Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Guter Vorschlag mit Hintergeda­nke

- Von Jochen Schlosser j.schlosser@schwaebisc­he.de

Zehn Jahre sind genug für einen bayerische­n Ministerpr­äsidenten. Stimmt. Selten wirkte ein Vorschlag eines Politikers, der den eigenen Berufsstan­d betrifft, derart überzeugen­d wie jener von Markus Söder. Tatsächlic­h sollte die Idee weitergeda­cht werden – auf alle Bundesländ­er und den Bund. Vielleicht dürfen es dort bei Bundeskanz­lerin respektive Bundeskanz­ler auch drei Legislatur­perioden und somit zwölf Jahre sein, aber die Amtszeitbe­grenzung wäre sinnvoll.

Die Union ist das Paradebeis­piel dafür, welche Folgen die bisherige Regelung hat. Dass viele Bürger der Kanzlerin Angela Merkel nach zwölf Jahren überdrüssi­g sind, hat das Ergebnis der Bundestags­wahl im September bewiesen. Dass die CDU ihr konservati­ves Profil immer weiter preisgegeb­en hat, um mehrheitsf­ähige Positionen einzunehme­n, könnte auch damit zu tun haben, dass Parteichef­in Merkel großen Gefallen am Amt gefunden hat. Aber ein Jahrzehnt, oder sogar zwölf Jahre, sind genug, um etwas zu bewegen.

Das Fatalste ist jedoch, dass in der CDU über all die Jahre kein MerkelNach­folger aufgebaut wurde. Etwaige Kandidaten wie Friedrich Merz oder Roland Koch blieben – aus unterschie­dlichen Gründen – auf der Strecke. Ähnlich hatte zuvor Helmut Kohl agiert. Parteiinte­rne Rivalen wurden konsequent kleingehal­ten.

Es ist somit kein Wunder, dass der Vorschlag der Amtszeitbe­grenzung nun ausgerechn­et von Markus Söder kommt. Er hat sich in der CSU, untypisch für die Union, erst nach langjährig­em internen Ringen durchgeset­zt. Der Streit war schädlich für die Christsozi­alen und trug Söder selbst das Image des machthungr­igen Karrierepo­litikers ein. Dass sein aktueller Vorschlag im Jahr der bayerische­n Landtagswa­hl auch Teil seines Wahlkampfe­s und Kalkül ist, macht ihn inhaltlich nicht schlechter.

Am Rande: Die Grünen in Stuttgart, offenbar auch schon ganz Regierungs­partei, täten ebenfalls gut daran, sich Gedanken zu machen. Irgendwann muss auch für Winfried Kretschman­n ein Nachfolger gesucht werden. Macht Söders Vorschlag Schule, bereits in drei Jahren.

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