Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wangens Schiedsrichter haben 13 477 Spiele geleitet
Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft gegen Unparteiische sinkt – Gruppe Wangen verzeichnet Zuwächse
DEUCHELRIED - 90 Minuten dauert bekanntlich ein Fußballspiel. Genauso lange benötigte die Schiedsrichtergruppe Wangen am Montagabend für ihre Hauptversammlung im Gasthaus Hirsch in Deuchelried. Viele Zahlen präsentierte SchiedsrichterObmann Josef Ringer den 150 Schiedsrichtern – und erhielt großes Lob von Stephan Gerster vom Verbandsschiedsrichterausschuss.
„Die Schiedsrichtergruppe Wangen ist in allen Bereichen ein Leuchtturm im Verbandsgebiet“, sagte Gerster, stellvertretender Schiedsrichter-Obmann des Württembergischen Fußball-Verbandes. Entgegen allen Trends steigt in der SRG Wangen die Zahl der Schiedsrichter. Gerster berichtete auch vom WFVMasterplan und dessen Frage der Zukunftsfähigkeit der Verbandsstrukturen und möglichen Fusionen: „Der Bezirk Bodensee hat damit aber gar nichts zu tun.“Auch lobte Gerster die Wangener für ihr Engagement für den Solidaritätsfonds der Schiedsrichter im 2015 gegründeten Verein „Schiedsrichter für Schiedsrichter“: „Die Gruppe Wangen ist auch da vorbildlich.“
Nuri Saltik, kommissarischer Bezirksvorsitzender, hatte schon zuvor den derzeit 265 Schiedsrichtern der Gruppe gedankt: „Es ist nicht selbstverständlich, dass ihr mit so viel Engagement diesem Hobby hinterhergeht.“Saltik freute sich zwar ebenfalls über die Zuwächse der Gruppe (Januar 2015: 228 Schiedsrichter), brachte andererseits aber auch die Langfristigkeit ins Spiel: „Wir müssen ein Augenmerk darauf legen, dass uns junge Schiedsrichter erhalten bleiben.“Walter Rölle vom SV Aichstetten stellte als Vertreter der Vereine fest: „Dafür muss man auch die Vereine mehr ins Boot holen.“Rölle bat um eine bessere Begleitung vor allem junger Schiedsrichter.
Die vor 72 Jahren gegründete SRG Wangen kann mit hervorragenden Zahlen aufwarten. Lag der Altersdurchschnitt aller Schiedsrichter 2015 bei 36,38 Jahren, sank er nun auf 33,11 Jahre. Die Zahl der „anrechenbaren“Schiedsrichter lag in der Saison 2016/17 bei 189. „Was die Gewinnung neuer Schiedsrichter betrifft, waren unsere Vereine und mein Verantwortlicher im Schiedsrichterausschuss, Alexander Rösch, wieder sehr aktiv“, sagte Ringer. Drei Neulingskurse wurden angeboten. Von den 92 in den vergangenen drei Jahren gewonnenen Neulingen sind noch 69 in der Wangener Gruppe aktiv. Ringer: „Wichtige Instrumente, um unsere Unparteiischen dauerhaft für ihr Hobby zu motivieren, sind die Neulingsbetreuungen sowie die regelmäßigen Jung-SchiedsrichterSchulungen.“
19 von 41 Vereine zahlten wegen fehlender Schiedsrichter Strafe
In der Pflicht sieht Ringer auch die Vereine. 19 der 41 Vereine, die zur SRG gehören, bezahlen Bußgeld für fehlende Schiedsrichter. 4833 Euro mussten als Strafe bezahlt werden. Eine dennoch überschaubare Summe
angesichts der 316 476 Euro Strafgelder im Verbandsgebiet, die vom WFV in Schiedsrichtererhalt-Maßnahmen, Sichtungs- und Fortbildungslehrgänge und Neulingskurse fließen. Ein „Übersoll“erfüllen 19 Vereine – der SV Aichstetten etwa rangiert mit elf Übersoll-Schiedsrichtern verbandsweit hinter dem VfB Stuttgart, den Stuttgarter Kickers, dem SV Fellbach, dem VfL Sindelfingen und dem FC Rottenburg auf Rang sechs. Auf jeweils sieben Übersoll-Schiedsrichter bringen es der SV Amtzell und die SG Kißlegg.
In den vergangenen drei Spielzeiten wurden von den Schiedsrichtern
der Gruppe 13 477 Spiele geleitet. Ringer: „Voller Stolz dürfen wir berichten, dass wir von den Herren bis zu den E-Junioren alle Spiele mit einem Unparteiischen besetzen können.“Und nicht nur das: Mit zehn Schiedsrichtern auf der Verbandsliste – allen voran Stefan Fimpel in der Oberliga – zeige sich auch die Qualität der Wangener SchiedsrichterSchule. Beschäftigt hat die SRG in den vergangenen drei Jahren immer wieder das Thema Gewalt: „Besonders im Jugendbereich müssen wir vermehrt feststellen, dass die Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft stetig sinkt“, sagte Ringer.