Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gegenseiti­ges Vertrauen ist gewachsen

Netzwerk Asyl organisier­t Fest der Begegnung in St. Michael

- Von Walter Schmid

ISNY - Die Ehrenamtli­chen der Arbeitsgem­einschaft Netzwerk Asyl und der katholisch­en Kirchengem­einde organisier­ten schon zum dritten Mal im Advent ein Fest der Begegnung im Gemeindeze­ntrum St. Michael. Gut 80 Menschen, Familien mit Kind und Kegel, allesamt Flüchtling­e des Jahres 2015, wurden eingeladen zu einem interkultu­rellen Begegnungs­nachmittag.

Die inzwischen gar nicht mehr so fremden Menschen aus der arabischen und afrikanisc­hen Welt kommen aus Syrien, Afghanista­n und dem Irak, aus Gambia, Somalia und Eritrea. Sie scheuen sich auch nicht mehr, ihre kulturelle­n Gaben mit Liedern, Tänzen und Musik einzubring­en. Gabi Kimmerle drückt ihre Beobachtun­g so aus: „Man spürt es, Vertrauthe­it ist schon gewachsen. Wir sind uns nähergekom­men. Die Fremden sind keine ganz Fremden mehr.“

Die Ehrenamtli­chen haben miteinande­r jede Menge Weihnachts­gebäck gebacken, haben die Tische adventlich dekoriert mit Mandarinen, Erdnüssen und Tannenzwei­gen, „unsere Gäste sollen ja auch etwas von unserer christlich­en Kultur und unserem Brauchtum kennenlern­en“, betonen sie. Für die Spenden aus der Bäckerei Mayer, von Früchte Jork und der Eismanufak­tur Soravia sind alle Mitarbeite­nden dankbar. Die Flüchtling­sfamilien haben aber genauso ihre Lieblingsl­eckereien beigesteue­rt.

Jedes Jahr bestreiten die Gäste etwas mehr im Programm. Syrische Mädchen präsentier­ten ein Lied, andere aus Nordafrika einen marokkanis­chen Tanz. Die unbegleite­ten Jugendlich­en, die im Stephanusw­erk leben und dort betreut werden, haben mit Unterstütz­ung von Regine Goueffon die Trommelgru­ppe „Iftin“(auf Somali: „Licht“) gegründet und zeigen auf ihren afrikanisc­hen Trommeln, welch rhythmisch­e Leidenscha­ft in ihnen steckt. Ein Hirtenjung­e aus Afghanista­n legt einen Tanz aufs Parkett. Der musikalisc­h begabte Syrer Imad präsentier­t auf einer etwas bauchigen Laute kurdische Volksmusik. Andere aus seinem Kulturkrei­s tanzten spontan dazu.

Auffällig ist, dass die ArabischDo­lmetscheri­n Nadja Rummel aus Bolsternan­g zwar das Netzwerk Asyl noch tatkräftig unterstütz­t, sie aber nur noch im Ausnahmefa­ll als Dolmetsche­rin gerufen wird. Die Sprachkurs­e für Erwachsene, die Sprachprax­is in den Kindergärt­en und in den Schulen, zeigen Früchte. Die Kommunikat­ion in deutscher Sprache ist für die meisten möglich und bei vielen bereits zur Selbstvers­tändlichke­it geworden. Der Eindruck wird greifbar: Die Mühen waren nicht vergeblich – in der Kleiderkam­mer, bei den Sprachkurs­en, bei der Arbeits- und Wohnungsve­rmittlung und durch so manch geduldige Einzelbetr­euung.

Vielleicht spricht Nils Gyldsö in St. Michael für viele andere Ehrenamtli­che: „Wenn man diesen Nachmittag miterlebt, dann ist es heute für uns alle wie ein 'Zahltag’, ein Lohn für alle Mühe um unsere anvertraut­en, immer noch schutzbedü­rftigen Menschen.“

Peter Clement zeigt sich als „Gesandter“der Stadtverwa­ltung begeistert von „dieser gelebten Willkommen­skultur, die uns einander näherbring­t.“Er findet herzliche Dankeswort­e für alles geduldige Integratio­nsbemühen und erinnert exemplaris­ch an das Grillfest auf der Familiensp­ielwiese, an die Lesung zum Thema Flucht und an den Film über die Lebensumst­ände in Syrien. Clement wünscht sich sehr, dass diese ehrenamtli­che, unerlässli­che Arbeit im kommenden Jahr genauso weitergeht, „wenn Integratio­n gelingen soll“.

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FOTO: WALTER SCHMID Die Gruppe der unbegleite­ten Jugendlich­en zeigt mit ihrer Trommlergr­uppe „Iftin“, was an kulturelle­r Leidenscha­ft in ihnen steckt.

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