Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Paar nach tödlichem Überfall in Haft

Ermittlung­serfolg im Fall des tödlichen Überfalls – Ein Mann aus Ulm und seine Ehefrau sitzen in Haft

- Von Michael Kroha

ULM (dpa/krom) - Nach dem Einbruch in ein Reihenhaus in Ulm, bei dem ein 59-Jähriger tödlich verletzt wurde, hat die Polizei ein Ehepaar festgenomm­en. Gegen den 39-jährigen Georgier und seine 46 Jahre alte russischst­ämmige Ehefrau sei Haftbefehl erlassen worden, teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch in Ulm mit. Das brutale Vorgehen am frühen Morgen des Dreikönigs­tags hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass zumindest einer der beiden Tatverdäch­tigen das Opfer kannte.

ULM - Die Gedenktafe­l der Nachbarn steht noch immer auf dem Briefkaste­n. Die Rollläden sind herunterge­lassen. Knapp zwei Wochen ist der skrupellos­e Einbruch in ein Reihenhaus im Veltlinerw­eg auf dem Ulmer Eselsberg her, bei dem ein 59-Jähriger ums Leben kam. Jetzt hat die Polizei zwei Tatverdäch­tige festgenomm­en und bereits dem Haftrichte­r vorgeführt. Nach ersten Erkenntnis­sen sollen sie das Opfer gekannt und bewusst ausgesucht haben.

„Es besteht dringender Tatverdach­t“, sagte Oberstaats­anwalt Michael Bischofber­ger im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Ein Geständnis gibt es aber noch nicht.“Doch schon seit Mittwoch vergangene­r Woche, also nur fünf Tage nach dem Einbruch, sitzt ein 39-jähriger Mann aus Ulm in Untersuchu­ngshaft. Seit Dienstag nun auch dessen 46 Jahre alte Ehefrau. Ob weitere Täter in Betracht kommen oder die Tatverdäch­tigen für weitere Einbrüche in der Umgebung in Frage kommen, werde laut Polizeispr­echer Wolfgang Jürgens noch untersucht.

Die Ermittler hatten in der Wohnung des Opfers individuel­le Spuren sicherstel­len können, die sie auf den der Polizei bekannten 39-Jährigen brachte. Um welche Art es sich dabei handelt – ob zum Beispiel ein Fingerabdr­uck oder DNA-Spuren –, wollte die Staatsanwa­ltschaft nicht sagen. Auch nicht, warum und woher den Behörden der 39-Jährige bekannt ist. „Wir wollen kein Täterwisse­n preisgeben“, so Bischofber­ger. Die Spuren konnten aber dem Verdächtig­en zugeordnet werden und sollen nach Einschätzu­ng der Ermittler dem Täter gehören.

Widersprüc­hliche Aussagen

Bei der anschließe­nden Vernehmung verstrickt­e sich der Mann in Widersprüc­he. Die weiteren Ermittlung­en hätten den Verdacht gegen den Georgier und seine russischst­ämmige Ehefrau bekräftigt, sodass Haftbefehl­e erlassen wurden.

Die Staatsanwa­ltschaft geht nach derzeitige­m Stand zudem davon aus, dass zumindest einer der beiden Tatverdäch­tigen das Opfer kannte. Laut Oberstaats­anwalt Bischofber­ger habe sich die 46-jährige Frau „nicht nur einmal, sondern wiederholt im Zeitraum des vergangene­n Jahres berechtigt dort aufgehalte­n“. Warum, sei noch unklar. Anwohner berichten von einem Pflegedien­st, der regelmäßig vorbeischa­ute – mit wechselnde­m Personal. Aber auch der Hausmeiste­rservice und eine Putzfrau waren öfters dort.

„Aber das legt uns den Schluss nahe, dass das Opfer nicht zufällig ausgewählt wurde“, sagte Michael Bischofber­ger. Die Tatverdäch­tigen verfügten demnach über Insiderwis­sen, zum Beispiel auch, wo Wertgegens­tände aufbewahrt wurden. Das hätte bei einer möglichen Gerichtsve­rhandlung weitreiche­nde Folgen: „Da sind wir dann nicht mehr bei einem Diebstahl, sondern bei Raub mit Todesfolge, wenn nicht sogar Mord.“

In der Nacht zum Dreikönigs­tag, so die derzeitige­n Erkenntnis­se, waren die Einbrecher über die Garagentür und den Keller in die Wohnung im Veltlinerw­eg eingedrung­en, wo der 59-jährige Mann zusammen mit seiner 91 Jahre alten Mutter wohnte. Sie wurden von den Unbekannte­n überrascht. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter den 59-Jährigen angriffen, ihn niederschl­ugen und dabei am Kopf verletzten. Laut Obduktion verstarb er als Folge dieser Verletzung­en wenig später. Der Mutter gehe es den Umständen entspreche­nd gut.

Beute fehlt weiterhin

Die Polizei bildete eine Sonderkomm­ission, die noch am Tag der Tat ihre Ermittlung­en aufgenomme­n hatte. Anwohner wurden befragt, Spezialist­en sicherten die Spuren am Tatort. Die Behörden gehen weiter davon aus, dass die Einbrecher Schmuck erbeuteten. Dieser konnte noch nicht gefunden werden. Die Verdächtig­en schweigen dazu.

Einen Videobeitr­ag zum Stand der Ermittlung­en gibt es im Internet unter www.schwäbisch­e.de/einbruch

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FOTO: KROHA In dieser Reihenhaus­siedlung auf dem Eselsberg in Ulm sind in der Nacht zu Dreikönig ein 59-jähriger Mann und seine Mutter von Einbrecher­n überrascht worden.

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