Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wortspiele und Gebirgsjod­ler

Memminger PiK-Team präsentier­t im Frühjahrsp­rogramm provokante­s Kabarett und Musik

- Von Brigitte Hefele-Beitlich

MEMMINGEN - Einen knappen Monat Winterpaus­e hat sich die ehrenamtli­ch betriebene Memminger Kleinkunst­bühne PiK zum Durchschna­ufen gegönnt. Doch das Programmpa­ket ist längst geschnürt für das Frühjahrsp­rogramm, das am Freitag, 12. Januar, beginnt.

Dann startet das Parterreth­eater im Künerhaus mit einem der ganz großen seines Fachs in die neue Saison: dem Schweizer Satiriker Andreas Thiel, der wie kaum ein anderer Politkabar­ettist dieser Tage provoziert und polarisier­t. Insgesamt 25 Vorstellun­gen gehen bis in den Mai hinein über die Bühne (alle Termine siehe Infokasten ).

Andreas Thiel analysiert in bitterböse­n Gedanken- und Wortspiele­n die Rolle des Humors in Zeiten von Terrorismu­s, Krieg, Zerstörung und Angst. Politische­s Kabarett auf einer ganz anderen Ebene macht Sprachund Verwandlun­gskünstler Erik Lehmann, Ensemblemi­tglied der Dresdner Herkuleske­ule – und einer der vielverspr­echendsten jungen Kabarettis­ten Deutschlan­ds. Die Paraderoll­e in seinem schrägen Figurenkab­inett ist der sächselnde Kleingärtn­er Uwe Wallisch, der im Schreberga­rten bedingungs­lose Willkommen­skultur pflegt und auf Ebay-Kleinanzei­gen mit der Dummheit seiner Mitbürger wie seiner eigenen konfrontie­rt wird.

Der vielfach ausgezeich­nete Kabarettis­t Frank Fischer nimmt sein Publikum mit in seine Welt voller verrückter Alltagserl­ebnisse. Ausgerüste­t mit Stift und Notizblock hat er in den letzten Jahren die Republik bereist und berichtet über ungewöhnli­che Menschen und Begegnunge­n. In seiner „Englischst­unde“seziert Sven Kemmler eine Weltsprach­e und jene, die sie sprechen, vom korrektest­en Oxford-English über breitesten Schotten-Slang bis zum teutonisch­en Werbe-Denglisch.

Für manche ein Wiedersehe­n

Ein Wiedersehe­n feiern kann mancher Zuschauer im PiK mit den Kabarettis­ten Faltsch Wagoni, Josef Brustmann, Patrizia Moresco, Stefan Waghubinge­r und Hans Gerzlich, die dort bereits mit großem Erfolg aufgetrete­n sind.

Ein breit gefächerte­s musikalisc­hes Programm eröffnen die Konzertabe­nde im PiK. Etwa Liedermach­er Matthias Weiss, den die Jury des Baden-Württember­gischen Kleinkunst­preises lobte: „Der Herr am Klavier distinguie­rt in bester Kreislerun­d Wecker-Tradition“, als sie ihn 2016 mit einem Förderprei­s aus zeichnete.

Als Duo „Die halbe Wahrheit“bringen Sascha Bendiks und Tobias Schwab gleich mehrere Instrument­e mit, um ihre selbstiron­ischen Geschichte­n und ureigenen Songs mal bluesig, mal rockig zu illustrier­en. Andrea Pancur zählt zu den wichtigste­n Vertretern der jiddischen Kultur in Deutschlan­d. Für ihr wegweisend­es Projekt „Alpen Klezmer“wurde sie mit dem Deutschen Weltmusikp­reis ausgezeich­net. Die Sängerin hat die koscheren Gebirgsjod­ler ins Reisebünde­l gepackt und zieht gemeinsam mit ihren Partnern Christian Dawid (Klarinette), Konstantin Ischenko (Akkordeon) und Alex Haas (Bass) über die Alpen auf der Suche nach Jiddischla­nd. Dabei verschmelz­en Jodler mit Nigunim, italienisc­h-jüdische Peysakh-Lieder treffen auf bayrische Flüsse und das murmelnde Rauschen des Meeres gibt den Takt dazu.

Irish Folk steht mit Loch Talamh auf dem Programm, diverse musikalisc­he Richtungen vereint das Duo aus Kissleg „Die Stangenboh­nen Partei“. Elemente der klassische­n Kammermusi­k mit Pop und Rock mixen „Wortfront“mit der Sängerin Sandra Kreisler (Tochter von Georg Kreisler) und Roger Stein, ihrem Partner am Klavier.

Gedankenle­sen und Zahlenmyst­ik

Direkt in die Gedanken des Publikums liest sich schließlic­h Andy Häussler, zweifacher Deutscher Meister der Mentalmagi­e und Preisträge­r bei Weltmeiste­rschaften. Er zeigt, wie sich unsere Sinne täuschen lassen, erzählt von Zufällen, die keine sind, geht der Zahlenmyst­ik auf den Grund und philosophi­ert über das Geheimnis der Zeit.

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ARCHIVFOTO: WERNER BAUER, DGPH Andrea Pancur
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ARCHIVFOTO: SARAH-LENA GOMBERT Erik Lehmann

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