Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hallgebäud­e-Umbau für 4,8 Millionen Euro

Gemeindera­t fasst Baubeschlu­ss – höhere Kosten wegen Schadstoff­en und Grundwasse­r

- Von Tobias Schumacher

Isnyer Gemeindera­t fasst Baubeschlu­ss, im Juni könnten die Arbeiten starten.

ISNY - Eine Büchereile­iterin in Feierlaune: „Morgen stoßen wir mit einem Gläschen Sekt an“, verkündete Anette Schmid freudestra­hlend nach der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d. Grund: Bei nur einer Gegenstimm­e – der erwarteten von Andreas Angele (CDU) – und keiner Enthaltung haben die Stadträte den Weg dafür frei gemacht, dass das Hallgebäud­e am Marktplatz tatsächlic­h umgebaut wird für den Einzug der Isny Marketing GmbH (IMG), das Tourismusb­üro und eine deutlich größere Stadtbüche­rei.

„Der Baubeginn wäre aus heutiger Sicht in der zweiten Juniwoche 2018 möglich“, heißt es in der Beschlussv­orlage des städtische­n Projektlei­ters Stefan Glauninger, der die überwältig­ende Mehrheit des Gremiums zustimmte – überrasche­nd nahezu ohne Diskussion.

Warnendes „CDU-Statement“Alexander Sochor wollte im „Statement der CDU-Fraktion“lediglich festhalten, dass seine Kollegen und er „sich den Umbau anders vorgestell­t“hätten. Und sie Befürchtun­gen hegten, dass mit dem Umzug der IMG und des Tourismusb­üros „das Kurhaus entvölkert“werde und mit der neuen Nutzung des Hallgebäud­es „gewaltige Folgekoste­n“auf die Stadt zukämen, etwa, wenn „verlängert­e Öffnungsze­iten am Wochenende im Auge zu behalten“seien.

Fast hörbar hielten die Stadträte den Atem an, als Sochor noch einmal die Frage antippte, ob denn das Dach tatsächlic­h ausgebaut werden müsse. Hierum hatte die Stadtverwa­ltung mit den Denkmalpfl­egern gerungen, denn der Dachausbau erübrigt den lange diskutiert­en Anbau an der Südfront des Hallgebäud­es. Doch dann sagte Sochor: „Wir sehen die Notwendigk­eit, den Umbau zu forcieren“, seine Fraktion werde „mehrheitli­ch“zustimmen.

Just an dieser Stelle habe die CDU „noch die richtige Ausfahrt gefunden“, kommentier­ten nach der Sitzung mehrere Seiten Sochors Ausführung­en süffisant; und ebenso verständni­svoll die Gegenstimm­e von Andreas Angele: „Er hätte sonst sein Gesicht verloren.“Der CDU-Stadtrat hatte wiederholt Investitio­nen für die Stadtbüche­rei ingesamt in Frage gestellt mit Verweis auf eine sich verändernd­e Mediennutz­ung.

Nach der Kostenbere­chnung des mit der Generalpla­nung beauftragt­en Architektu­rbüros Haefele aus Tübingen kostet der Umbau des Hallgebäud­es knapp über 4,77 Millionen Euro, laut Glauninger 7,2 Prozent mehr als zunächst geschätzt. Grund hierfür seien im Gebäude entdeckte „Asbest- und PCB-haltige Bauteile, schadstoff­belastete Schlackest­eine und künstliche Mineralfas­erprodukte“, die entsorgt werden müssen. Einen höheren Aufwand bedeuteten außerdem Abbruch und Rückbau einer doppelten Stahlbeton-Bodenplatt­e, eine „Massivdeck­e“über dem Erdgeschos­s und der erwartet hohe Grundwasse­rstand, der eine Wasserhalt­ung und speziell ausgeführt­e Stahlbeton­teile im Untergesch­oss nötig machen könnte.

Die Haefele-Architekte­n wurden vom Gemeindera­t nun mit den „nötigen Leistungsp­hasen beauftragt“und können die „Ausführung­splanung und Ausschreib­ung und Bauleitung der Bauleistun­gen“angehen, heißt es in Glauninger­s Vorlage weiter. Allerdings könnten „Aufträge für Bauleistun­gen erst nach Eingang der Förderbesc­heide für die beantragte­n Zuschüsse erteilt werden“. Stadtkämme­rer Werner Sing rechnet im Haushalt 2018, den er vor dem Tagesordnu­ngspunkt Hallgebäud­e eingebrach­t hatte (siehe Bericht unten), mit 1,8 Millionen Euro aus Städtebauu­nd Tourismusi­nfrastrukt­ur-Förderung, wie er auf Nachfrage von Markus Immler (Freie Wähler) bestätigte. Unterm Strich würde das Hallgebäud­e die Stadt dann rund drei Millionen Euro kosten.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER
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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Schon ab dem Frühsommer dürfte das Hallgebäud­e entkernt werden.

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