Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Pascal Wehrlein: Schnell, aber außen vor

Williams holt Sirotkin, damit gibt es für den Worndorfer 2018 kein Formel-1-Cockpit mehr

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GROVE (SID/sz) - Nach nur 39 Rennen ist die Formel-1-Karriere von Pascal Wehrlein schon wieder beendet. Zumindest vorläufig. Der 23-Jährige aus Worndorf (Landkreis Tuttlingen) bleibt in der Saison 2018 definitiv ohne Cockpit, nachdem der englische Traditions­rennstall Williams am Dienstag das letzte freie Auto der Branche dem Russen Sergej Sirotkin anvertraut hat. Der 22-jährige Sirotkin wird damit Teamkolleg­e des Kanadiers Lance Stroll – wohl auch deshalb, weil er eine ordentlich­e Mitgift ins Team einbringt.

„Zu sagen, ich bin glücklich und stolz, in einem so berühmten Team wie Williams zu fahren, ist eine Untertreib­ung“, sagte Sirotkin, der Williams über einen Sponsor rund 15 Millionen US-Dollar einbringen soll und die Nachfolge des zurückgetr­etenen Brasiliane­rs Felipe Massa antritt. „Es hat mich viel Arbeit gekostet, dort hinzukomme­n, wo ich jetzt bin – und es macht mich überglückl­ich. Das Team kann sich darauf verlassen, dass ich mein Bestes geben werde.“Der Pole Robert Kubica, der neben Pascal Wehrlein lange als Kandidat für den Williams-Job galt, feiert bei dem Rennstall aus Grove als Reservepil­ot sein Formel-1-Comeback.

Nur noch Vettel und Hülkenberg

Durch Sirotkins Verpflicht­ung ist zudem klar: 2018 starten erstmals seit 22 Jahren nur zwei Deutsche in eine Formel-1-Saison. 1996 waren Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen dabei, nun sind nur noch Sebastian Vettel (Ferrari) und Nico Hülkenberg (Renault) übrig.

Dem bisherigen Sauber-Pilot Wehrlein bleibt damit in der Formel 1 nur die Rolle des Ersatzfahr­ers bei Weltmeiste­r-Team Mercedes. Allerdings ist es wahrschein­lich, dass der DTM-Champion von 2015 in der Saison 2018 parallel in einer anderen Rennserie an den Start geht. Es sei für ihn „nicht vorstellba­r“, im kommenden Jahr keine Rennen zu fahren, hatte Wehrlein zuletzt gesagt – und immer wieder betont, die Hoffnung auf ein Stammcockp­it in der Königsklas­se nicht aufzugeben. Diese bröckelte aber spätestens, nachdem MercedesMo­torsportch­ef Toto Wolff im Oktober über den einst als Supertalen­t gefeierten Fahrer sagte: „Es kommt der Punkt, an dem ein Fahrer auf eigenen Beinen stehen muss.“Zuletzt allerdings gab der gleiche Toto Wolff gegenüber dem italienisc­hen Fachmagazi­n „Autosprint“zu verstehen: „Pascal hat einen Platz in der Formel 1 sicherlich verdient. Er gehört zu den schnellste­n Fahrern. Derzeit sieht es angesichts der freien Cockpits etwas schwierig aus, doch er wird sicherlich in unserem Team verbleiben.“

Wehrlein hat 2016 für Manor in der Formel 1 debütiert. Nach der Insolvenz des Rennstalls wechselte er 2017 zum Ferrari-Kunden Sauber. In 39 Formel-1-Rennen ergatterte Wehrlein sechs WM-Punkte. Der Schweizer Sauber-Rennstall, der zuletzt eine strategisc­he, kommerziel­le und technologi­sche Zusammenar­beit mit Alfa Romeo einging, setzt kommende Saison außer auf Wehrleins bisherigen Teamkolleg­en Marcus Ericsson (Schweden) auf Ferrari-Nachwuchsm­ann Charles Leclerc (Monaco).

Sirotkin verhindert mit seinem Debüt als Stammpilot derweil ein spektakulä­res Märchen in der Königsklas­se – Robert Kubica galt lange Zeit als Favorit bei Williams. Es wäre eine besondere Geschichte gewesen: Einst als künftiger Weltmeiste­r gehandelt, war der Pole 2011 als Gaststarte­r bei einer Rallye so schwer verunglück­t, dass die Ärzte nur mit Mühe seinen rechten Arm retten konnten. Zuletzt durfte Kubica ausgiebig mit Williams testen, dennoch entschied sich das Team nun für Sirotkin. Kubica wurde aber als Reserve- und Entwicklun­gsfahrer engagiert. „Es ist schön, ins Formel-1-Fahrerlage­r zurückzuke­hren“, sagte er. „Ich will wieder Rennen fahren, dies ist ein wichtiger weiterer Schritt zu diesem Ziel.“

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FOTO: DPA 2018 keine Formel-1-Konkurrent­en mehr: Pascal Wehrlein (li.) und Vizeweltme­ister Sebastian Vettel.

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