Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Überhitzter Markt erschwert Breitbandausbau
Unternehmen bekommen kaum Leerrohre und Verteilerkästen für den Kreis Ravensburg
KREIS RAVENSBURG - Mancherorts im Landkreis Ravensburg verzögert sich der Breitbandausbau, weil das Material fehlt. Der Grund dafür ist ein völlig überhitzter Markt. Derzeit wird Baden-Württemberg in Sachen Internet zukunftsfit gemacht. Wie bereits berichtet, soll das Land digitale Leitregion in Europa werden, wie Innenminister Thomas Strobel beim Zukunftsforum in Ravensburg sagte. Und diese Digitalisierung im Land erfordert eine dementsprechende Infrastruktur und so wird überall gebaut.
Der Zweckverband, der für alle Kommunen im Landkreis außer Ebenweiler und die Städte Ravensburg, Weingarten, und Isny zuständig ist, rechnet damit, dass die Lage auch in diesem Jahr angespannt bleiben wird, weil nicht zu erwarten ist, dass weniger gebaut wird.
„Es fehlt an allem: von den Leerrohren bis hin zu den Verteilerkästen“, sagt der Fronreuter Bürgermeister und Vorsitzende des Zweckverbands Breitbandausbau im Landkreis Ravensburg Oliver Spieß auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Vor allem in Flächenlandkreisen wie der Landkreis Ravensburg einer ist, müssen die ländlichen Gemeinden an das Netz mit schnellem Internet angeschlossen werden. Denn auch in den oberschwäbischen Landgemeinden sitzen Weltmarktführer, die schnelles Internet brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Aber auch im Privaten gewinnt das Internet an Bedeutung.
Der Zweckverband Breitbandversorgung vergibt die Baumaßnahmen komplett für den Breitbandausbau spezialisierter Unternehmen, die ein Komplettangebot liefern: bauen und verlegen. Doch auch diese Firmen haben immer mehr zu tun und sind ausgelastet. „Gerade am Ende des Jahres mussten Projekte geschoben werden, weil es am Materialeinkauf scheiterte“, sagt Oliver Spieß. Im Schnitt hätten Baumaßnahmen zwischen vier und sechs Wochen geschoben werden müssen – zum Beispiel sei dies im Bereich Vorsee in der Gemeinde Wolpertswende und zwischen Fronhofen und Fleischwangen der Fall gewesen. Da hätten aber auch die frostigen Tage eine Rolle gespielt.
Eine Folge des überhitzten Marktes seien auch steigende Kosten für den Breitbandausbau, weil Angebot und Nachfrage den Preis regeln. „Wir haben mit Kostensteigerungen von 10 bis 15 Prozent zu tun“, berichtet Oliver Spieß. Das heißt, dass auch die Städte und Gemeinden mehr Kosten schultern müssen, weil der pauschale Zuschuss pro Meter vom Land gleich bleibt. „Bisher hat der Zuschuss 70 Prozent der Kosten abgedeckt, durch die Kostensteigerungen ist dieser Anteil auf 50 Prozent gesunken“, sagt Spieß.
In den nächsten vier Wochen ist ein Riesenausbau in Sachen Glasfaser in Bad Waldsee geplant. Dort baut man ein sogenanntes BackboneNetz, das Leitungen bis zum Haus legt. Der Baubeginn ist bis spätestens Frühsommer vorgesehen. Außerdem gehen Breitbandprojekte in den Gemeinden Wolfegg, Riedhausen, Bodnegg, Waldburg, Baindt, Wolpertswende, Aulendorf, Aitrach, Kißlegg und Leutkirch in die Umsetzung. Laut Angaben des Zweckverbandes laufen derzeit zwischen 15 und 20 Maßnahmen im ganzen Landkreis.