliumTh­erme. 2021 soll die gesamte Neuausrich­tung abgeschlos­sen sein. Der konkrete Startzeitp­unkt der Umbauarbei­ten ist derweil noch nicht bekannt.

Die künftige Strategie für den Kurbetrieb sei „schlüssig und nachvollzi­ehbar“, sagte Bürgermeis­ter Roland Bürkle bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung. Als einen wichtigen Erfolgsfak­tor nennt er, dass die Mitarbeite­r des Kurbetrieb­s hinter dem Vorhaben stehen. Das wurde auch durch eine schriftlic­he Erklärung des Personalra­ts deutlich. Generell spielten die rund 150 Beschäftig­ten eine wichtige Rolle während der Planungen. Bei einer Schließung wären die Arbeitsplä­tze weggefalle­n.

Durch die Investitio­n der Stadt Bad Wurzach erhält der Kurbetrieb laut Bürkle die Möglichkei­t, ab 2021 wirtschaft­lich erfolgreic­h zu agieren. „Wir müssen in diese Chance investiere­n“, betonte der Bürgermeis­ter. Die Variante mit der Neuausrich­tung ist seiner Einschätzu­ng nach „die risikoärms­te und wirtschaft­lichste Version“. Neben den Investitio­nen für 5,3 Millionen Euro – die für Bürkle „absolut notwendig“sind – werden zum Ausgleich von Umstellung­skosten und aufgelaufe­ner Betriebsve­rluste zusätzlich 2,3 Millionen Euro fällig.

Zustimmung zur neuen Strategie, die einstimmig beschlosse­n wurde, gab’s auch von einzelnen Stadträten. In vielen Wortmeldun­gen wurde deutlich, wie intensiv das Thema in den vergangene­n Monaten diskutiert wurde. „Für mich ist heute ein historisch­er Tag“, sagte Berthold Kibler (CDU). Einen wichtigen Faktor für künftigen Erfolg sieht er darin, dass die Investitio­nen in die Moorbadeab­teilung bei den Besuchern „einschlage­n“. Schlaflose Nächte wegen der Zukunft des Kurbetrieb­s hatte indes Klaus Schütt (CDU). Viele Beschäftig­te seien auf ihn zugekommen und hätten den Gemeindera­t um eine weitere Chance für den Betrieb gebeten.

„Wir setzen viel Hoffnung und Geld ein“, meinte Karl-Heinz Buschle (FWV). Nun sollten seiner Einschätzu­ng nach alle Beteiligte­n an einem Strang ziehen, damit der Betrieb wieder erfolgreic­h agiere. „Die Leute müssen wieder stolz auf die Stadt und den Kurbetrieb sein“, forderte der Stadtrat.

 ?? ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG ??
ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG
 ?? ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG ?? Das Kurhotel am Reischberg soll künftig weitere Gäste anlocken.
ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Das Kurhotel am Reischberg soll künftig weitere Gäste anlocken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany