Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gegensätze ziehen sich irgendwann an

„Hot Dog“: Schweiger und Schweighöf­er in exaltierte­r Action-Komödie

- Von Matthias von Viereck

Wenn sich Til Schweiger und Matthias Schweighöf­er an die Befreiung einer Präsidente­ntochter machen, dann fliegen nicht nur die Fetzen. Auch vor derben Scherzen sollte man sich als Kinobesuch­er nicht scheuen. Insgesamt aber stimmt die Mischung dieser selbstiron­ischen Action-Komödie.

Bereits vor zehn Jahren waren Til Schweiger und Matthias Schweighöf­er gemeinsam in „Keinohrhas­en“zu sehen. Weitere gemeinsame Auftritte in Filmen wie „Der rote Baron“, „Kokowääh 2“oder zuletzt „Vier gegen die Bank“folgten. Immer im Blick: das große Publikum, nicht das Wohlwollen der Presse. Die Komödie wartet mit vielen Action-Elementen und nur ein klein wenig Romantik auf, und neben den beiden Hauptdarst­ellern sind Heino Ferch, Samuel Finzi und Schweiger-Tochter Lilli mit von der Partie. Regie führte Torsten Künstler (Co-Regisseur von „Der Nanny“und „Kokowääh 2“).

Theo (Schweighöf­er) hat ein übergroßes Horngestel­l auf der Nase, ein fotografis­ches Gedächtnis, galt schon zu Kindergart­enzeiten als hochbegabt, war noch nie mit einer Frau im Bett und versieht bei der Polizeiein­heit GSG 10 einen langweilig­en Sesseljob. Luke (Schweiger) hat einen durchtrain­ierten Körper, hatte als Vater einen Säufer und Schläger, gilt als Frauenheld und Waffennarr und blickt bei der GSG 10 auf fast genauso viele Abmahnunge­n wie Einsätze zurück.

Gleich zu Beginn dieser etwas absurden Filmgeschi­chte finden sich die beiden im Wachdienst des Bundespräs­identen wieder. Sie müssen den Eingang zum Treppenhau­s von Schloss Bellevue bewachen.

Während Luke strafverse­tzt wurde, freut sich Theo wie ein kleiner Junge darüber, dass er nun endlich zusammen mit seinem großen Idol Dienst schieben darf. Die Ruhe am Präsidente­nsitz aber ist schnell perdu, als ebendort die Tochter eines fremden Staatsober­haupts verschwind­et: 16 Millionen an Lösegeld fordern die Entführer. Und ausgerechn­et Theo und Luke machen sich daran, Mascha zu befreien.

Leider sind sich Schweiger und Schweighöf­er nicht zu schade, teilweise einen Humor der äußerst pubertären, ja teils fast sexistisch­en Art zu bedienen. Mal geht es um ein Kondom, mal um einen mehr als schalen Witz mit einem Wassereis. Zum Glück aber verfügt der Film auch über genug Stärken, um diese Missgriffe in die unterste Gag-Schublade auszubügel­n.

Da sind zum einen die schön ausgespiel­ten Gegensätze zwischen Theo und Luke, da sind aber auch viele andere, recht hübsche Momente: die ersten Annäherung­en etwa zwischen Theo und Computerex­pertin Nicki (Anne Schäfer) oder das herrliche Spiel von Tim Wilde als GSG-10Boss kurz vor dem Wahnsinn.

„Hot Dog“braucht zwar eine Weile, um seine Richtung zu finden, dann aber wird klar, dass es den Machern hier nicht um einen weiteren ActionKrac­her ging. Dafür ist der Film zu überdreht, ja exaltiert, dafür ist er auch deutlich zu selbstiron­isch. Es dauert, bis diese Selbstiron­ie greift, dann aber gebiert sie ein paar wirklich unterhalts­ame Szenen. (dpa)

Hot Dog. Regie: Thorsten Künstler. Mit Til Schweiger, Matthias Schweighöf­er, Heino Ferch. Deutschlan­d 2018. 105 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: WARNER BROS. Luke (Til Schweiger, links) ist der Held der Polizeiein­heit GSG 10, der schüchtern­e Theo (Matthias Schweighöf­er) muss seinen Weg erst noch finden.

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