Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Konsequenter Vollstrecker der neoliberalen Wirtschaftstheorie“
Herr Maucher war aus neoliberaler Sicht ein „Manager von Weltformat“. Treffender finde ich die Titulierung des Handelsblatts: „Der Globalisierungs-Jünger aus dem Allgäu“. Er war ein konsequenter Vollstrecker der neoliberalen Wirtschaftstheorie, besser -ideologie. Maucher baute Nestle, ab 1980 in leitenden Führungsfunktionen und von 1990 bis 2000 als Präsident des Verwaltungsrats (in der Hochzeit des politischen Wertewandels von der „sozialen Marktwirtschaft“zur „globalen Marktwirtschaft“), rücksichtslos zum größten Nahrungsmittelkonzern der Welt aus. Dazu in den 1990er-Jahren mittels großer Zukäufe und Firmen-Übernahmen zum weltgrößten Mineral- und Tafelwasserabfüller (in Plastikflaschen).
Die kanadische Umweltaktivistin und ehemalige Chefberaterin der UNO in Wasserdingen, Maude Barlow, nannte Nestlé und CEO-Maucher, ein „Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde“. Bekannt wurde Maucher auch als Schöpfer des Begriffs „Wohlstandsmüll“für Menschen, die (angeblich) arbeitsunwillig seien. Seine Formulierung (laut Wikipedia): „Unsere Arbeitslosen werden relativ gut bezahlt. Und wir wissen, dass mit Prosperität auch – und das ist ein hartes Wort – ein gewisser „Wohlstandsmüll“entsteht: Leute, die saufen, Drogen nehmen, sich abgemeldet haben. Für Menschen die wirklich arbeiten wollen, gibt es immer noch Arbeit.“Diese Wortschöpfung wurde zum „Unwort des Jahres 1997“gekürt.
Maucher hat nach neoliberaler Denkart große Erfolge erzielt. Sozial, moralisch und ökologisch aber hat er riesige Schäden angerichtet und persönliche Schuld auf sich geladen. Man erinnere sich der vielen NestleSkandale mit Babynahrung, Gentechnik, Kinder- und Zwangsarbeit im Kakao-Anbau, Tierversuchen, Regenwaldzerstörung, Korruption, illegale Preisabsprachen, Wasserund Landraub, Existenzverlust, Not, Vertreibung und Flucht eingeborener Bevölkerungen während Mauchers Ägide. Papst Franziskus ist in seinem Urteil zuzustimmen: „Diese Wirtschaft tötet!“
Lothar Höfler, Lindau
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Leserbrief zum Beitrag vom 9.12.17: „Allgäuer Manager von Weltformat"