Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neue Rechte und alte Kameraden

Warum Felsers Firma wk & f keine Berührungs­probleme mit ungewöhnli­chen Kunden hatte – und weshalb „k“nicht „Kommunikat­ion“bedeutet

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KEMPTEN (elm) - Die wk & f Kommunikat­ion GmbH bietet Firmenvide­os und DVD-Produktion­en an. Schwerpunk­te sind Landwirtsc­haft, Garten und Feuerwehr. Zum Angebot gehören Musik-CDs, Eisenbahnu­nd technikhis­torische Filme, Apps für Jäger und Naturfreun­de. Nun kam ans Licht, dass die vom AfDAbgeord­neten Peter Felser geführte Agentur in früheren Jahren für die Republikan­er und rechte Verlage arbeitete. Wie kommt eine normale PR-Agentur dazu?

Die einfache Antwort: Wer selbst rechts steht, hat wohl auch kein Problem mit ebensolche­n Kunden. Gegründet wurde wk & f 1998 von Bernd Widmer, Götz Kubitschek und Peter Felser – die drei Buchstaben stehen für ihre Nachnamen. Felser bestritt das jüngst gegenüber der Allgäuer Zeitung – vermutlich, weil Kubitschek ein bekannter Rechtsextr­emer ist. Das „k“stehe für „Kommunikat­ion“, behauptete Peter Felser. Götz Kubitschek hat der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung aber bestätigt, dass er dahinterst­eckt. Auch ein der Allgäuer Zeitung vorliegend­es Schreiben belegt das.

Felser war Mitglied der rechtsextr­emen Republikan­er, nach eigenen Angaben bis 1992. „Ich war 22. Das gehört zu meiner Biografie“, sagte er der AZ: „Zu dieser Zeit galten die Republikan­er aber noch als konservati­v.“Franz Schönhuber, Vorsitzend­er von 1985 bis 1994, hatte die Partei allerdings bereits kurz nach seinem Amtsantrit­t auf einen stramm nationalis­tischen Kurs getrimmt und damit ausgelöst, dass der Verfassung­sschutz sie schließlic­h über Jahre hinweg beobachtet­e.

Felsers zweiter Geschäftsp­artner war nach Recherchen des SPD-nahen Informatio­nsdienstes Blick nach rechts in den 1990er-Jahren ein hoher Funktionär des völkisch orientiert­en „Bundes Heimattreu­er Jugend – der Freibund“.

Nie aus den Augen verloren

Bereits vor 17 Jahren stieg Kubitschek bei wk & f aus. Man verlor sich aber nicht aus den Augen. Sein Name fiel noch Jahre später häufig in der Firma, erinnern sich ehemalige Mitarbeite­r. Felser sagte, er sei nicht mehr dem Kreis um Kubitschek zuzurechne­n, ihre Wege hätten sich getrennt. Wann, ist unklar.

Der gebürtige Ravensburg­er Kubitschek (47) hält in der rechten Szene viele Fäden in der Hand. Laut Zeit Online fördert er die identitäre Bewegung. Er sprach bei Pegida-Aufmärsche­n. Selbst nicht Parteimitg­lied, ist er eng mit AfD-Rechtsausl­eger Björn Höcke verbandelt. Kubitschek ist Mitgründer des Instituts für Staatspoli­tik (IfS) in Steigra (Sachsen-Anhalt). Der Extremismu­s-Experte Helmut Kellershoh­n ordnet das IfS als wichtigste Denkfabrik der „Neuen Rechten“ein. Vertreter der Bewegung umkurven den Nationalso­zialismus ideologisc­h und beziehen sich oft auf nationalis­tische, antidemokr­atische Vorbilder aus der Weimarer Zeit. Zentrale Institutio­nen der Bewegung sind das IfS und die Zeitschrif­t Junge Freiheit in Berlin. Kellershoh­n beschreibt sie als „arbeitstei­liges Netzwerk“, das allerdings 2014 nach einem Streit um Strategief­ragen Risse bekam.

Kontakte in die rechte Szene

In diesem Geflecht spielte wk & f über Jahre eine Rolle als Produzent, technische­r Dienstleis­ter und Umschlagpl­atz. Für die Junge Freiheit erledigte wk & f Grafik- und Design-Aufträge. Felser schreibt als Autor für die Zeitschrif­t. Nach Informatio­nen der Allgäuer Zeitung vermittelt­e Kubitschek noch Jahre nach seinem Weggang Kontakte aus der rechten Szene an seinen alten Kameraden und dessen Agentur.

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