Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ludwig Seuss rockt den Bocksaal

Nach mehr als zwei Stunden Powersound sind Musiker und Besucher glücklich

- Von Bernd Guido Weber

LEUTKIRCH - Kann ein Blues-Man den Bocksaal in eine kochende Manege verwandeln? In der zuerst die Frauen, dann auch die Männer aufstehen und abtanzen? Ludwig Seuss, Pianist der „Spider Murphy Gang“und Leader seiner eigenen Formation, schafft das. Mit formidable­n, spielfreud­igen Musikern, denen das alles richtig Spaß macht. Und natürlich nicht nur mit Blues, sondern auch mit packendem Boogie-Woogie, Shake, Südstaaten-Zydeco und einer Prise Rock’n’Roll.

Rauchige Stimme, gute Soli

„Let the good time roll“, sagt Reuss, dann geht der Boogie ab, bei der ersten Larifari-Veranstalt­ung dieses Jahres – Fats Domino „Flip flop fly, don’t care if I die“. Heute ist heute, morgen ist morgen. Auf der Bühne Reuss am E-Piano, später am Hohner-Akkordeon, natürlich auch am Mikro mit rauchiger Stimme. Tom Peschel am Fender-Bass, der frischgeba­ckene Vater Peter Oscar Kraus an den Drums. Christoph „Bebof“Böhm bringt auf der Fender Telecaster richtig gute Soli. Clas Vogt, „special guest“des Abends aus Hamburg, singt wie der Teufel, liefert sich auf seiner Telecaster spannende Dialoge mit Böhm. Besonders lebendig wird es, wenn er sich das Waschbrett umschnallt, es mit Löffeln traktiert, damit auf der Bühne herumtollt. Ein supergutge­launtes Riesenbaby mit Waschbrett­bauch.

Da springt der Funke schnell über. Mal ein Chicago-Blues zum Abkühlen, Reuss faltet mit flinken Fingern fast schwerelos die Akkorde auf, hat den Blues. Ein fröhlicher LousianaZy­deco, Clifton Chenier sollte man öfters hören. Rumba a la Bo Diddley, „hei, hei, Mona“. Ein Ausflug nach New Orleans, „Love Potion No 9“in der Orginalver­sion von „The Clovers“. Diese ist intensiver als die spätere, etwas glatte Einspielun­g der „Searchers“. Ein früher Ray Charles. Und bei Chuck Berry geht die Post ab. „Ring ring does the bell“, yeah, „hail, hail rock´n´roll“. Auch der Hilli-Billie wird immer schneller, Südstaaten-Party, da werden die boys und girls dort beim Line-Dance sicher ganz wuschig. Mal wieder ein gefühlvoll­er Blues, ach, das ewige Warten auf die Liebe, „how long, how long“. Keine Spur von Wehmut mehr bei „Shake, baby, shake“, das fährt allen in die Beine.

Tja, so hätte es noch stundenlan­g weitergehe­n dürfen, wäre es nach dem Publikum gegangen. Aber nach gut zwei Stunden heißer, gut gelaunter Perfomance darf für die Musiker auch mal Schluss sein, zumal am nächsten Tag ein Auftritt in München ansteht. Bitte, bald wiederkomm­en!

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FOTO: BERND GUIDO WEBER Packende Spielfreud­e: Ludwig Seuss überzeugte mit seiner Band im Bocksaal.

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