Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kinder, Kultur und Stadtansichten
Isnyer Grundschüler bringen in Kooperation mit der Kunstschule Sauterleute „ihr Isny“auf Leinwände
Grundschüler bringen mit Kunstschule „ihr Isny“auf Leinwände.
ISNY - Raus aus dem Schulhaus, rein in die Heimatkunde: Im Rahmen des Projekts „Panorama_Partner“treffen sich jeden Donnerstag 15 Isnyer Grundschüler in der ehemaligen Zunftstube und gestalten ihre Stadtansichten. „Die Kinder sollen Isny beobachten und sich mit der Stadt befassen“, sagt Elisabeth Sauterleute, die Leiterin der gleichnamigen Kunstschule in Leutkirch, die den Kindern den Raum und das Material bietet für ihre ganz individuellen Ideen – ohne Schranken im Kopf und genaue Vorgaben.
„Hier kommen lauter unterschiedliche Köpfe zusammen und denken gemeinsam quer“, erklärt ihre Kollegin und Tochter Eva Sauterleute das Ziel der täglichen Kunstschularbeit und der kreativen Aktion in Isny. Die ausgebildete Gymnasiallehrerin im Fach Bildende Kunst vermittelt vor allem eins: unendlichen Spaß am Gestalten. Gekonnt tackert sie Leinwände fest, erklärt unermüdlich Farbpigmente, macht den Kindern Mut, die bunten Kleckse einfach zu verreiben – mit den Fingern. Heraus kommen lauter Flecken. Mal düster und klein, mal kräftig und grell. Ist das Kunst? „Genau das. Es ist für jeden etwas anderes. Die einen stört es, wenn die Farbe ineinanderläuft, die anderen finden es wunderschön“, schwärmen die Sauterleutes.
Kunst fördert Kommunikation Zusammen stehen die Kinder um zwei große Tische. Freilich wird da geschaut, wie es der Nachbar macht. „So lassen sich unsere Schüler inspirieren. Jeder lernt vom anderen. Es entsteht etwas, das alleine nie zustande gekommen wäre“, sagt Elisabeth Sauterleute, „Kunst fördert lösungsorientiertes Denken, Selbstvertrauen, Kommunikation und die Bewältigung von Konflikten.“
In der Zunftstube spürt man davon alles auf einmal. Und noch etwas anderes: Freude. „Kann man das essen?“, fragt ein ungeduldiger Schüler, der gerade seine Nase in die Dose mit dem Pulver „Rubin Rot“steckt. Zwei Buben blasen ihre Gummihandschuhe auf und spielen Gockel. Ein dritter ist so begeistert vom Tackern, dass er am liebsten ein Bild allein aus Tackerklammern machen würde. Chaos? „Nein gar nicht. Die muss man lassen. Wenn es gefährlich wird, greifen wir ein“, sagt Elisabeth Sauterleute gelassen und lächelt. In 25 Jahren habe sich bei ihr noch niemand verletzt. „Und wir geben auch Schnitzkurse.“
Irgendwann siegt das Interesse – auch an diesem Mittag in der Zunftstube. Wenig später stehen alle Kinder neugierig am Tisch und machen mit. Keiner will den Start verpassen, wenn es mit den Farben losgeht. Das weiß sie aus Erfahrung: Ihre Kunstschule betreut über 900 junge Menschen im Jahr. In offenen Konzepten, in Schulen, in Kooperationen mit Verbänden, in Vereinen und Projekten arbeitet das Team immer mit bestem Material – und einem offenen Konzept. Kunst fördere das Wir-Gefühl.
In Isny klappt das wunderbar: „Die Kinder lernen ihre Stadt zu beobachten: von oben, von unten, von innen. Da schaut jeder anders drauf. Es ist interessant zu sehen, wie jeder einen eigenen Blick entwickelt. Am Ende bekommen sie ein Gefühl für ihre Heimat – und die unterschiedlichen Ansichten“, erklärt Elisabeth Sauterleute.
In den ersten Treffen fertigten die Kinder Skizzen von Isnyer Gebäuden an. Dabei erzählten sie Geschichten von Türmen und der Katzenfrau im Espantor. Später produzierten sie farbenfrohe Grundierungen mit ihrem ganz persönlichen Eindruck von Isny. Kurhaus, Wassertor, Eisdiele: Was beim Gedanken an die Heimatstadt auf der Leinwand ankommt, findet auch Elisabeth Sauterleute faszinierend. „Dabei kommt unheimlich Schönes heraus.“
Zu sehen sind die ersten Werke in der Ausstellung „Isny von oben“im Rathaus, die beeindruckende Blicke auf die Stadt bietet. In den nächsten Monaten führt das Projekt mit den Grundschülern langsam auf die Postkarten von Eugen Felle hin. Mit den Vogelschaubildern des europaweit bekannten Isnyer Künstlers beschäftigt sich auch die „Panorama_Partner“, die aus dem Fonds „Stadtgefährten“der Bundeskulturstiftung gefördert werden. Der Isnyer Künstler Felle bietet Elisabeth Sauterleute ein spannendes und schier unendliches Arbeitsfeld. „Was er gemacht hat, ist einfach genial.“
Auch andere Schulen und Klassen können eintägige oder mehrtägige Projekte mit den „PanoramaPartnern“vereinbaren unter: www.panorama-partner-isny.de