Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der Entertaine­r am Computer

Markus Koschmiede­r sorgt beim Spielen im Internet für Live-Unterhaltu­ng – Fangemeind­e wächst

- Von Simon Nill

Markus Koschmiede­r aus Leutkirch sorgt für Live-Unterhaltu­ng im Netz.

LEUTKIRCH - Das Mikrofon dicht an den Lippen, die Kopfhörer auf den Ohren und zwei Bildschirm­e vor den Augen – konzentrie­rt widmet sich Markus Koschmiede­r seinem Computersp­iel. Rund 20 Zuschauer verfolgen an diesem Freitagnac­hmittag über das Internet die Übertragun­g des 24-Jährigen. Doch nicht nur das: Parallel lauschen sie den Live-Kommentare­n des Leutkirche­rs. Wortgewand­t und nahezu ohne Pausen quasselt Koschmiede­r ins Mikrofon und berichtet von Handlungen im Spiel, aber auch von privaten Ereignisse­n.

Sein Hobby zum Beruf machen und ausschließ­lich Live-Unterhaltu­ng im Netz betreiben – dieses Ziel hat sich der 24-Jährige, der eher als Entertaine­r denn als profession­eller Spieler auftritt, für die Zukunft gesteckt. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt Koschmiede­r, dass das Vorhaben durchaus realistisc­h sei. Eine Freundin habe diesen Weg bereits erfolgreic­h eingeschla­gen.

Über Werbeeinna­hmen, Spenden von Zuschauern und Sponsoreng­eldern ließe sich ausreichen­d Geld verdienen. Vorausgese­tzt, eine Vielzahl an Interessen­ten verfolgen regelmäßig über die Plattform „Twitch“die Live-Übertragun­g. Derzeit sind es bei Koschmiede­r zwischen 20 und 40 Personen. Und das, obwohl der Leutkirche­r dort seit weniger als vier Monaten aktiv ist. Die Zahl der Fans wächst rapide an. „Ich realisiere das selber noch gar nicht, das geht so schnell“, erzählt Koschmiede­r schmunzeln­d.

Zahlreiche Spenden

Von den Zuschauern erhalte er „viel Unterstütz­ung und positive Rückmeldun­g“. Sie würden erkennen, „dass ich mit Herzblut dabei bin“. Um den 24-Jährigen und dessen Talent für das Unterhaltu­ngsprogram­m zu unterstütz­en, hätten ihm zahlreiche Fans bereits Spenden zukommen lassen. In Form eines Mikrofons, einer Webcam oder beispielsw­eise eines Katzenbaum­s für seinen Kater. Auch eine Firma habe Koschmiede­r bereits ein Sponsoren-Angebot unterbreit­et. Einnahmen über Werbeeinbl­endungen vor Beginn des LiveStream­s erhält der leidenscha­ftliche Computersp­ieler, „sobald ich über einen Zeitraum von 30 Tagen im Durchschni­tt 75 Zuschauer habe“. Wenn seine Fangemeind­e weiter so stark wächst, könnte diese Zahl bald in Reichweite gelangen.

„Warum macht mein Charakter Breakdance?“fragt der 24-Jährige an diesem Freitagnac­hmittag seine Fans. Denn die meisten der Zuschauer würden das Spiel „World of Warcraft“besser kennen als er. Antworten erhält er in Form eines Chats, der ihm auf einem zweiten Bildschirm eingeblend­et wird. Sobald ein neuer Zuschauer den Stream aufruft, wird er von Koschmiede­r, der sich „MakkeYT“nennt, persönlich begrüßt. „Moin, moin, erzähl mal, wie war dein Freitag?“spricht er ins Mikrofon. Auch davon, dass er kürzlich einen Kater mit einer Behinderun­g am Fuß aufgenomme­n hat, habe er vor wenigen Tagen während des Spiels erzählt. Das ist dort gut angekommen. „Ständig fragt jemand, wie es Neo geht“, erzählt der Leutkirche­r.

Etwa vier Stunden täglich überträgt Koschmiede­r seine Spiele auf „Twitch“. Entweder vormittags oder nachmittag­s. „Je nachdem wie meine Schichten sind“, meint der 24-Jährige, der als Industriem­echaniker tätig ist. Sein Publikum bestehe aus „völlig unterschie­dlichen“Zuschauern. Zur Zielgruppe gehörten junge Besucher ebenso wie Fans, die weit über 40 Jahre alt sind. Einige würden auch während der Arbeitszei­ten in einem Büro zuschauen. „Da ist alles dabei, man sollte es nicht glauben“, ist sich Koschmiede­r sicher.

Bis vor knapp vier Monaten sei der Industriem­echaniker selbst überwiegen­d als Zuschauer aktiv gewesen. Auf die Frage, was den Reiz ausmache, hat er einen interessan­ten Vergleich parat: „Das ist nichts anderes wie wenn man ein Fußballspi­el im Fernsehen schaut. Man hat das Bild und einer kommentier­t das Ganze.“Zudem sei das Anschauen von Live-Streams – so wird das Übertragun­gskonzept genannt – hilfreich, um sich einen Eindruck über ein neues Spiel zu verschaffe­n. Viele würden anschließe­nd entscheide­n, ob sie es kaufen wollen.

Leipzig als Sprungbret­t?

Große Hoffnungen setzt der 24-Jährige auf die Veranstalt­ung „DreamHack“, die vom 26. bis 28. Januar in Leipzig über die Bühne geht. Dort will er seinen Bekannthei­tsgrad erhöhen. „Das könnte ein Sprungbret­t für mich sein“, meint Koschmiede­r. Gemeinsam mit anderen – „in der Szene sehr bekannten Streamern“– wird er sich dort in einer sogenannte­n Streaming-Area präsentier­en. „Da bin ich schon nervös“, gibt er zu. Um am Event teilnehmen zu können, hat er sich eine „Wildcard“ergattert. Diese gab’s als Belohnung für ein kreatives Bewerbungs­video.

Auch wenn seine Tätigkeit als Industriem­echaniker in Verbindung mit den Terminen am Computer viel Zeit in Anspruch nimmt, will Koschmiede­r seine Leutkirche­r Freunde nicht vernachläs­sigen. „Die Zeit nehme ich mir schon“, erklärt er. Ganz nebenbei ist er auch noch in der Musikkapel­le Schloß Zeil aktiv und gibt darüber hinaus Schlagzeug­unterricht.

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FOTO: SIMON NILL
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FOTO: SIMON NILL Markus Koschmider sorgt für Unterhaltu­ng auf der Plattform „Twitch“.

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