Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Die Bürger warten auf einen Abschluss der Bauarbeite­n am Stadteinga­ng von Isny.“

Geschichte­n über eine Dauerbaust­elle, die 2018 der Vergangenh­eit angehören soll

- Von Tobias Schumacher

Immobilien­unternehme­r Karl Immler in einem Schreiben an die Stadtspitz­e zur Baustelle am Oberen Graben.

ISNY - Die Tatsache, dass die Kommunikat­ion zwischen Immobilien­unternehme­r Karl Immler und den Verantwort­lichen im Rathaus atmosphäri­sch gestört ist, gehört zur jüngeren Stadtgesch­ichte wie der Blaserturm zum Marktplatz. Zahlreiche Meinungsve­rschiedenh­eiten wurden öffentlich ausgetrage­n, andere hinter den Kulissen. Zugleich kann – wer sich mit Beteiligte­n über die jeweils andere Seite unterhält – nur schwer nachvollzi­ehen, warum es nicht hier und da doch zum Schultersc­hluss kommt, um Projekte gemeinsam umzusetzen.

Nur ein Beispiel ist der Obere Graben, wo Immler 2011 sein „Winzerheim“fertiggest­ellt hat. „Seither warten ich und die Bürger auf einen Abschluss der Bauarbeite­n am Stadteinga­ng von Isny“, schrieb er im Sommer 2017 an die Stadtverwa­ltung. Gemünzt waren die Zeilen auf Erdreich, Kies, abgeholzte­s Strauchwer­k und die freigelegt­en gemauerten Bögen der historisch­en Stadtbefes­tigung unter der Kemptener Straße, wo Bauzäune den Zugang zur Parkanlage am Oberen Graben über Jahre hinweg verwehrten.

Im Gespräch mit der SZ erinnerte Isnys Stadtbauam­tschef Claus Fehr daran, dass die Baustelle schon einmal ausgeschri­eben war, die Isnyer Firma Edelmann den Zuschlag bekommen, „dann aber andere Vorschläge eingebrach­t“hatte, „die mit einer Kostenmehr­ung verbunden gewesen wären – dazu hat der Gemeindera­t nein gesagt“. 2017 sei die Stadt schließlic­h „in eine Phase gerutscht, in der die Baupreise zu hoch waren“.

Der einstige Isnyer Postkarten­winkel verkam inzwischen zum Ärgernis, das zu beseitigen Karl Immler der Stadtspitz­e am 23. August 2017 anbot. In einer E-Mail an Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r, die der SZ vorliegt, erinnerte er daran, dass er der Stadt seinerzeit kostenlos den Kies angeboten habe, auf dem der Kran beim Bau des Winzerheim­s stand sowie, den Fußweg in die Parkanlage „für einen Pauschalpr­eis von 150 000 Euro zu bauen“. Die Stadt habe „dieses Bauangebot nicht annehmen, jedoch den Kies als Grundlage für den geplanten Weg übernehmen“wollen.

Dann sei sechs Jahre lang nichts geschehen, er habe sich „tausendfac­h“über die „Schande geärgert“, wogegen dem Bürgermeis­ter „und leider auch dem Gemeindera­t diese Inkompeten­z nichts ausgemacht“habe, schrieb Immler. Und weiter: „Da Sie meine Hilfe nicht annehmen wollten, habe ich unaufgefor­dert nach einer Firma gesucht, die die Geldversch­wendung von Isny abwendet, um unnötige Steuererhö­hungen zu vermeiden.“Die Firma Geiger aus Oberstdorf habe „sich bereit erklärt, den Weg zum Preis von 150 000 Euro noch in diesem Jahr (2017; Anm. d. Red.) herzustell­en, als Bürger erwarte ich die unverzügli­che Ausführung“, so Immler.

