Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Gegenseitiges Vertrauen ist gewachsen
Netzwerk Asyl organisiert Fest der Begegnung in St. Michael
ISNY - Die Ehrenamtlichen der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Asyl und der katholischen Kirchengemeinde organisierten schon zum dritten Mal im Advent ein Fest der Begegnung im Gemeindezentrum St. Michael. Gut 80 Menschen, Familien mit Kind und Kegel, allesamt Flüchtlinge des Jahres 2015, wurden eingeladen zu einem interkulturellen Begegnungsnachmittag.
Die inzwischen gar nicht mehr so fremden Menschen aus der arabischen und afrikanischen Welt kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, aus Gambia, Somalia und Eritrea. Sie scheuen sich auch nicht mehr, ihre kulturellen Gaben mit Liedern, Tänzen und Musik einzubringen. Gabi Kimmerle drückt ihre Beobachtung so aus: „Man spürt es, Vertrautheit ist schon gewachsen. Wir sind uns nähergekommen. Die Fremden sind keine ganz Fremden mehr.“
Die Ehrenamtlichen haben miteinander jede Menge Weihnachtsgebäck gebacken, haben die Tische adventlich dekoriert mit Mandarinen, Erdnüssen und Tannenzweigen, „unsere Gäste sollen ja auch etwas von unserer christlichen Kultur und unserem Brauchtum kennenlernen“, betonen sie. Für die Spenden aus der Bäckerei Mayer, von Früchte Jork und der Eismanufaktur Soravia sind alle Mitarbeitenden dankbar. Die Flüchtlingsfamilien haben aber genauso ihre Lieblingsleckereien beigesteuert.
Jedes Jahr bestreiten die Gäste etwas mehr im Programm. Syrische Mädchen präsentierten ein Lied, andere aus Nordafrika einen marokkanischen Tanz. Die unbegleiteten Jugendlichen, die im Stephanuswerk leben und dort betreut werden, haben mit Unterstützung von Regine Goueffon die Trommelgruppe „Iftin“(auf Somali: „Licht“) gegründet und zeigen auf ihren afrikanischen Trommeln, welch rhythmische Leidenschaft in ihnen steckt. Ein Hirtenjunge aus Afghanistan legt einen Tanz aufs Parkett. Der musikalisch begabte Syrer Imad präsentiert auf einer etwas bauchigen Laute kurdische Volksmusik. Andere aus seinem Kulturkreis tanzten spontan dazu.
Auffällig ist, dass die ArabischDolmetscherin Nadja Rummel aus Bolsternang zwar das Netzwerk Asyl noch tatkräftig unterstützt, sie aber nur noch im Ausnahmefall als Dolmetscherin gerufen wird. Die Sprachkurse für Erwachsene, die Sprachpraxis in den Kindergärten und in den Schulen, zeigen Früchte. Die Kommunikation in deutscher Sprache ist für die meisten möglich und bei vielen bereits zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Eindruck wird greifbar: Die Mühen waren nicht vergeblich – in der Kleiderkammer, bei den Sprachkursen, bei der Arbeits- und Wohnungsvermittlung und durch so manch geduldige Einzelbetreuung.
Vielleicht spricht Nils Gyldsö in St. Michael für viele andere Ehrenamtliche: „Wenn man diesen Nachmittag miterlebt, dann ist es heute für uns alle wie ein 'Zahltag’, ein Lohn für alle Mühe um unsere anvertrauten, immer noch schutzbedürftigen Menschen.“
Peter Clement zeigt sich als „Gesandter“der Stadtverwaltung begeistert von „dieser gelebten Willkommenskultur, die uns einander näherbringt.“Er findet herzliche Dankesworte für alles geduldige Integrationsbemühen und erinnert exemplarisch an das Grillfest auf der Familienspielwiese, an die Lesung zum Thema Flucht und an den Film über die Lebensumstände in Syrien. Clement wünscht sich sehr, dass diese ehrenamtliche, unerlässliche Arbeit im kommenden Jahr genauso weitergeht, „wenn Integration gelingen soll“.