Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mietbetrügerin kommt sechs Monate in Haft
Richterin am Landgericht überzeugt die Angeklagte, die Berufung zurückzunehmen
BAD WALDSEE/BAD WURZACH - Eine 44-jährige Frau hat vor dem Landgericht Ravensburg nach langer Diskussion ihre Berufung gegen ein Urteil des Amtsgerichts Bad Waldsee zurückgezogen.
Somit bleibt es bei der im August 2017 verhängten Strafe von sechs Monaten Haft ohne Bewährung wegen Betrugs in mehreren Fällen. Die Frau hatte mehrfach ihre Miete nicht bezahlt. Nach stundenlanger Verhandlung mit Anhörung von sieben Zeugen gelang es Richterin Kathrin Fischer-Dankworth, die Angeklagte zu überzeugen, dass ein Berufungsurteil mit großer Wahrscheinlichkeit eine noch höhere Haftstrafe zur Folge haben könnte.
Wegen diverser Delikte verbüßt die Angeklagte seit Mai 2017 eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd. Erst am 9. Januar war sie vom Amtsgericht Bad Waldsee zusätzlich zu fünf Monaten Haft ohne Bewährung wegen Diebstahls, unter anderem auch in einem Bad Wurzacher Geschäft, verurteilt worden (die SZ berichtete).
Straffällig wurde sie bereits mit dem 21. Lebensjahr. Mehrere Dutzend Einträge im Bundeszentralregister, sie reichen von Unterschlagung, Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Körperverletzung bis hin zu Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt, belegen eine enorme kriminelle Energie. Während der gesamten Verhandlung wurden ihre Fußfesseln nicht abgenommen.
Ihre Schulzeit verbrachte die im Saarland geborene Frau in Laupheim. Sie gab an, wegen epileptischer Anfälle habe sie nach dem Schulabschluss keine Ausbildung antreten können. 2016 zog die Frau nach Bad Waldsee. Ohne Wohnsitz und öffentliche Leistungen kam sie erst mal bei Bekannten unter.
Meist unter dem Vorwand eines Unglücksfalls in der Familie sprach sie danach insbesondere bei Inhabern von Ferienwohnungen vor. Häufig gab es hier ein Mietverhältnis von bis zu zehn Tagen. Eine Anzahlung umging die Angeklagte mit der Aussage: „Mein Mann kommt in den nächsten Tagen nach, er bezahlt dann alles.“Wenn die Vermieter auf eine sofortige Zahlung pochten, dann erlebten sie oft massive Unverschämtheiten. „Ich hatte Himmelangst vor dieser Frau, sie war mir unheimlich“, so oder ähnlich sagten es Vermieterinnen vor Gericht. Nach einigen Nächten verschwand die sehr wortgewandte Mieterin meist.
Eskaliert war das Mietverhältnis zur Weihnachtszeit auch bei einer Ferienwohnung in Steinach. Weil außer einer Anzahlung von 50 Euro kein Geld kam, wurde die Polizei benachrichtigt. Trotz Rauchverbots standen in der Wohnung volle Aschenbecher, das Bad war mit schwarzer Haarfarbe verdreckt, das Wohnzimmer war total vermüllt. Ähnlich erging es anderen Hotelund Gaststättenbetreibern der Region. Die Polizei startete daraufhin eine Warnmeldung.
Nachdem ein Sachverständiger keine schizophrene Psychose diagnostizieren konnte, brachte die Richterin die Rücknahme der Berufung ins Spiel. Nach einigem Wortgeplänkel mit ihrem Pflichtverteidiger kam dann das Ja der Angeklagten, Staatsanwältin Mona Düffert willigte ebenfalls ein.