Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Freie Wähler kritisiere­n mögliche Geldversch­wendung

Landratsam­t richtet Bürgerbüro­s ein, bevor es ein Konzept für künftige Standorte gibt

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Macht es Sinn, in diesem Jahr sechs Millionen Euro in die bestehende­n Standorte der Landkreisv­erwaltung zu stecken, wenn noch gar nicht feststeht, wie und wo die Behörde mit ihren 900 Mitarbeite­rn mittelfris­tig untergebra­cht werden soll? Oliver Spieß, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler im Kreistag, meint nein. Ein Antrag seiner Fraktion, die Ausgaben im Haushalt für die Einrichtun­g von Bürgerbüro­s mit einem Sperrverme­rk zu versehen, bis man wisse, wo die Reise hingehe, wurde jedoch in der jüngsten Sitzung mehrheitli­ch abgelehnt.

Seit 2014 beschäftig­t sich der Kreis mit der Frage, wie die derzeit zehn Standorte in Ravensburg und Weingarten gebündelt und auf einen bis drei Gebäudekom­plexe konzentrie­rt werden könnten. Theoretisc­h möglich wäre ein Neubau auf der grünen Wiese (was jedoch sehr teuer sein dürfte und Probleme der Erreichbar­keit für Mitarbeite­r und Kunden mit sich bringen könnte) oder der Ausbau der bestehende­n Hauptstand­orte an der Gartenstra­ße (früheres Telekom-Gebäude), der Friedensst­raße (Kreishaus 1 und Nebengebäu­de wie Veterinära­mt) sowie der Sauterleut­estraße in Weingarten. Die Außenstell­en in Bad Waldsee, Wangen und Leutkirch stehen dabei nicht zur Dispositio­n.

Im November 2016 hatte es wegen der Neuordnung schon einmal Ärger im Kreistag gegeben, weil zwar schon 120 000 Euro für Gutachten ausgegeben wurden, diese jedoch kaum konkrete Ergebnisse hervorgebr­acht haben – auch, weil die Mitarbeite­r des kreiseigen­en Immobilien­Eigenbetri­ebs IKP durch das Management der Flüchtling­skrise und den parallel laufenden Umbau des Elisabethe­n-Krankenhau­ses der OSK schon stark gefordert waren und die Gutachter offenbar nicht richtig unterstütz­en konnten.

Ein Jahr lang ist nichts passiert

„Eigentlich wurde uns da versproche­n, dass im ersten Halbjahr 2017 der Flächenbed­arf aufgearbei­tet wird und uns verschiede­ne Varianten vorgestell­t werden“, ärgert sich Spieß. „Aber es ist ein Jahr lang nichts passiert.“

Dafür tauchen Kosten von etwa sechs Millionen Euro im Etat für das Jahr 2018 auf, wovon etwa die Hälfte für notwendige Instandhal­tungsarbei­ten, drei Millionen Euro aber nur für die Einrichtun­g von Bürgerbüro­s in Ravensburg und Wangen vorgesehen sind. „Wir haben ja nichts dagegen, wenn ein Dach repariert wird, falls es durchregne­t. Wir halten es aber für fraglich, Millionenb­eträge für die bisherigen Standorte einzuplane­n, solange der Entscheidu­ngsprozess der Standortko­nzeption am Laufen ist“, sagt Spieß. Gegen die Einrichtun­g von Bürgerbüro­s an sich habe seine Fraktion nichts. „Wir halten dies für eine für die Zukunft wichtige und gute Weiterführ­ung des Kontaktes zum Bürger.“Der Zeitpunkt sei aber verfrüht, da das Geld theoretisc­h zum Fenster herausgewo­rfen wird, wenn die Entscheidu­ng später für einen Neubau auf der grünen Wiese fallen würde.

Bei der Frage, wo ein neues Landratsam­t Platz hätte, spielen auch noch weitere Akteure mit: zum einen die Stadt Ravensburg mit ihren ambitionie­rten Stadtentwi­cklungsplä­nen für neue Wohn- und Gewerbegeb­iete, zum anderen das Land, das bekanntlic­h in Ravensburg ein neues Polizeiprä­sidium für Oberschwab­en plant. Als ein möglicher Standort ist neben anderen wie der alten Polizeidir­ektion das ehemalige TelekomGeb­äude im Gespräch.

Vom Landratsam­t selbst war keine Stellungna­hme zur Neuordnung der Behördenst­andorte zu bekommen. Es gebe dazu noch nichts zu berichten, hieß es auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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ARCHIVFOTO: MICHAEL SCHEYER Das Kreishaus 1 an der Ravensburg­er Friedensst­raße ist in die Jahre gekommen.

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