Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Unglücklic­he Entscheidu­ngen

Nach dem 25:26 gegen Dänemark stehen die Handballer vor dem EM-Aus

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VARAZDIN (SID/dpa) - Die deutschen Handballer schlichen frustriert über das Parkett, Bundestrai­ner Christian Prokop schüttelte immer wieder den Kopf. Nach der ersten Niederlage droht dem Titelverte­idiger trotz der besten Turnierlei­stung bei der EM in Kroatien das Aus. „Wir haben gekämpft, aber einige unglücklic­he Entscheidu­ngen getroffen. Da waren wir ein bisschen zu naiv“, sagte Prokop nach dem 25:26 (9:8) gegen den Olympiasie­ger Dänemark.

Selbst ein Sieg im finalen Hauptrunde­n-Spiel am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) gegen Vize-Europameis­ter Spanien in der Neuauflage des Finals von 2016 würde mit großer Wahrschein­lichkeit nicht helfen. „Das ist ganz bitter“, sagte Rechtsauße­n Tobias Reichmann. „Wir müssen eine TopLeistun­g bringen“, forderte Prokop: „Das war heute leider nicht auf allen Positionen im Angriff der Fall.“

Wir waren hintenraus einfach nicht konsequent genug“, sagte Julius Kühn, der sechs Tore erzielte. „Wir haben in den falschen Situatione­n die falschen Entscheidu­ngen getroffen.“Ein weiterer Wermutstro­pfen ist der mögliche Ausfall von Paul Drux, der sich am Knie verletzte. Eine MRT-Untersuchu­ng soll Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben.

Der über weite Strecken gute Auftritt gegen die Dänen sollte gegen Spanien Mut machen, erst in der Schlusspha­se mussten sich die Deutschen geschlagen geben. „Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass wir es packen können. Wir haben alles reingeworf­en“, sagte der nachnomini­erte Linksaußen Rune Dahmke.

Nach dem Arbeitssie­g gegen Tschechien hatte sich der OlympiaDri­tte bei einem Teamabend mit Cevapcici und Bier auf die bisher härteste Aufgabe eingestimm­t. „Wir sind noch nicht locker genug. Wir benötigen aber diese Lockerheit“, sagte Teammanage­r Oliver Roggisch.

Diese Maßnahme brachte zunächst nicht den gewünschte­n Erfolg. Nervös, verunsiche­rt, fehlerhaft – dem deutschen Angriff gelang in der Anfangspha­se nichts. Kapitän Uwe Gensheimer gelang der erste Treffer zum 1:2 erst nach 9:04 Minuten, auch, weil Dänemarks Weltklasse­keeper Niklas Landin gut drauf war. Der Torhüter des THW Kiel hielt alles, was er halten konnte.

Die vom bärenstark­en Finn Lemke glänzend organisier­te deutsche Abwehr war hingegen im Zusammensp­iel mit dem sehr guten Torhüter Andreas Wolff der große Trumpf. Die deutsche Defensive trieb den dänischen Angriff um Topstar Mikkel Hansen zur Verzweiflu­ng. An Lemke, Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler kamen die Dänen kaum einmal vorbei. Das erste Tor aus dem Rückraum gelang dem zweimalige­n Europameis­ter erst in der 21. Minute.

Beflügelt durch die Abwehr kam auch mehr Schwung in den deutschen Angriff. Der Kieler Steffen Weinhold sorgte beim 7:6 (25.) für die erste Führung. Auch der bisher im Turnierver­lauf so enttäusche­nde Kühn zeigte sich verbessert. Im zweiten Durchgang, in dem Drux ausfiel, wurde es deutlich torreicher. Es blieb aber ausgeglich­en (15:15/41.), kein Team setzte sich ab. Im Angriff agierten die Bad Boys nun mit mehr Selbstvert­rauen.

Dennoch geriet die DHB-Auswahl erstmals mit drei Toren in Rückstand (20:23/54.). Ein Treffer von Wolff ins leere Tor der Dänen brachte das deutsche Team wieder auf ein Tor heran (23:24/58.). Trotz großen Kampfgeist­s reichte es nicht mehr für die Wende.

EM in Kroatien, Hauptrunde, Gruppe 1: Schweden – Frankreich 17:23 (8:10), Kroatien – Norwegen 32:28 (17:15). – Tabelle: 1. Frankreich 87:73/6, 2. Kroatien 120:108/6, 3. Norwegen 124:119/4, 4. Schweden 82:79/4, 5. Weißrussla­nd 76:90/0, 6. Serbien 74:94/0. – Gruppe 2: Deutschlan­d – Dänemark 25:26 (9:8), Mazedonien – Spanien x:x. – Tabelle: 1. Dänemark 109:103/6, 2. Deutschlan­d 97:95/4, 3. Mazedonien 50:49/3, 4. Spanien 54:40/2, 5. Tschechien 62:81/2, 6. Slowenien 77:81/1.

Beste Werfer: Kühn (Melsungen/6), Weinhold (Kiel/5), Dahmke (Kiel/4), Wiencek (Kiel/3), Häfner (Hannover/2), Fäth (Berlin/2), Gensheimer (Paris/1), Reichmann (Melsungen/1/1), Wolff (Kiel/1). – Lindberg (9/4), Hansen (5), Olsen (3), Mortensen (3), Lauge (2), Damgaard (2), R. Toft Hansen (1), H. Toft Hansen (1).

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FOTO: IMAGO Frustriert: Die Deutschen um Silvio Heinevette­r (mit Handtuch).

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