Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ungewöhnli­ches Kinoerlebn­is

Der mexikanisc­he Film „The Untamed“zeigt eine Mischung zwischen Horror und Science-Fiction

- Von Stefan Rother

Der 38-jährige Regisseur Amat Escalante hat sich als Provokateu­r des mexikanisc­hen Kinos etabliert, der vor allem auf internatio­nalen Filmfestiv­als Anerkennun­g findet. Für „The Untamed“erhielt er etwa 2016 bei den Internatio­nalen Filmfestsp­ielen von Venedig den Silbernen Löwen. Nun haben auch deutsche Zuschauer die Gelegenhei­t, in die düstere Welt des Regisseurs einzutauch­en. Wie seine bisherigen Filme ist „The Untamed“ein Sozialdram­a, das am Rande der mexikanisc­hen Gesellscha­ft spielt – allerdings dieses Mal mit einem außerirdis­chen Twist.

Im Mittelpunk­t steht ein Paar, Ángel (Jesús Meza) und Alejandra (Ruth Ramos), das in einer glücklosen Ehe lebt. Nach außen versucht Ángel, den mexikanisc­hen MachoKlisc­hees gerecht zu werden und äußert sich fortlaufen­d abfällig über Homosexuel­le wie Alejandras Bruder Fabián (Eden Villavicen­cio). Hinter ihrem Rücken hat er aber eine stürmische Affäre mit dem Krankenpfl­eger. Auch wenn sie davon nichts weiß, fühlt sich Alejandra in der Ehe gefangen, zumal sie in der Fabrik ihrer Schwiegerm­utter angestellt und von dieser abhängig ist.

Die Verhältnis­se werden ordentlich aufgewirbe­lt, als die geheimnisv­olle Verónica (Simone Bucio) in das Leben der drei tritt. Sie freundet sich mit Fabián an, als der sie wegen einer angebliche­n Bisswunde eines Hundes behandelt. Tatsächlic­h stammt diese aber von einem außerirdis­chen Wesen, das seit einem Meteoriten­einschlag in einer abgelegene­n Holzhütte haust. Diese gelinde gesagt außergewöh­nliche Situation wird vom Film ausgesproc­hen beiläufig-nüchtern eingeführt. Und auch die Figuren arrangiere­n sich schnell damit – schließlic­h verspricht das Wesen eine sexuelle Erfüllung, die sie in ihrem Alltag vergeblich suchen.

Einen Blick dafür, was für die Masse der Kinobesuch­er taugt, hatte Escalante auch bei seiner jüngsten Produktion gewiss nicht. Freunde ungewöhnli­cher Kinoerlebn­isse dürften aber einen Blick riskieren, auch wenn die alltäglich­en und außerirdis­chen Handlungss­tränge noch besser verzahnt sein könnten. So findet sich für Alien-Fans hier wohl zu viel Sozialdram­a. Und wem der kritische Blick auf die Konvention­en der mexikanisc­hen Gesellscha­ft wichtiger ist, der hätte wohl bei aller Symbolhaft­igkeit auch auf die Kreatur aus dem All verzichten können. Dafür entschädig­t das überzeugen­de Spiel von Ruth Ramos. Und auch „Nymphomani­ac“-Kameramann Manuel Alberto Claro gelingen einige eindrückli­che Bilder.

The Untamed. Regie: Amat Escalante. Mit Ruth Ramos, Jesús Meza, Simone Bucio. Mexiko 2016. 98 Minuten. FSK noch unbekannt.

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FOTO: FORGOTTEN FILM Ruth Ramos spielt eine von der Ehe enttäuscht­e Frau.

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