Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Leutkircher Bürgerpreisträger
Beim Leutkircher Neujahrsempfang spart OB Hans-Jörg Henle kritische Themen nicht aus
Beate Stör und Adolf Menig sind beim Neujahrsempfang geehrt worden.
LEUTKIRCH - Hochpolitisch, dann auch wieder sehr lokal bezogen, der Neujahrsempfang der Stadt Leutkirch am Freitag in der proppevollen Festhalle hat viele Facetten aufgezeigt. Ganz wichtig dabei war aber auch wieder die Möglichkeit der Gäste, nach dem offiziellen Teil miteinander ins Gespräch zu kommen. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Bürgermeisterin Christina Schnitzler zeigten dabei erneut ihr Geschick, den Gästen Häppchen zu servieren.
Ein Höhepunkt des Abends war wieder die Verleihung der Bürgerpreise. Einstimmig, so Henle, war der Gemeinderat den Vorschlägen der Stadtverwaltung gefolgt, 2018 Beate Stör und Adolf Menig aus Urlau für ihre Verdienste zu ehren (die SZ hat bereits berichtet). Beide hätten mit ihrem vielfältigem Engagement dazu beigetragen, das Zusammenleben in der Stadt und in den Ortschaften zu fördern. Henle hob Beate Störs Einsatz für das Kinderfest und für den Elternkreis Suchtgefährdeter hervor, Adolf Menig sei als Ortsheimatpfleger und Musikant eine Größe.
„Viele Aktivposten“
Wichtig war Henle aber auch, zu diesem Empfang traditionell gezielt die Vertreter mehrere ehrenamtlicher Initiativen einzuladen. „Wir haben viele Aktivposten“, sagte er und erwähnte unter anderem das Engagement des SC Unterzeil beim Vereinsheimumbau, die Organisatoren des Nachmittagskaffees in Adrazhofen oder den Einsatz der Bürgerschaft, den Vereinsschopf in Wuchzenhofen zu sanieren.
Besonders dankte er aber auch den Vertretern der Feuerwehr, der Polizei oder des Deutschen Roten Kreuzes, sich in den Dienst an der Gesellschaft zu stellen. „Sie alle sind eine große Bereicherung, sie machen Leutkirch und unsere Ortschaften besonders lebenswert“, betonte Henle. Besonders erfreut zeigte er sich darüber, dass Leutkirch für das Jahr 2017 wieder einen Geburtenüberschuss verzeichne. 246 „Menschenkinder“mehr lebten nun in der Stadt.
In seinem allgemeinen politischen Teil verwies Hans-Jörg Henle darauf, das Jahr 2017 sei sehr „zwiespältig“gewesen. Die Kriege in Syrien, im Irak, der IS-Terror in Großbritannien und die Raketenprovokationen durch Nordkorea hätten die Leutkircher Bevölkerung beunruhigt. Auch das „Dauer-Kopfschütteln“über US-Präsident Donald Trump erwähnte Henle. Mit Blick auf die Bundespolitik und die Versuche, eine neue Regierungskoalition in Berlin zu bilden, meinte er mit Blick auf die gescheiterten JamaikaVerhandlungen, leider stehe „nicht jede demokratische Partei zu ihrer Verantwortung“. Er könne sich wiederum nur wundern über die „Wahlergebnisse der AfD“.
Gleichzeitig geht Henle aber davon aus, dass sich die anstehenden Herausforderungen in der Kommunalpolitik vor Ort lösen lassen. So machte er eine Rechnung auf: Mehr Menschen in der Stadt und in den Ortschaften bedeuteten auch mehr Verkehr. „Das alles zusammenzubringen ist nicht immer einfach.“Bald schon werde der Gemeinderat über das Thema Südumfahrung diskutieren müssen, auch andere wichtige Projekte stünden an. „Das wird eine spannende Phase werden“, meinte Henle. Er appellierte an die Bundes- und die Landespolitik, die Kommunen bei der Betreuung der Flüchtlinge nicht allein zu lassen. „Augenmaß ist nötig, um die Gesellschaft nicht zu überfordern.“
Generell aber gefällt ihm, dass aus der Stadt immer wieder neue Anstöße kommen. „Leutkirch blüht auf“, eine Initiative der Elobau-Stiftung, zählt dazu. Am 16. März soll sie präsentiert werden. Mehrfach ging Henle auch auf den Ferienpark Allgäu ein. „Alle drei Wochen sieht es dort anders aus“, besonders positiv sei, dass viele Unternehmen aus der Region bei dieser 350-Millionen-EuroInvestition zum Zuge kämen. Erfreulich sei, dass schon jetzt Buchungen für den Park im Urlauer Tann möglich seien. „Da geht etwas voran.“Kurz zuvor hatte er mit einem Augenzwinkern noch auf die Dauerquerelen beim Berliner Flughafen hingewiesen. Und dann waren noch die „Woizahuper“, die den geselligen Teil des Abends mit Blasmusik begleiteten. Mit Schmunzeln vernahmen die Gäste auch die Geschichte eines 1651 von Leutkirch in die Region Venedig ausgewanderten Leutkirchers. Als „Giovanni Matteo Alberti“hat dieser dort Spuren hinterlassen.
Mehr Bilder vom Empfang unter www.schwaebische.de