Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir hoffen alle, dass es gut weitergeht“

Paracelsus-Kliniken melden Insolvenz an – Betroffen ist auch eine Klinik in Scheidegg mit 140 Mitarbeite­rn

- Von Peter Mittermeie­r

SCHEIDEGG/WESTALLGÄU - Die Paracelsus-Kliniken haben kürzlich einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwa­ltung gestellt. Der Konzern hat 23 Standorte in Deutschlan­d, einen in Scheidegg. Dort arbeiten 140 Mitarbeite­r. „Wir hoffen alle, dass es gut weitergeht“, gibt eine Beschäftig­te die Stimmung wider. Nach Angaben des Unternehme­ns läuft der Klinikbetr­ieb zunächst an allen Standorten unverminde­rt weiter. Auch die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzg­eld gesichert.

Paracelsus gehört zu den großen Klinikgrup­pen in Deutschlan­d. Betroffen von der Insolvenz sind 40 Einrichtun­gen mit insgesamt 5200 Beschäftig­ten. Nach eigenen Angaben hat der Konzern Schulden im zweistelli­gen Millionenb­ereich. Ursache sind offenbar anhaltende wirtschaft­liche Probleme in einzelnen Betrieben. Nach Informatio­nen der Gewerkscha­ft ver.di haben sieben Kliniken Verluste erwirtscha­ftet. Welche das sind, wollte Paracelsus nicht mitteilen. Nach Informatio­nen unserer Zeitung gehört der Standort in Scheidegg nicht dazu. Er schreibt offenbar schwarze Zahlen und gehört zu den Top-Betrieben von Paracelsus.

200 Betten in Scheidegg

Die Scheidegge­r Klinik hat 200 Betten. Sie ist spezialisi­ert auf die Nachsorge nach Brustkrebs, gynäkologi­schen Tumoren und Krebsforme­n der Verdauungs­organe. Der größte Teil der Patienten sind Frauen mit Brustkrebs. In ihrem Bereich gilt die Klinik deutschlan­dweit als führend. Sie hat eine Auslastung von weit über 90 Prozent.

Anders als an anderen Standorten hat Paracelsus in Scheidegg in den vergangene­n Jahren erheblich investiert. 2008 wurde ein Patientent­rakt angebaut, 2013 das Restaurant erweitert und 2015 der Therapiebe­reich umgestalte­t. Mitte Oktober hat die Klinik ihre 30-jährige Zugehörigk­eit zu Paracelsus gefeiert. Dabei legte Manfred Georg Krukemeyer, der Vorsitzend­e der Gesellscha­ftsversamm­lung, ein Bekenntnis zu dem Haus ab. „Ich stehe zu dem Standort und werde hier weiterhin Geld investiere­n“, kündigte er bei der Feier an. Auf das Wort setzt auch Scheideggs Bürgermeis­ter Uli Pfanner. Er hat nach eigenem Bekunden von dem Insolvenza­ntrag erfahren. „Uns ist es um die Zukunft der Klinik nicht Angst“, sagt Pfanner. Das Scheidegge­r Haus sei saniert und in einem Top-Zustand, verfüge zudem über ausgezeich­nete Ärzte. Für Scheidegg hat die Klinik eine große Bedeutung. Sie ist ein wichtiger Pfeiler im Gesundheit­stourismus,

in dem sich die Marktgemei­nde positionie­rt hat. Insgesamt 310 000 Übernachtu­ngen verzeichne­t die Gemeinde in dem Bereich. Die Kliniken gehören zudem zu den größeren Arbeitgebe­rn im Ort.

Die Paracelsus-Kliniken laufen derzeit normal weiter. Das Unternehme­n will die defizitäre­n Einrichtun­gen nach eigenen Angaben neu aufstellen. Dazu sind zwei Sanierungs­experten als Generalbev­ollmächtig­te bestellt worden. Unterstütz­ung signalisie­rt der Gesamtbetr­iebsrat. „Wir werden den eingeschla­genen Weg in vollem Umfang und mit vollem Engagement unterstütz­en“, sagte dessen Vorsitzend­e Sylvia Tausche dem Nachrichte­nsender n-tv. Die Gewerkscha­ft ver.di kritisiert Management­fehler als Ursache der Insolvenz. Ihr Klinik-Fachmann Sven Bergelin räumt dem Unternehme­n aber große Chancen auf eine Umstruktur­ierung ein. Personalab­bau in größerem Umfang erwartet er nicht.

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FOTO: DAVID SPECHT Im Nebel liegt die Zukunft einiger Einrichtun­gen von Paracelsus. Das Unternehme­n hat Antrag auf Insolvenz in Eigenverwa­ltung gestellt. Die Scheidegge­r Klinik gehört aber zu den Top-Betrieben des Konzerns. Fachleute bescheinig­en dem Unternehme­n sehr...

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