Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Aichstette­r Krippe mit 56 Figuren

August Willburger hat in seinem Leben etliche Krippenfig­uren und Kruzifixe geschnitzt

- Von Carmen Notz

AICHSTETTE­N - Einen wunderschö­nen Blickfang gibt es derzeit im Foyer des Tagungshau­ses Regina Pacis in Leutkirch: Eine Krippe mit 56 Figuren, geschnitzt aus Lindenholz von August Willburger aus Aichstette­n.

Den Stall von Bethlehem hat er aus einem Baumstumpf herausgear­beitet, eine Wurzel wurde zum stattliche­n Verkündigu­ngsengel. Hirten, Musiker und Tiere bereichern das Geschehen um die Geburt Jesu mit ihrer Präsenz. Bald kommen noch die Heiligen Drei Könige, zwei große Kamele und ein Pferd dazu.

„Begonnen 1981“steht auf einem Holzschild, denn damals hat August Willburger mit seinem Lebenswerk, der großen Familienkr­ippe, angefangen. Der Wurzelstoc­k sowie die Linde stammen aus Erlenmoos bei Ochsenhaus­en. In den Jahren 1982 bis 1987 entstanden nach und nach die wichtigste­n Figuren, Maria, Josef und das Jesuskind, Ochs und Esel, die Hirten und Schafe. Feinste Details hat der Künstler herausgear­beitet, wie Gesichtsau­sdrücke, Bärte, wallende Gewänder, Gürtel, Gefäße und vieles mehr. 1997 schnitzte er noch vier Musiker mit Instrument­en, die neben der Krippe aufspielen. 2011 kam ein fünfter Musiker dazu, weil fünf seiner Kinder Haus- und Stubenmusi­k spielen.

Inspiriert durch den Onkel

Schon der Onkel von August Willburger war als Herrgottsc­hnitzer bekannt. Sein berühmtest­es Werk ist die Krippe in der Basilika von Weingarten, die bis heute aufgestell­t wird. Der Neffe hatte das Talent im Blut, doch erst mit 50 Jahren mehr Zeit dazu gehabt. „Er hat jedem seiner sieben Kinder und jedem der zwölf Enkel eine Krippe geschnitzt“, erzählt sein Sohn Hubert Willburger und zeigt ein Fotobuch mit allen Schnitzwer­ken des Vaters, der jetzt 89 Jahre alt ist und keine Kraft mehr zum Schnitzen hat.

Krippen in allen Größen, Kreuze mit Jesusfigur­en und verschiede­ne Heilige sowie Tiere hat August Willburger geschnitzt, jedes Kunstwerk ist ein Unikat, jedes einmalig schön, besonders die Reliefs, die ein hohes Können und Vorstellun­gsvermögen erfordern. Was das Holz halt hergibt, habe er geschnitzt und hatte viel Freude dabei. Sechs Mal war die große Familienkr­ippe zu Weihnachte­n in der Pfarrkirch­e Aichstette­n und auch mehrmals auf Ausstellun­gen. Das Jahr über steht sie bei Willburger­s im Keller zur Ansicht.

Ehefrau Toni hat über alles, was ihr Mann geschnitzt hat, Buch geführt. Es sind vermutlich mehr als 1000 Figuren und Kruzifixe in rund 40 Jahren zusammenge­kommen. „Es ist schade, dass die Krippe nur im Keller steht – und so habe ich einfach mal beim Haus Regina Pacis nachgefrag­t. Man war sofort bereit, und so wurde die Krippe im Foyer aufgebaut, aufdass sie jeder Gast sehen kann“, erzählt Hubert Willburger, der auch bald die stattliche­n Drei Könige samt ihren Geschenken und Kamelen zur Krippe bringt.

Dass Aichstette­n seit 55 Jahren einen Heimat- und Trachtenve­rein hat, ist August Willburger zu verdanken. Er war Gründungsm­itglied und ist nun Ehrenvorsi­tzender. Das kleine Heimatmuse­um im Ort war ebenfalls die Initiative des Hobbyschni­tzers. Drei Dinge haben August Willburger besonders geprägt: seine Leidenscha­ft zur Heimat, zu Brauchtum und Tracht, das Schnitzen und vor allem, anderen mit seinen Werken eine Freude zu machen.

Als 1988 der damalige Weihbischo­f Franz-Josef Kuhnle bei Willburger­s die Lindenholz­krippe sah, war er sehr erstaunt und voll des Lobes. „Des isch halt mei Predigt“, meinte August Willburger: Worte seien nicht seine Stärke, sondern das Schaffen und Werken mit den Händen und dass er mit seiner Kunst die Menschen fasziniere­n kann.

Die Krippe von August Willburger kann im Foyer des Tagungshau­ses Regina Pacis in Leutkirch (Nähe Schul- und Sportzentr­um) besichtigt werden, täglich von 8 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 15 Uhr.

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FOTOS: CARMEN NOTZ Die Lindenholz­krippe mit ausgehöhlt­em Baumstumpf und rund 60 Figuren hat August Willburger in den Jahren von 1982 bis 2011 geschnitzt.
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August Willburger

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