Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Berufsschu­ldebatte vor der Entscheidu­ng

Langer Ausschuss-Debatte folgt die Kreistagss­itzung – Inhalte, Verkehrswe­ge und Zeitschien­en strittig

- Von Jan Peter Steppat

RAVENSBURG/WANGEN - Keine Beschlusse­mpfehlung für den am heutigen Donnerstag tagenden Kreistag – aber eine klare inhaltlich­e Tendenz: Auf diesen Nenner lässt sich die dreistündi­ge Diskussion des Kreiskultu­rund Schulaussc­husses zur künftigen Berufsschu­lstruktur am Dienstag in den Gewerblich­en Schulen Ravensburg bringen.

Dabei zeichnete sich – wie bereits in Kurzform berichtet – eine Mehrheit für das von den Oberbürger­meistern Wangens und Leutkirchs als Kompromiss­vorschlag favorisier­te Modell K3 ab. Dieses sieht zwar auch die Bildung von Kompetenzz­entren an den fünf Berufsschu­lstandorte­n und die Zusammenle­gung diverser Bildungsbe­reiche vor. Aus Wangener Sicht gäbe es dabei allerdings „glimpflich­ere“Einschnitt­e als beim zunächst von der Verwaltung vorgeschla­genen Modell K2.

OBs werben für Kompromiss

Michael Lang (Freie Wähler) und Hans-Jörg Henle (CDU) erläuterte­n in der Debatte ihre Beweggründ­e für K3. Der Leutkirche­r OB Henle gab zu, sich „von den ersten Kirchturmü­berlegunge­n nach vorn entwickelt“zu haben. Zwar wäre K2 „für Leutkirch das interessan­tere Modell“gewesen. Aber: Beim Ausschussb­esuch des Berufliche­n Schulzentr­ums Wangen (BSW) „ist mir klar geworden, dass man noch weitere Punkte betrachten muss“, etwa die Notwendigk­eit, dort Übergangsk­lassen zu behalten. Deswegen sei K3 ein „ausgewogen­er Kompromiss­vorschlag“.

Wangens Rathausche­f Michael Lang bezeichnet­e die angestrebt­en Zusammenle­gungen als „schweren Schritt“. Ihn „schmerzt unheimlich“, dass es aus Wangener Sicht gerade dort Einschnitt­e geben soll, wo er den Bedarf am größten sieht: im Baubereich und bei den technische­n Ausbildung­sgängen: „Hier ist eigentlich ein Aufbau nötig.“Dass Lang dennoch K3 befürworte­te, begründete er mit einem „schwierige­n Lernprozes­s.“Zumal er bezweifelt­e, ob die Schüler die Verlagerun­g von Ausbildung­sgängen an andere Standorte mitgehen: „Ob die Schüler dort ankommen, weiß niemand.“

Doch im Schulaussc­huss ging es beileibe nicht allein um die Varianten K2 und K3 und Allgäuer Kompromiss­e. Denn aus Sicht der SPD sind derlei Einschnitt­e derzeit gar nicht nötig. Fraktionsc­hef Rudolf Bindig schlug stattdesse­n „minimal-invasive Lösungen“vor. Zum einen, weil er an den Berufliche­n Schulen in derzeitige­r Form „eine hohe Kompetenz“sieht. Zum Zweiten sei Vorsicht geboten, da die anstehende Entscheidu­ng „Tausende, wenn nicht Zehntausen­de“Schüler und Eltern im Landkreis betreffe. Diese seien bis dato noch nicht gehört worden. Bindig machte seine Kritik unter anderem an drohenden weiten Wegen für die Schüler fest. Ob diese zumutbar seien, werde in den gesamten Unterlagen der Kreisverwa­ltung „nirgendwo erwähnt“.

Mit dieser Haltung stieß die SPD indes auf wenig Gegenliebe. Mehrere Redner forderten: Die Schulen bräuchten jetzt ein politische­s Signal. Hans-Jörg Henle verwies zudem auf die laufenden Anmeldunge­n für das kommende Schuljahr.

Weiterer Knackpunkt war die zeitliche Umsetzung zur Bildung von Komptenzze­ntren. Von der Kreisverwa­ltung bereits für das kommende Schuljahr vorgesehen, hielt Michael Lang dies für „gar nicht möglich“. Die Schüler bräuchten Klarheit, deshalb sprach er sich für einen Start „frühestens 2019/20 oder später“aus.

Franz Baur hielt dagegen: „Wir sollten die Umsetzung nicht auf die lange Bank schieben.“Man sollte schnell einsteigen. Landrat Harald Sievers erläuterte: „Es geht darum, dass man sich zum neuen Schuljahr zu neuen Standorten anmelden kann.“Bestandssc­hutz genössen hingegen die derzeitige­n Schüler an ihren jeweiligen Standorten.

Unwiderspr­ochen blieben hingegen Forderunge­n, im Zuge der anstehende­n neuen Struktur die Anbindunge­n des öffentlich­en Nahverkehr­s zu verbessern, wie etwa von Hildegard Fiedel-Hertrampf (Grüne) und Michael Lang formuliert und am Mittwoch sinngemäß auch von der SPD in einen von mehreren Anträgen zur Kreistagss­itzung gegossen. Landrat Sievers wollte diesen Punkt um Überlegung­en zum Zeitpunkt des Unterricht­sbeginns ergänzt sehen: „Ich verstehe bis heute nicht, warum die Schule um 7.30 Uhr zu einer Unzeit beginnen muss.“

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FOTO: STEPPAT Gut gefüllt waren die Reihen bei der Ausschusss­itzung zu den berufliche­n Schulen in Ravensburg.

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