Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wieder eine Nacht mit Hochwasser­alarm

Wangener Bürgermeis­ter: Vorsichtsm­aßnahme – Pegel erreichte 2,68 Meter in der Spitze

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Es war eine schwierige Frage für die Verantwort­lichen des städtische­n Krisenteam­s, ob am späten Montagaben­d Hochwasser­alarm ausgerufen werden sollte oder nicht. Am Ende entschied sich das Team in der Feuerwehrz­entrale am Südring dafür. Gegen 22.15 gab Bürgermeis­ter Ulrich Mauch die Anordnung an die Einsatzkrä­fte raus, Schutzmaßn­ahmen zu ergreifen. „Wir müssen auf der sicheren Seite sein, der Schutz der Bevölkerun­g geht vor“, sagte er. Nennenswer­te Schäden gab es am Ende nicht.

Schwierig war die Entscheidu­ng aus mehreren Aspekten: Einerseits hatte es den ganzen Montag über stark geregnet. Die Pegel der Argen kletterten und kletterten, die Wiesen waren längst mit Wasser vollgesoge­n. Und in der Leitstelle war ungewiss, wie sich zusätzlich­es Wasser durch die Schneeschm­elze in den Bergen auf die Wasserstän­de der Argen auswirken würde.

Manfred Wolfrum von der Wangener Feuerwehr verglich einen Teil der Lage gar mit dem verheerend­en Hochwasser von 1999. So stark wie damals sei die Obere Argen am Montagaben­d für einige Zeit gestiegen. In Zahlen ausgedrück­t: Gegen 20.30 Uhr erreichte der Messstand in Epplings 2,34 Meter. Knapp eine Stunde später waren es 2,53 Meter. Dann stieg der Pegel auf mehr als 2,60 Meter. Um 22.45 Uhr war dann 2,68 Meter erreicht. Also mehr als 30 Zentimeter in gut zwei Stunden.

Zum Glück blieb es dabei – mit schnell wieder rückläufig­er Tendenz. Um Mitternach­t waren es nur noch 2,62 Meter, gegen 2.45 Uhr wurde die Zwei-Meter-Marke unterschri­tten, wie aus den Daten der Hochwasser­zentrale des Landes hervor geht. Das hatte mit der Kehrseite der Medaille zu tun, die den Verantwort­lichen das Ausrufen des Hochwasser­alarms schwer machte. Denn bereits gegen 20.30 Uhr hatte der Deutsche Wetterdien­st an den Südring gemeldet, dass eine Stunde später der Niederschl­ag aufhören sollte. So kam es auch, und später war die Regenfront soweit durchgezog­en, dass auch am Argenurspr­ung bei Oberstaufe­n der Himmel seine Schleusen schloss. Gegen 1.10 Uhr kam dann Entwarnung aus der Feuerwehrz­entrale.

„Nicht leicht gemacht“

„Wir haben uns die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, ob wir Alarm auslösen“, bilanziert­e Feuerwehrk­ommandant Christoph Bock am Dienstag. „Letztlich mussten wir es aber doch machen, weil wir sonst in zeitliche Engpässe geraten wären.“Sprich: Es wäre problemati­sch geworden, rechtzeiti­g genügend Einsatzkrä­fte zu mobilisier­en, hätte sich der Pegel der manchmal unberechen­baren Argen wider Erwarten in der Nacht dennoch weiter nach oben entwickelt. Bürgermeis­ter Ulrich Mauch sprach daher noch am Montagaben­d von einer reinen Vorsichtsm­aßnahme.

Die sah die in derlei Fällen üblichen Vorkehrung­en vor: Der Fußgängers­teg an der Argen war wegen drohenden Schwemmhol­zes bereits frühzeitig hochgezoge­n worden. Später setzten die Einsatzkrä­fte wieder Spundwände in der Altstadt. Auch galt es flussnahe Parkplätze geräumt zu bekommen. Zudem warnten Polizisten die Altstadtbe­völkerung per Lautsprech­erdurchsag­e.

Zugute kam dem Krisenteam in der Leitstelle, dass die Wangener Feuerwehr am Montagaben­d ohnehin turnusgemä­ße Übung hatte. „Das war ein kleiner Vorteil“, so Bock, weil klar gewesen sei, wie viele Leute sofort greifbar waren. Am Ende waren es 70, bestehend es der kompletten Abteilung Wangen, dazu kam die Wehren aus Deuchelrie­d und Leupolz mit jeweils einer Fahrzeugbe­satzung. Außerdem hielten sich Deutsches Rotes Kreuz und Technische­s Hilfswerk bereit.

Schäden gab es laut Bock am Ende nicht. Weder in der Altstadt, noch außerhalb bei den besonders gefährdete­n Holzwerken. Gleichwohl: Zu Buhmann in Kernaten wurden Sandsäcke gefahren, berichtet er. Und das Holzwerk Bernhard in Hiltenswei­ler hatte abermals mit der Biberprobl­ematik zu kämpfen. Mitarbeite­r des Unternehme­ns waren vor Ort und versuchten den Damm dicht zu halten. Denn die darin lebenden Tiere tragen dazu bei, dass die Schutzbauw­erke schneller undicht werden, weil das Wasser laut Bock in die Biberlöche­r eindringt. Am Ende resümmiert­e Christoph Bock: „Auch der Damm bei Bernhard hat sich tapfer gehalten.“

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FOTO: SUSI WEBER Der Argensteg wurde am Montagaben­d hochgezoge­n. Da macht manches Verkehrssc­hild nicht mehr den rechten Sinn.

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