Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Isnyer Seniorenheim zieht komplett um
St. Franziskus-Bewohner ziehen in ihre neue Heimat an der Kastellstraße um
Bewohner von St. Franziskus seit dieser Woche im neuen Domizil.
ISNY - „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, sagt der Volksmund. Und dass ein Altenheim umzieht, ist auch eher selten der Fall. Die Aussicht, ihre gewohnte Umgebung verlassen zu müssen, hat bei den Bewohnern des Seniorenheims im ehemaligen Krankenhaus verständlicherweise wenig Begeisterung ausgelöst. Diese Woche nun ging der Umzug ins neue Domizil an der Kastellstraße über die Bühne, sorgfältig vorbereitet und mit vielen helfenden Händen.
Ortstermin: „Ich kann’s nicht verhindern“, bruddelt eine betagte Dame. Eine andere fügt hinzu: „Ich hätte am liebsten demonstriert.“Nach der ersten Nacht im neuen Heim gesteht eine Bewohnerin: „I han amol gut gschlofa, so wie‘s aussieht, kann mor au do leaba.“Eine andere Frau meint: „Wenn’s schlemmor net kommt, semmor zfrieda.“Antonia Liebhart sitzt am ersten Tag mit anderen zusammen in der neuen Wohnbereichsstube der ersten Etage. Mit Blick in den Herrenbergpark erzählt sie, dass sie als Kinder zum Fußweg entlang des Parks früher nur „’s Rattenwegle“gesagt hätten. Sie fühle sich hier fast wie Zuhause.
Mit Liebe gegen Verunsicherung Der Umzug von insgesamt 31 hochbetagten Menschen bringt für diese eine existenzielle Verunsicherung mit sich. Eine hohe Anforderung ist es für alle. Doch der von „Planungsstrategen“, Pflege- und Betreuungspersonal und vielen ehrenamtlichen Helfern durchgeführte Umzug beweist auch: mit Liebe und Geduld geht sehr viel.
Im ersten Schritt wurde am 19. Januar der hausinterne Umzug von sechs Senioren aus Doppelzimmern im alten Hausteil in die Einzelzimmer im neuen Heim vollzogen. Für die 25 weiteren Bewohner sind vier Tage einkalkuliert. Peter Gronmeier hat den Plan erarbeitet, welches Zimmer an welchem Tag an die Reihe kommt, und alle Utensilien und Möbel mit der künftigen Zimmernummer versehen.
Zehn ehrenamtliche Helferinnen unter Leitung von Johanna Ziegler packen die Schrankinhalte in Umzugskartons, neben denen noch eine Nacht geschlafen wird. Am folgenden Tag laden Möbelpacker vormittags ihren Lkw, schon zum Mittag ist alles umquartiert und wird ins neue Zimmer gestellt, wo die fleißigen Damen des Altenhilfezentrums bereitstehen und alles wieder an Ort und Stelle einräumen. „Wer eingepackt hat, der packt auch aus, das Vertrauen unserer Bewohner darf nicht unnötig belastet werden“, sagen sie. Pflegedienstleiter Norbert Scheffler kutschiert selbst die noch rüstigen Senioren dem Lkw hinterher. Wer im Rollstuhl sitzt oder im Bett liegt, wird von einer speziell ausgerüsteten Firma befördert.
Wenn das Gröbste des Umzugs überstanden ist, werden kommende Woche sechs neue, hochbetagte
Heimbewohner aufgenommen, ist von Kirchenpfleger Frank Höfler zu erfahren. Auch neues, zusätzliches Pflege-, Betreuungs- und Hauswirtschaftspersonal werde eingestellt. Ab Anfang Februar sei das Haus dann voll belegt. Die neu Angekommenen erfahren in den ersten Tagen besonders viel Zuwendung. Betreuerin Ursula Mandry stellt fest: „Für unsere Bewohner sind die ersten Tage sehr aufregend, aber wir helfen mit, dass wir bald wieder eine große Familie werden.“Das Betriebsklima sei schon mal klasse und das neue Heim eine einzige Freude. Tanja Pfeifer und Nicole Burgart, beide Betreuerinnen aus St. Franziskus, hätten eigentlich planmäßig frei gehabt. Sie sind trotzdem gekommen, „damit unsere Leute in aller Verunsicherung ihre seitherige Bezugsperson in ihrer Nähe spüren.“
Jede Etage hat eine Teeküche
Im neuen Heim hat jede Etage mit Einzelzimmern und Bad auch ihren eigenen Wohnbereich mit Teeküche. Die erste Etage nennt sich künftig St. Georg, die zweite St. Franziskus, die dritte St. Josef. Im Untergeschoss befindet sich die neue Großküche und auch die Kapelle, von der Kastellstraße aus zugänglich. Sie soll bis zur Einweihung im April fertig sein. Im Treppenhaus mit Aufzug montieren diese Woche Handwerker nur noch die letzten automatischen Türöffner und Handläufe.
Bis alle Zimmer, Flure und Gemeinschaftsräume mit Pflanzen, Bildern und Dekoration verschönert sind, alles mit Leben gefüllt ist, bis sich die Bewohner und alle Mitarbeitenden zurechtfinden, bis Zusammenarbeit und Vertrauen wieder gewachsen sind, wird es dauern – das sehen alle realistisch und nüchtern. Der Segen von oben scheint garantiert, an einer Wand ist ein Gebet zu lesen: „Wir bitten die Dreifaltigkeit, dass sie dies Haus mit Leben weiht.“Es zum Leben erweckt und mit Leben gefüllt haben viele fleißige Hände.