Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kinder, Kultur und Stadtansic­hten

Isnyer Grundschül­er bringen in Kooperatio­n mit der Kunstschul­e Sauterleut­e „ihr Isny“auf Leinwände

- Von Stefanie Böck

Grundschül­er bringen mit Kunstschul­e „ihr Isny“auf Leinwände.

ISNY - Raus aus dem Schulhaus, rein in die Heimatkund­e: Im Rahmen des Projekts „Panorama_Partner“treffen sich jeden Donnerstag 15 Isnyer Grundschül­er in der ehemaligen Zunftstube und gestalten ihre Stadtansic­hten. „Die Kinder sollen Isny beobachten und sich mit der Stadt befassen“, sagt Elisabeth Sauterleut­e, die Leiterin der gleichnami­gen Kunstschul­e in Leutkirch, die den Kindern den Raum und das Material bietet für ihre ganz individuel­len Ideen – ohne Schranken im Kopf und genaue Vorgaben.

„Hier kommen lauter unterschie­dliche Köpfe zusammen und denken gemeinsam quer“, erklärt ihre Kollegin und Tochter Eva Sauterleut­e das Ziel der täglichen Kunstschul­arbeit und der kreativen Aktion in Isny. Die ausgebilde­te Gymnasiall­ehrerin im Fach Bildende Kunst vermittelt vor allem eins: unendliche­n Spaß am Gestalten. Gekonnt tackert sie Leinwände fest, erklärt unermüdlic­h Farbpigmen­te, macht den Kindern Mut, die bunten Kleckse einfach zu verreiben – mit den Fingern. Heraus kommen lauter Flecken. Mal düster und klein, mal kräftig und grell. Ist das Kunst? „Genau das. Es ist für jeden etwas anderes. Die einen stört es, wenn die Farbe ineinander­läuft, die anderen finden es wunderschö­n“, schwärmen die Sauterleut­es.

Kunst fördert Kommunikat­ion Zusammen stehen die Kinder um zwei große Tische. Freilich wird da geschaut, wie es der Nachbar macht. „So lassen sich unsere Schüler inspiriere­n. Jeder lernt vom anderen. Es entsteht etwas, das alleine nie zustande gekommen wäre“, sagt Elisabeth Sauterleut­e, „Kunst fördert lösungsori­entiertes Denken, Selbstvert­rauen, Kommunikat­ion und die Bewältigun­g von Konflikten.“

In der Zunftstube spürt man davon alles auf einmal. Und noch etwas anderes: Freude. „Kann man das essen?“, fragt ein ungeduldig­er Schüler, der gerade seine Nase in die Dose mit dem Pulver „Rubin Rot“steckt. Zwei Buben blasen ihre Gummihands­chuhe auf und spielen Gockel. Ein dritter ist so begeistert vom Tackern, dass er am liebsten ein Bild allein aus Tackerklam­mern machen würde. Chaos? „Nein gar nicht. Die muss man lassen. Wenn es gefährlich wird, greifen wir ein“, sagt Elisabeth Sauterleut­e gelassen und lächelt. In 25 Jahren habe sich bei ihr noch niemand verletzt. „Und wir geben auch Schnitzkur­se.“

Irgendwann siegt das Interesse – auch an diesem Mittag in der Zunftstube. Wenig später stehen alle Kinder neugierig am Tisch und machen mit. Keiner will den Start verpassen, wenn es mit den Farben losgeht. Das weiß sie aus Erfahrung: Ihre Kunstschul­e betreut über 900 junge Menschen im Jahr. In offenen Konzepten, in Schulen, in Kooperatio­nen mit Verbänden, in Vereinen und Projekten arbeitet das Team immer mit bestem Material – und einem offenen Konzept. Kunst fördere das Wir-Gefühl.

In Isny klappt das wunderbar: „Die Kinder lernen ihre Stadt zu beobachten: von oben, von unten, von innen. Da schaut jeder anders drauf. Es ist interessan­t zu sehen, wie jeder einen eigenen Blick entwickelt. Am Ende bekommen sie ein Gefühl für ihre Heimat – und die unterschie­dlichen Ansichten“, erklärt Elisabeth Sauterleut­e.

In den ersten Treffen fertigten die Kinder Skizzen von Isnyer Gebäuden an. Dabei erzählten sie Geschichte­n von Türmen und der Katzenfrau im Espantor. Später produziert­en sie farbenfroh­e Grundierun­gen mit ihrem ganz persönlich­en Eindruck von Isny. Kurhaus, Wassertor, Eisdiele: Was beim Gedanken an die Heimatstad­t auf der Leinwand ankommt, findet auch Elisabeth Sauterleut­e fasziniere­nd. „Dabei kommt unheimlich Schönes heraus.“

Zu sehen sind die ersten Werke in der Ausstellun­g „Isny von oben“im Rathaus, die beeindruck­ende Blicke auf die Stadt bietet. In den nächsten Monaten führt das Projekt mit den Grundschül­ern langsam auf die Postkarten von Eugen Felle hin. Mit den Vogelschau­bildern des europaweit bekannten Isnyer Künstlers beschäftig­t sich auch die „Panorama_Partner“, die aus dem Fonds „Stadtgefäh­rten“der Bundeskult­urstiftung gefördert werden. Der Isnyer Künstler Felle bietet Elisabeth Sauterleut­e ein spannendes und schier unendliche­s Arbeitsfel­d. „Was er gemacht hat, ist einfach genial.“

Auch andere Schulen und Klassen können eintägige oder mehrtägige Projekte mit den „PanoramaPa­rtnern“vereinbare­n unter: www.panorama-partner-isny.de

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FOTO: STEFANIE BÖCK
 ?? FOTO: STEFANIE BÖCK ?? Elisabeth Sauterleut­e bringt Kindern in der Mittagsbet­reuung der Grundschul­e am Rain Kunst näher – und schult dabei ihren Blick auf ihre Heimatstad­t, jeden Donnerstag in der ehemaligen Zunftstube am ehemaligen Museum am Mühlturm.
FOTO: STEFANIE BÖCK Elisabeth Sauterleut­e bringt Kindern in der Mittagsbet­reuung der Grundschul­e am Rain Kunst näher – und schult dabei ihren Blick auf ihre Heimatstad­t, jeden Donnerstag in der ehemaligen Zunftstube am ehemaligen Museum am Mühlturm.

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