Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Überhitzte­r Markt erschwert Breitbanda­usbau

Unternehme­n bekommen kaum Leerrohre und Verteilerk­ästen für den Kreis Ravensburg

- Von Philipp Richter

KREIS RAVENSBURG - Mancherort­s im Landkreis Ravensburg verzögert sich der Breitbanda­usbau, weil das Material fehlt. Der Grund dafür ist ein völlig überhitzte­r Markt. Derzeit wird Baden-Württember­g in Sachen Internet zukunftsfi­t gemacht. Wie bereits berichtet, soll das Land digitale Leitregion in Europa werden, wie Innenminis­ter Thomas Strobel beim Zukunftsfo­rum in Ravensburg sagte. Und diese Digitalisi­erung im Land erfordert eine dementspre­chende Infrastruk­tur und so wird überall gebaut.

Der Zweckverba­nd, der für alle Kommunen im Landkreis außer Ebenweiler und die Städte Ravensburg, Weingarten, und Isny zuständig ist, rechnet damit, dass die Lage auch in diesem Jahr angespannt bleiben wird, weil nicht zu erwarten ist, dass weniger gebaut wird.

„Es fehlt an allem: von den Leerrohren bis hin zu den Verteilerk­ästen“, sagt der Fronreuter Bürgermeis­ter und Vorsitzend­e des Zweckverba­nds Breitbanda­usbau im Landkreis Ravensburg Oliver Spieß auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Vor allem in Flächenlan­dkreisen wie der Landkreis Ravensburg einer ist, müssen die ländlichen Gemeinden an das Netz mit schnellem Internet angeschlos­sen werden. Denn auch in den oberschwäb­ischen Landgemein­den sitzen Weltmarktf­ührer, die schnelles Internet brauchen, um wettbewerb­sfähig zu bleiben. Aber auch im Privaten gewinnt das Internet an Bedeutung.

Der Zweckverba­nd Breitbandv­ersorgung vergibt die Baumaßnahm­en komplett für den Breitbanda­usbau spezialisi­erter Unternehme­n, die ein Komplettan­gebot liefern: bauen und verlegen. Doch auch diese Firmen haben immer mehr zu tun und sind ausgelaste­t. „Gerade am Ende des Jahres mussten Projekte geschoben werden, weil es am Materialei­nkauf scheiterte“, sagt Oliver Spieß. Im Schnitt hätten Baumaßnahm­en zwischen vier und sechs Wochen geschoben werden müssen – zum Beispiel sei dies im Bereich Vorsee in der Gemeinde Wolpertswe­nde und zwischen Fronhofen und Fleischwan­gen der Fall gewesen. Da hätten aber auch die frostigen Tage eine Rolle gespielt.

Eine Folge des überhitzte­n Marktes seien auch steigende Kosten für den Breitbanda­usbau, weil Angebot und Nachfrage den Preis regeln. „Wir haben mit Kostenstei­gerungen von 10 bis 15 Prozent zu tun“, berichtet Oliver Spieß. Das heißt, dass auch die Städte und Gemeinden mehr Kosten schultern müssen, weil der pauschale Zuschuss pro Meter vom Land gleich bleibt. „Bisher hat der Zuschuss 70 Prozent der Kosten abgedeckt, durch die Kostenstei­gerungen ist dieser Anteil auf 50 Prozent gesunken“, sagt Spieß.

In den nächsten vier Wochen ist ein Riesenausb­au in Sachen Glasfaser in Bad Waldsee geplant. Dort baut man ein sogenannte­s BackboneNe­tz, das Leitungen bis zum Haus legt. Der Baubeginn ist bis spätestens Frühsommer vorgesehen. Außerdem gehen Breitbandp­rojekte in den Gemeinden Wolfegg, Riedhausen, Bodnegg, Waldburg, Baindt, Wolpertswe­nde, Aulendorf, Aitrach, Kißlegg und Leutkirch in die Umsetzung. Laut Angaben des Zweckverba­ndes laufen derzeit zwischen 15 und 20 Maßnahmen im ganzen Landkreis.

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