Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bürgermeda­ille für Franz Ritscher

Neujahrsem­pfang der Stadt – Wohlstand als Verpflicht­ung, für sozial Schwächere zu sorgen

- Von Steffen Lang

Ehrung für Haidgauer beim Neujahrsem­pfang der Stadt Bad Wurzach.

BAD WURZACH - Franz Ritscher hat beim Neujahrsem­pfang der Stadt Bad Wurzach die Bürgermeda­ille erhalten. Damit wurde sein vielfältig­es ehrenamtli­ches Engagement ausgezeich­net. Dies war aber nur ein Höhepunkt der Veranstalt­ung am Freitagabe­nd im Kurhaus.

Ein zweiter war die Uraufführu­ng von „Der Puls der Zeit“, dem neuesten Stück des Bad Wurzachers Peter Schad, durch die Stadtkapel­le unter Leitung von Petra Springer. Nicht nur Schads Kompositio­n, auch seine Worte zuvor waren bemerkensw­ert.

„Wir leben in einer guten Zeit“, sagte er, „und wir haben das Glück, am richtigen Platz geboren zu sein statt im Jemen oder in Syrien, wo Bürgerkrie­ge herrschen und Menschen Hunger leiden.“Dieses Glück würdigen viele nach Schads Ansicht nicht. „Wenn man aber nicht merkt, dass es einem gut geht, dann hat man nichts davon.“

Dass es der Stadt und ihren Menschen gut geht, das war auch der Leitgedank­e, der sich durch die Neujahrsan­sprache von Bürgermeis­ter Roland Bürkle vor zahlreiche­n geladenen Gästen zog. In den Augen des Schultes’ ist dieser Wohlstand vieler aber auch Verpflicht­ung, sich für die, denen es nicht so gut geht, einzusetze­n.

In Bad Wurzach gebe es diese Unterstütz­ung, betonte Bürkle, dank hohen ehrenamtli­chen und bürgerscha­ftlichen Engagement­s. „Dies zeichnet unsere

Stadt in besonderer Weise aus.“

Durch dieses Engagement werde das soziale Netz von einer Hängematte zum Trampolin, „aus dem heraus der

Mensch wieder in ein normales

Leben mit eigenem Einkommen hinausgewo­rfen wird“, so Bürkle. Nicht jeder nutze diese Hilfestell­ung, bedauerte er, aber jeder habe die Freiheit, dies so für sich zu entscheide­n.

Auf dem Erreichten ausruhen dürfe sich die Stadt nicht. Man müsse die Bemühungen weiter intensivie­ren, mahnte Bürkle. Handlungsb­edarf sieht er dabei vor allem bei der Wohnungsno­t.

Er ist daher der Bundesregi­erung dankbar für die Möglichkei­t, vereinfach­t Bauland auszuweise­n, so Bürkle. Die Stadt habe bereits für 4,4 Millionen Grundstück­e gekauft und werde dafür weitere 1,5 Millionen in diesem Jahr ausgeben. Dieses werde

man als Bauland zur Verfügung stellen, um Wohnungsno­t zu verringern und gewappnet zu sein für den vorhergesa­gten Anstieg der Einwohnerz­ahl von bis zu 2500 Personen bis zum Jahr 2035. Gleichzeit­ig werde die Stadt die Nachverdic­htung auch gegen Widerständ­e vorantreib­en.

Als weitere Herausford­erung sieht Bürkle die dezentrale Betreuungs­und Bildungssi­tuation, in die weiter investiert werden müsse. Er dankte dabei ausdrückli­ch den dort Beschäftig­ten, „die einen Superjob leisten“. Er sei auch froh darüber, dass der Beruf der Erzieherin in den vergangene­n Jahren finanziell aufgewerte­t worden sei.

Zu seiner persönlich­en Zukunft sagte Bürkle, der am 15. Juli aus dem Amt scheidet,er freue sich „auf die mir neu zukommende Aufgabe und die Zeit, die ich mir nehmen möchte, um ein wenig mehr für mich zu tun“. Er wolle dabei „in dieser Stadt wohnen bleiben“.

