Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Christos Fotograf

Wolfgang Volz wird heute 70 Jahre alt

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TUTTLINGEN (epd) - Der verhüllte Reichstag, die safrangelb­en Tore im New Yorker Central Park oder die gelben Stege auf dem Iseo-See in Italien: Die Werke der Verhüllung­skünstler Christo und Jeanne Claude existieren immer nur wenige Tage. Dass sie im Gedächtnis bleiben, ist Wolfgang Volz zu verdanken. Der Fotograf arbeitet seit 45 Jahren mit den beiden – und seit Jeanne Claudes Tod 2009 allein mit Christo. „Meine Bilder verleihen ihren Werken Dauerhafti­gkeit“, sagt Volz. Heute wird der in Tuttlingen geborene Künstler 70 Jahre alt.

Der Deutsche, der in Stockholm lebt, ist aber auch an der Entstehung der Arbeiten beteiligt. So sucht er immer die Stoffe aus, und für die Verhüllung des Berliner Reichstags im Jahr 1995 war er als Geschäftsf­ührer verantwort­lich. Derzeit bereitet er mit Christo neue Projekte vor. „Reden kann ich aber noch nicht darüber.“

Die letzte große Aktion waren die „Floating Piers“im Iseo-See im Juni 2016 – ein kleiner norditalie­nischer See, der für den Tourismus bis dato keine große Bedeutung hatte. Zwei Millionen Besucher zog das Kunstwerk an. Das sei bei der Planung undenkbar gewesen, erzählt Wolfgang Volz. So sei es aber immer: Jede Landschaft, jedes Bauwerk, das die beiden verhüllt hätten, werde für immer verändert. Auch wenn die Hüllen entfernt seien, sehe die Welt sie mit anderen Augen.

„Sanfte Störungen“habe Jeanne Claude diese Eingriffe in die Landschaft genannt. Sie wären nur für wenige Menschen sichtbar, wenn nicht Wolfgang Volz mit seinen klar komponiert­en, bis in die Tiefe scharfen Fotografie­n sämtliche Werke dokumentie­rt hätte. „Seine Bilder sind mehr als Dokumente. Sie sind eigene Kunstwerke“sagt Volz’ Düsseldorf­er Galerist Till Breckner.

Angefangen hat die Zusammenar­beit ganz einfach. Volz, 1948 geboren, studierte an der Folkwang Schule Essen Fotografie. Auf der 4. documenta 1968 hatten Christo und Jeanne Claude ein „Air package“gezeigt. Das gefiel Wolfgang Volz. Er flog nach New York und besuchte Christo in seinem Atelier. Sie waren sich auf Anhieb sympathisc­h.

Seit 1972 ist Volz bei jedem Projekt dabei. Er gibt sich bescheiden: „Ich arbeite hier mit Freunden zusammen über viele, viele, viele Jahre mit einer Art Fotografie, die dem jeweiligen Projekt entgegenko­mmt.“Dennoch sind seine Aufnahmen aus dem Werk nicht wegzudenke­n. Denn Christo setzt auch Volz’ Fotos der noch unverhüllt­en Landschaft­en für seine Bilder und Skizzen ein, mit deren Verkauf er alle Projekte finanziert.

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FOTO: EPD Verpackung­skünstler Christo (li.) mit Fotograf Wolfgang Volz.

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