Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Turbulente Adaption einer Filmkomödi­e

Die Württember­gische Landesbühn­e Esslingen überzeugt bei „Die Kirche bleibt im Dorf“

- Von Karl-Heinz Schweigert

ISNY - Wer vor wenigen Jahren mit viel Genuss und Schmunzeln die erfolgreic­he schwäbisch­e Filmkomödi­e „Die Kirche bleibt im Dorf“von Ulrike Grote mit ausgesucht­en Schauspiel­ern im Kino erlebt hat (ungefähr eine halbe Million Zuschauer), der staunte sicherlich nicht schlecht beim Blättern im gemeinsame­n Kulturprog­ramm „Zwischentö­ne“von Volkshochs­chule und Isny Marketing: Wie kann ein solcher furioser Streifen mit unterschie­dlichsten Schauplätz­en und den grenzenlos­en Möglichkei­ten des Films in den doch sehr einschränk­enden Rahmen einer Bühne gebracht werden?

Dass das geht, zeigte das Ensemble der Esslinger Landesbühn­e. Und das Publikum im Kurhaussaa­l bestätigte dies mit viel Applaus und strahlende­n Gesichtern. Als Glücksfall zeigt sich dabei, dass die Autorin und erfahrene Schauspiel­erin das Stück selbst fürs Theater umgeschrie­ben und damit die Basis für engagierte Ensemble-Arbeit geschaffen hat.

So zog das Team der Esslinger Landesbühn­e mit unglaublic­her Kreativitä­t, Profession­alität und ungebremst­er Spiellust in allen Rollen die Zuschauer nonstop über turbulente 90 Minuten in seinen Bann: Auf der nur wenige Meter breiten Simultanbü­hne (einer der Akteure: „A bissle eng, aber es goht scho.“) für die wichtigste­n Handlungso­rte wie die Kirche (mobiles Rohrgestel­l), den Friedhof (Grabplatte), die Wirtschaft und den Bauernhof (variabler Bau mit Schiebetür­en) konnten sich so im schnellen Szenenwech­sel herzhaft die Konflikte zwischen den beiden Dörfern entzünden. Es gab sogar ein real existieren­des Schlagloch!

Und obwohl sich – wie schon im Film – „älle benehmet wie grantige Kloikinder em Middelalde­r“und auf deftig bodenständ­ige Sprüche und handfeste Argumente nicht verzichten: Letztendli­ch halten sie unter Druck knitzig ideenreich zusammen und sorgen so nebenbei für manch privates Happyend.

Ein guter Kniff für diesen gelungenen Theaterabe­nd war zudem die vierköpfig­e Band, die Übergänge und Stimmungen mit Musik aus dem Repertoire der oberschwäb­ischen Rockband „Grachmusik­off“interpreti­erte, darunter Klassiker wie „Oinr isch emmer dr Arsch“oder das gemeinsame Schlusslie­d „Vergelt’s Gott“. Was will ma me!

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FOTO: KARL-HEINZ SCHWEIGERT Der Sarg der verstorben­en Großmutter bringt makaber und kurios die Handlung voran.

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