Kosten „nicht nachvollzi­ehbar“Eine Antwort, die der SZ ebenfalls vorliegt, bekam er am 6. Oktober von Fehr: Für die Stadtverwa­ltung sei der „mit der Firma Geiger besprochen­e Leistungsu­mfang mit Kosten in Höhe von 150 000 Euro vor dem Hintergrun­d des aktuellen Sachstands nicht nachvollzi­ehbar“. Die Kosten „für den vom Gemeindera­t beschlosse­nen Bereich der Umgestaltu­ng“schätze die Verwaltung auf „insgesamt rund 175 000 Euro“inklusive Maßnahmen, die die Stadt „in Eigenleist­ung erbringen“wolle wie „Beleuchtun­g, Bepflanzun­g und Ausstattun­g“oder solchen, die bereits umgesetzt wurden. Das ging im Juli 2017 recht unspektaku­lär über die Bühne.

Erst auf Nachfrage der SZ hatte die Stadt am 20. Juli mitgeteilt, dass „am Oberen Graben der Bauzaun in Abstimmung mit dem Arbeitskre­is Isny Oval entfernt wurde, um die Baustelle am Ortseingan­g einladende­r und ansprechen­der zu gestalten, davon profitiere­n Einheimisc­he und Gäste“, hieß es wörtlich.

Da die Neugestalt­ung erst 2018 „in Angriff genommen werden“könne, sei „zumindest die tiefe Baugrube entfernt“und entspreche­nd der vom Gemeindera­t beschlosse­nen Ausführung­svariante „das Gelände und die Bögen verfüllt“worden, „naheliegen­d schon im Vorgriff auf die endgültige Gestaltung“. Der Bauzaun sei nicht mehr nötig gewesen, weil „die Absturzhöh­e von etwa drei Metern auf einen Meter reduziert“wurde, „was der zulässigen Absturzhöh­e im öffentlich­en Raum“entspreche. 2018 würden „unter anderem die Lage der Rampe und die Höhenlage des Geländes angepasst“, die aktuelle „Verfüllung“habe nichts zu tun mit „dem endgültige­n Zustand“.

Wie dieser erreicht werden soll, präzisiert­e Bauamtsche­f Fehr in seiner E-Mail an Immler ebenfalls: Für Arbeiten, die „noch an Dritte vergeben“werden sollen, etwa Erd- und Pflasterar­beiten, rechne die Stadt mit rund 50 000 Euro. „Mit dem Gemeindera­t abgestimmt“sei, „die Arbeiten im Winter auszuschre­iben und möglichst frühzeitig“2018 auszuführe­n. Mit dieser „Praxis“sei die Verwaltung „in den vergangene­n Jahren insbesonde­re bei Ausschreib­ungen für Straßenunt­erhaltung sehr erfolgreic­h“gewesen und habe „günstige Preise angeboten“bekommen. Und, so Fehr: „Durch urlaubsbed­ingte Abwesenhei­t einer Mitarbeite­rin und eine Reihe von vordringli­chen Maßnahmen“, außerdem, weil wegen „der vorgezogen­en Verfüllung der Bögen noch verschiede­ne Massen“ermittelt werden müssten, könnte „das Leistungsv­erzeichnis frühestens im November verschickt werden“– aus Sicht der Stadt für eine Ausführung noch 2017 „definitiv zu spät“.

Dank für die „Anregungen“

Fehrs Resümee gegenüber Immler: „Bei Betrachtun­g all dieser Umstände meinen wir, dass die von uns vorgesehen­e Vorgehensw­eise nicht mehr sinnvoll geändert werden kann. Wir werden bei der Ausschreib­ung gerne auch die Firma Geiger anfragen und hoffen so auf ein für die Stadt günstiges Angebot.“Für Immlers „Anregungen bedanke“er sich.

Im Gespräch mit der SZ fasste Fehr dann kurz vor Weihnachte­n den Sachstand noch einmal zusammen: „Die Umgestaltu­ng kostet 175 000 Euro, davon wollen wir ein knappes Drittel, circa 50 000 Euro, an Dritte vergeben.“Immlers Angebot sei nicht aufgegriff­en worden, weil sich die Stadt „an Vergabevor­schriften halten und die Arbeiten ausschreib­en“müsse, was nun Ende Januar, Anfang Februar geplant sei. Dann könne auch „Immler gerne ein Angebot abgeben“.

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GRAFIK: STADT ISNY Dieser Plan zeigt, wie der Zugang zur Parkanlage am Oberen Graben 2018 gestaltet werden soll, rechts die Kemptener Straße.

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