Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Turbulente Adaption einer Filmkomödie
Die Württembergische Landesbühne Esslingen überzeugt bei „Die Kirche bleibt im Dorf“
ISNY - Wer vor wenigen Jahren mit viel Genuss und Schmunzeln die erfolgreiche schwäbische Filmkomödie „Die Kirche bleibt im Dorf“von Ulrike Grote mit ausgesuchten Schauspielern im Kino erlebt hat (ungefähr eine halbe Million Zuschauer), der staunte sicherlich nicht schlecht beim Blättern im gemeinsamen Kulturprogramm „Zwischentöne“von Volkshochschule und Isny Marketing: Wie kann ein solcher furioser Streifen mit unterschiedlichsten Schauplätzen und den grenzenlosen Möglichkeiten des Films in den doch sehr einschränkenden Rahmen einer Bühne gebracht werden?
Dass das geht, zeigte das Ensemble der Esslinger Landesbühne. Und das Publikum im Kurhaussaal bestätigte dies mit viel Applaus und strahlenden Gesichtern. Als Glücksfall zeigt sich dabei, dass die Autorin und erfahrene Schauspielerin das Stück selbst fürs Theater umgeschrieben und damit die Basis für engagierte Ensemble-Arbeit geschaffen hat.
So zog das Team der Esslinger Landesbühne mit unglaublicher Kreativität, Professionalität und ungebremster Spiellust in allen Rollen die Zuschauer nonstop über turbulente 90 Minuten in seinen Bann: Auf der nur wenige Meter breiten Simultanbühne (einer der Akteure: „A bissle eng, aber es goht scho.“) für die wichtigsten Handlungsorte wie die Kirche (mobiles Rohrgestell), den Friedhof (Grabplatte), die Wirtschaft und den Bauernhof (variabler Bau mit Schiebetüren) konnten sich so im schnellen Szenenwechsel herzhaft die Konflikte zwischen den beiden Dörfern entzünden. Es gab sogar ein real existierendes Schlagloch!
Und obwohl sich – wie schon im Film – „älle benehmet wie grantige Kloikinder em Middelalder“und auf deftig bodenständige Sprüche und handfeste Argumente nicht verzichten: Letztendlich halten sie unter Druck knitzig ideenreich zusammen und sorgen so nebenbei für manch privates Happyend.
Ein guter Kniff für diesen gelungenen Theaterabend war zudem die vierköpfige Band, die Übergänge und Stimmungen mit Musik aus dem Repertoire der oberschwäbischen Rockband „Grachmusikoff“interpretierte, darunter Klassiker wie „Oinr isch emmer dr Arsch“oder das gemeinsame Schlusslied „Vergelt’s Gott“. Was will ma me!