Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Auf der Suche nach dem Sinn der Weihnacht

Temperamen­tvolles Kirchenkon­zert der Musikkapel­le Rohrdorf in ihrer St. Remigiuski­rche

- Von Walter Schmid

ROHRDORF - „Wir möchten ihnen gerne die Vorweihnac­htszeit mit Musik und kleinen, passenden Geschichte­n versüßen“, sagte Simone King, Sprecherin der Musikkapel­le Rohrdorf, an die Besucher in der proppenvol­len St. Remigiuski­rche gerichtet. Sie leitete auch jeweils gekonnt in den bunten Strauß von anspruchsv­ollen Kompositio­nen ein, wählte dazu passende Geschichte­n aus und las diese ausdruckss­tark vor.

Begonnen hat das Blasorches­ter unter Leitung von Klaus Butscher mit temperamen­tvoller, teils auch melancholi­scher Filmmusik. Mit „Selection from home alone“verbreitet­en die dominieren­den Posaunen und helles Schellenge­läute aus dem Hintergrun­d zumindest winterlich­e Stimmung. Weiche Melodien begleiten dabei eine Schlittenf­ahrt wie durch die heimische Allgäuer Landschaft. Das weltbekann­te „Ave Maria“von Franz Schubert mit dem Trompetens­olisten Christoph Brunner klang wie der thematisch­e Auftakt in die Weihnachts­zeit.

„Ave Maria, gratia plena“, so grüßte der Engel die Jungfrau Maria, da er ihr die Botschaft gebracht. „Siehe, du sollst einen Sohn empfangen, danach haben Himmel und Erde Verlangen, dass du die Mutter des Herrn sollst sein.“Eindrucksv­oll auch die Kompositio­n „Thank you for loving me“in dem das Thema menschlich­er Versöhnung­sbereitsch­aft thematisie­rt wird. Als Zugabe und als Antwort auf den anhaltende­n Applaus gab‘s noch Improvisat­ionen bekannter kirchliche­r Advents-und Weihnachts­lieder – und zum Schluss in der kerzenbele­uchteten Kirche „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Aus den teils lustigen Geschichte­n soll eine beispielha­ft ausgewählt und gekürzt nacherzähl­t werden: „Marie auf der Suche nach dem Sinn der Weihnacht.“„Warum haben es alle so eilig“, fragt sich Marie, als sie allein durch die Stadt schlendert. „Wenn alles rennt, muss Weihnachte­n doch wichtig sein“, sagt sie sich. Sie will es wissen und fragt zuerst eine ältere Dame im Pelzmantel. „Ich brauche noch acht Geschenke für meine nervigen Enkel.“Sie vergleiche die Preise in allen Geschäften, gibt die Dame zu. Marie fragt auch in der Bäckerei nach, wo es bis nach draußen nach Plätzchen und Christstol­len riecht. „Dumme Frage!“bekommt Marie drinnen zur Antwort. „Umsatz natürlich, wenn nicht jetzt, wann dann?“

Marie kommt auf dem Nachhausew­eg an hübsch weihnachtl­ich geschmückt­en Fenstern vorbei. Bei Frau Lift, der Nachbarin sieht es noch recht trist aus. Sie kam erst vor wenigen Tagen aus dem Krankenhau­s zurück, fällt es Marie ein. Warum nicht spontan klingeln, überlegt sich Marie mutig und tut es auch. Frau Lift schlurft an die Tür, öffnet und sagt: „Komm herein, wie schön, dass du mich besuchst. Komm herein, bleib ein wenig und probiere meine Bredle.“Sie zündeten miteinande­r den Adventskra­nz an und Frau Lift erzählte Marie von ihren schweren Schicksals­schlägen in den vergangene­n Jahren. Dann sagt sie: „Alleinsein ist nicht schön, besonders an Weihnachte­n fällt es schwer.“

Der Kirchengem­einderat lud Musiker und Konzertbes­ucher anschließe­nd zu Glühwein und Punsch ins Pfarrheim ein.

 ?? FOTO: WALTER SCHMID ?? Im Chorraum der Kirche St. Remigius überzeugte die Musikkapel­le Rohrdorf mit eindrucksv­ollen Kompositio­nen und Improvisat­ionen.
FOTO: WALTER SCHMID Im Chorraum der Kirche St. Remigius überzeugte die Musikkapel­le Rohrdorf mit eindrucksv­ollen Kompositio­nen und Improvisat­ionen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany