Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Tagesabschluss auf Knopfdruck
Leutkircher Kornhaus-Apotheke ist bundesweit Vorreiter mit einem neuen System in dieser Branche
In der Leutkircher Kornhaus-Apotheke setzt Robert Stenz auf neues System.
LEUTKIRCH - Geschäftsschluss gleich Kassenschluss? Im Einzelhandel funktioniert so eine Rechnung nicht. Technische Neuerungen aber erleichtern die Arbeit, um Inhaber und Mitarbeiterschaft nicht über Gebühr lange noch damit aufzuhalten. Als erster Apotheker in Deutschland hat jetzt Robert Stenz, Inhaber der Leutkircher Kornhaus-Apotheke, das „Bargeldmanagementsystem Glory“eines japanischen Anbieters in seinem Betrieb eingeführt. In der Fachpresse ist bereits über die Neuerung berichtet worden, das in Konkurrenz zu dem sogenannten „Cashguard“-System steht.
Bargeld. EC- oder Kreditkarte. Die Kundschaft erwartet mittlerweile, dass alle Zahlungsmöglichkeiten bedient werden. Beobachtet hat Stenz in der Vergangenheit aber auch, dass sich der Tagesabschluss für das Personal immer mehr verzögert habe. Andererseits kann von jedem Einzelhändler verlangt werden, dass er punktgenau die Tagesbilanz bei Kontrollen den Finanzbehörden präsentiert.
Nun bezeichnet sich Robert Stenz als Unternehmer, der Neuerungen und Experimenten gegenüber immer aufgeschlossen sei. Das hänge auch damit zusammen, dass in seiner Branche seit Jahren unter dem Druck der Online-Angebote viele kleinere Apotheken nicht mehr konkurrenzfähig seien. „Täglich schließt in Deutschland eine Apotheke. Das darf so nicht weitergehen“, sagt Stenz.
Hohe Qualität bei der Beratung vor Ort sei ein Weg, den Kundenstamm zu halten. An zu viel Bürokratie soll das nicht scheitern. Auch deswegen hat Stenz zum Teil auf eigenes Risiko darauf gesetzt, mit den jetzt drei installierten Bezahlautomaten – jeder ist für zwei Kundenplätze ausgelegt – sein Personal zu entlasten. „Mir geht es nicht darum, die Zahl der Beschäftigten einzusparen“, betont er. Vielmehr suchten er und andere Anbieter auch in Leutkirch nach qualifizierten Kräften. „Mit Geldherausgeben sollten diese nicht über Gebühr belastet werden“, glaubt Stenz. Das neue System, das aber noch immer vom Personal bedient wird, habe zudem den Vorteil, nicht die Kunden mit zu viel Neuerungen zu überfrachten. Die Herausforderung habe darin bestanden, Schnittstellen zu finden zwischen den unterschiedlichen Zahlweisen – mal in bar, mal mit Karte.
Aktuell kann auch jetzt ein Kunde Barbeträge in Scheinen und Münzen berappen, die dieser über die Theke reicht. An den drei Bezahlstellen gelangen diese in die entsprechenden Schächte, das Herausgeld kommt sauber abgezählt heraus. Die letzte Kontrolle bleibt zwar immer noch im Betrieb, generell aber vereinfache die Neuerung die Tagesabläufe.
Die neue Technik hat Stenz nicht zum Null-Tarif erhalten. Laut „apotheke adhoc“hat er 42 000 Euro vorgestreckt. „Der Einsatz war es mir wert“, sagt er, bis die schon auf Fachmessen als Prototyp vorgestellte Entwicklung in das Alltagsgeschäft integriert werden konnte. Nötig geworden aus seiner Sicht sei das Engagement, dass zumindest in Deutschland, anders als in anderen Ländern, noch länger die Neigung zur Bargeld-Zahlung anhalten werde. „Für diese Übergangszeit aber muss es ein Miteinander geben.“
Nach den ersten Wochen der Änderung fällt die Bilanz des Leutkircher Apothekers positiv aus. „Ich bereue nichts, das System funktioniert“, betont Stenz, der als Absolvent der Isnyer NTA in Zusammenarbeit mit der Einrichtung zudem auch eine Stipendiumsstelle anbieten will.
„Mir geht es nicht darum, die Zahl der Beschäftigten einzusparen“, sagt Apotheker Robert Stenz.