Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kurbetrieb erhält neues Konzept
5,3 Millionen Euro sollen bis 2021 in neue Strategie investiert werden.
-●Neue Strategie für BAD WURZACH den Kurbetrieb: Der Bad Wurzacher Gemeinderat hat am Montag einem umfangreichen Konzept zur Neuausrichtung zugestimmt. In den kommenden Jahren soll kräftig investiert werden. 5,3 Millionen Euro sind für die Attraktivierung des Kurbetriebs veranschlagt. Im Mittelpunkt der Strategie steht die Besinnung auf Stärken.
Das Hauptziel des neuen Konzepts: durch eine Neugestaltung in den kommenden vier Jahren weitere 10 000 Übernachtungen pro Jahr generieren. Das erklärte Unternehmensberater Markus Bazan, der gleichzeitig Geschäftsführer des Kurbetriebs ist. Bereits seit langer Zeit beschäftigen sich die Stadträte mit der Frage nach der Zukunft der Einrichtung. Handlungsbedarf besteht vor allem, weil laut Bazan jährlich ein sogenanntes strukturelles Defizit von mehr als 900 000 Euro entsteht. Dadurch ist derzeit die Existenz des Betriebs stark gefährdet.
Um Konsequenzen wie eine Schließung oder einen Verkauf zu vermeiden, ist nun die Neuausrichtung beschlossen worden. Konkret soll beispielsweise auf vorhandene Stärken gesetzt werden. So müsse das Heilmittel Moor als zentrales Element platziert werden. Zudem steht eine Fokussierung des Unternehmens auf Patientengruppen mit Schmerz und Erschöpfung auf dem Plan.
Vier neue Produktlinien
Damit der Ertrag in Zukunft gesteigert wird, sollen weitere Übernachtungsgäste angelockt werden. Deshalb wollen die Verantwortlichen vier Produktlinien einführen, die im Kern überwiegend auf Moor als Heilmittel setzen. Dazu zählen die Angebote „Schmerzfrei durch Moor“, „Im Moor zum inneren Gleichgewicht“, „Natürlich durch die Mitte des Lebens“und „Wellnessauszeit – Vom Tun zum Sein“. Die Zielgruppe dabei sind Männer und Frauen über 50 Jahren, erläuterte Marcel Wiesendt von der Beratungsfirma Bazan.
Ebenfalls zur neuen Strategie zählt etwa die Modernisierung von rund 120 Hotelzimmern, die Sanierung der Moorbadeabteilung sowie die Erweiterung des Angebots der VitaliumTherme. 2021 soll die gesamte Neuausrichtung abgeschlossen sein. Der konkrete Startzeitpunkt der Umbauarbeiten ist derweil noch nicht bekannt.
Die künftige Strategie für den Kurbetrieb sei „schlüssig und nachvollziehbar“, sagte Bürgermeister Roland Bürkle bei der jüngsten Gemeinderatssitzung. Als einen wichtigen Erfolgsfaktor nennt er, dass die Mitarbeiter des Kurbetriebs hinter dem Vorhaben stehen. Das wurde auch durch eine schriftliche Erklärung des Personalrats deutlich. Generell spielten die rund 150 Beschäftigten eine wichtige Rolle während der Planungen. Bei einer Schließung wären die Arbeitsplätze weggefallen.
Durch die Investition der Stadt Bad Wurzach erhält der Kurbetrieb laut Bürkle die Möglichkeit, ab 2021 wirtschaftlich erfolgreich zu agieren. „Wir müssen in diese Chance investieren“, betonte der Bürgermeister. Die Variante mit der Neuausrichtung ist seiner Einschätzung nach „die risikoärmste und wirtschaftlichste Version“. Neben den Investitionen für 5,3 Millionen Euro – die für Bürkle „absolut notwendig“sind – werden zum Ausgleich von Umstellungskosten und aufgelaufener Betriebsverluste zusätzlich 2,3 Millionen Euro fällig.
Zustimmung zur neuen Strategie, die einstimmig beschlossen wurde, gab’s auch von einzelnen Stadträten. In vielen Wortmeldungen wurde deutlich, wie intensiv das Thema in den vergangenen Monaten diskutiert wurde. „Für mich ist heute ein historischer Tag“, sagte Berthold Kibler (CDU). Einen wichtigen Faktor für künftigen Erfolg sieht er darin, dass die Investitionen in die Moorbadeabteilung bei den Besuchern „einschlagen“. Schlaflose Nächte wegen der Zukunft des Kurbetriebs hatte indes Klaus Schütt (CDU). Viele Beschäftigte seien auf ihn zugekommen und hätten den Gemeinderat um eine weitere Chance für den Betrieb gebeten.
„Wir setzen viel Hoffnung und Geld ein“, meinte Karl-Heinz Buschle (FWV). Nun sollten seiner Einschätzung nach alle Beteiligten an einem Strang ziehen, damit der Betrieb wieder erfolgreich agiere. „Die Leute müssen wieder stolz auf die Stadt und den Kurbetrieb sein“, forderte der Stadtrat.