Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Auf der Suche nach dem Sinn der Weihnacht
Temperamentvolles Kirchenkonzert der Musikkapelle Rohrdorf in ihrer St. Remigiuskirche
ROHRDORF - „Wir möchten ihnen gerne die Vorweihnachtszeit mit Musik und kleinen, passenden Geschichten versüßen“, sagte Simone King, Sprecherin der Musikkapelle Rohrdorf, an die Besucher in der proppenvollen St. Remigiuskirche gerichtet. Sie leitete auch jeweils gekonnt in den bunten Strauß von anspruchsvollen Kompositionen ein, wählte dazu passende Geschichten aus und las diese ausdrucksstark vor.
Begonnen hat das Blasorchester unter Leitung von Klaus Butscher mit temperamentvoller, teils auch melancholischer Filmmusik. Mit „Selection from home alone“verbreiteten die dominierenden Posaunen und helles Schellengeläute aus dem Hintergrund zumindest winterliche Stimmung. Weiche Melodien begleiten dabei eine Schlittenfahrt wie durch die heimische Allgäuer Landschaft. Das weltbekannte „Ave Maria“von Franz Schubert mit dem Trompetensolisten Christoph Brunner klang wie der thematische Auftakt in die Weihnachtszeit.
„Ave Maria, gratia plena“, so grüßte der Engel die Jungfrau Maria, da er ihr die Botschaft gebracht. „Siehe, du sollst einen Sohn empfangen, danach haben Himmel und Erde Verlangen, dass du die Mutter des Herrn sollst sein.“Eindrucksvoll auch die Komposition „Thank you for loving me“in dem das Thema menschlicher Versöhnungsbereitschaft thematisiert wird. Als Zugabe und als Antwort auf den anhaltenden Applaus gab‘s noch Improvisationen bekannter kirchlicher Advents-und Weihnachtslieder – und zum Schluss in der kerzenbeleuchteten Kirche „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Aus den teils lustigen Geschichten soll eine beispielhaft ausgewählt und gekürzt nacherzählt werden: „Marie auf der Suche nach dem Sinn der Weihnacht.“„Warum haben es alle so eilig“, fragt sich Marie, als sie allein durch die Stadt schlendert. „Wenn alles rennt, muss Weihnachten doch wichtig sein“, sagt sie sich. Sie will es wissen und fragt zuerst eine ältere Dame im Pelzmantel. „Ich brauche noch acht Geschenke für meine nervigen Enkel.“Sie vergleiche die Preise in allen Geschäften, gibt die Dame zu. Marie fragt auch in der Bäckerei nach, wo es bis nach draußen nach Plätzchen und Christstollen riecht. „Dumme Frage!“bekommt Marie drinnen zur Antwort. „Umsatz natürlich, wenn nicht jetzt, wann dann?“
Marie kommt auf dem Nachhauseweg an hübsch weihnachtlich geschmückten Fenstern vorbei. Bei Frau Lift, der Nachbarin sieht es noch recht trist aus. Sie kam erst vor wenigen Tagen aus dem Krankenhaus zurück, fällt es Marie ein. Warum nicht spontan klingeln, überlegt sich Marie mutig und tut es auch. Frau Lift schlurft an die Tür, öffnet und sagt: „Komm herein, wie schön, dass du mich besuchst. Komm herein, bleib ein wenig und probiere meine Bredle.“Sie zündeten miteinander den Adventskranz an und Frau Lift erzählte Marie von ihren schweren Schicksalsschlägen in den vergangenen Jahren. Dann sagt sie: „Alleinsein ist nicht schön, besonders an Weihnachten fällt es schwer.“
Der Kirchengemeinderat lud Musiker und Konzertbesucher anschließend zu Glühwein und Punsch ins Pfarrheim ein.