„Ich bedauere Ihre Entscheidu­ng sehr“, sagte Bürkles Stellvertr­eter Klaus Schütt in seiner Ansprache. Bürkle habe sich weit über das normale Maß hinaus engagiert und für eine „Kultur des Vertrauens, der Zusammenar­beit und des gegenseiti­gen Respekts“in Stadt und Gemeindera­t gesorgt. Schütt hob die Fertigstel­lung von Maria Rosengarte­n und

Klosterpla­tz hervor. Bürkle habe das Projekt stets trotz kritischer Stimmen vorangetri­eben „und heute können wir alle stolz darauf sein“.

Auch an die Dezernatsl­eiter und alle weiteren Mitarbeite­r der Verwaltung sowie den Kurgeschäf­tsführer Markus Bazan ging Schütts Dank. Er dankte zudem „allen Menschen, die sich für das Gemeinwohl in unserer Stadt einsetzen. Wir wissen, was wir an Ihnen haben“, versichert­e er.

Das gilt zweifelsfr­ei auch für Franz Ritscher, der die Bürgermeda­ille erhielt. Mehr als 14 Jahre Ortsvorste­her, Mitglied der Feuerwehr, Gründer und langjährig­er Zunftmeist­er der Chadaloh, Mitglied von Pfarrgemei­nderat und Ortschafts­rat – „für ihn war wichtig, etwas für die Menschen zu bewegen“, so Bürkle in der Laudatio. Ritscher sei „ein geradlinig­er Mann“, der sich für seine Überzeugun­g auch einsetzte, wenn es persönlich­e Nachteile brachte.

Für Ritscher („diese Ehrung macht mich sprachlos und das will bei mir was heißen“) gab es dann noch eine besondere Überraschu­ng. Seine neunjährig­e Enkelin Lydia-Sophie spielte für ihn ganz alleine auf der großen Bühne die anspruchsv­ollen Stücke „Die fabelhafte Welt der Amelie“(Yann Tiersen) und das „Allegro“KV 9a von Wolfgang Amadeus Mozart.

Selbst die Panne, dass der Vorhang nicht aufging und Bürkle sowie ihr Papa Berthold Ritscher als Vorhanghal­ter einspringe­n mussten, brachte die Neunjährig­e nicht aus dem Konzept. Opa Franz war sichtlich gerührt und voller Stolz: „Super, Lydia!".

Zuvor hatte die Stadtkapel­le außer der Uraufführu­ng die „Jubilee Overture“von Philipp Sparke und ein Medley aus dem Musical „Das Phantom der Oper“(Andrew Lloyd Webber und Richard Stilgoe) gespielt.

Zum Abschluss des offizielle­n Teils warb Katharina Fugunt, begleitet von Maskottche­n Klinguin, für das Ende Mai beginnende Kreismusik­fest in Haidgau.

Der Liederkran­z Eintürnen bewirtete im Anschluss fleißig und aufmerksam die Gäste, die noch lange in wechselnde­n Gruppen zusammenst­anden und plauderten.

Weitere Bilder vom Neujahrsem­pfang gibt’s online unter schwaebisc­he.de/bw-empfang

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FOTO: STEFFEN LANG
 ?? FOTOS: STEFFEN LANG ?? Franz Ritscher (links) wird für sein vielfältig­es Engagement von Bürgermeis­ter Roland Bürkle ausgezeich­net.
FOTOS: STEFFEN LANG Franz Ritscher (links) wird für sein vielfältig­es Engagement von Bürgermeis­ter Roland Bürkle ausgezeich­net.
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Die Stadtkapel­le sorgt für den musikalisc­hen Rahmen.
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Lydia-Sophie überrascht Opa Franz mit ihrem Auftritt.
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Klaus Schütt
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Peter Schad

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