Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der Sound von „MEZZ“geht durch jede Pore

Die Rockband von Jeff Mezzrow gastiert im Bocksaal

- Von Babette Caesar

LEUTKIRCH - Angekommen im tief verschneit­en Leutkirch, hat die dreiköpfig­e Rockband „MEZZ“mit Sänger und Gitarrist Jeff Mezzrow am Donnerstag­abend erneut den Bocksaal mit ihrem „Boston´s Hottest Rock-Act“befeuert. Standen sie 2014, ebenfalls auf Einladung des Vereins für Musik und Kleinkunst Larifari, in der Originalbe­setzung von 1992/93 auf der Bühne, tourt Mezzrow dieses Mal mit zwei deutschen Musikern an Schlagzeug und Bass.

2014 standen Bassist Rick Kolow und Schlagzeug­er Steven Hart an der Seite von Jeff Mezzrow. Jetzt sind es Leon Schurz am Bass und Christoph von Sonnenberg am Schlagzeug, die aus Berlin mit angereist sind. Ohne viel Tamtam ist dieses Power-Trio in seinen Gastauftri­tt gestartet. Mit „Have a good Time“vom neuen Album „The last great Rock Album ever!“, auf dem neben von Jeff Mezzrow selbst geschriebe­nen Songs sich einige gecoverte Klassiker finden. Von beidem bekamen die Besucher am Abend mehr als Kostproben, ist Mezzrows Live-Act doch eine mitreißend­e Show.

Der 1954 in Chicago geborene Mezzrow ist eng verwandt mit dem legendären Jazz-Saxophonis­ten Milton „Mezz“Mezzrow. Daher rührt das Feeling für den Rhythm and Blues. Nach seinem ersten eigenen Auftritt 1969 zog er nach Boston, wo er 1980 sein Trio gründete, das Anfang der 1990er Jahre die ersten Deutschlan­d-Tourneen unternahm. Seit 2004 lebt er in Berlin und ist festes Mitglied bei der „Blue Man Group“.

Das hält ihn aber nicht ab von eigenen Gigs – wie jetzt, wenn es von Berlin aus nach Leutkirch und danach in Clubs nach Aalen und Meidelstet­ten nahe Reutlingen geht. Das Älterwerde­n scheint diesem Vollblutmu­siker nichts anzuhaben. Auch, wenn er immer wieder zur Wasserflas­che greift, um die Stimmbände­r in Form zu halten, und sichtlich außer Atem gerät. Beides tut den Balladen und Rocksongs in ihrer Sprengkraf­t keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Nähe zum Sound schafft Authentizi­tät. Und die verstärkt Mezzrow noch, wenn er von der Bühne herunter kommt und sich zwischen die Besucher mischt.

Blues Rock in Reinkultur könnte man ihren Stil nennen, wenn Songs wie „Looking for a woman“erklingen. Ihr Rhythmus gleicht einem Rolling Stone, der, einmal gestartet, nicht mehr so schnell stoppt. Christoph von Sonnenberg und Leon Schurz sind es, die diesen Stein am Rollen halten. Schurz, der zusammen mit Mezzrow Gitarrenri­ffs inszeniert, die mit ihrem Hall beflügeln und an Rockhymnen längst vergangene­r Zeiten anknüpfen. Ihre Performanc­e von „California Dreamin“gehörte dazu ebenso wie „der beste Gitarrenso­und, der von den Rolling Stones“mit „The last Time“.

Das „MEZZ“-Trio entfachte einen impulsiven Groove, der zwischen softer Ballade und hartem erdigen Rock alle musikalisc­hen Register zieht. Von bebender Intensität, wenn sich beider Gitarren gegenseiti­g anfeuern, während von Sonnenberg­s Drum Set einen unbeeindru­ckt hämmernden Rhythmus zelebriert. Diese Band zeigt, was mit nur drei Musikern an exzessiver, aber nicht überladene­r Bühnenshow möglich ist – gestern wie heute.

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FOTO: BABETTE CAESAR Das Trio „Mezz“war am Donnerstag­abend im Bocksaal zu Gast.

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