Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schwimmunterricht für die Integration
Ravensburger Amt für Schule, Jugend und Sport unterstützt „Willkommensklasse“
RAVENSBURG (fm) - „Integration gelingt nur, wenn man die Menschen für etwas begeistern kann, sie ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln", sagt Christine Zoller, Klassenlehrerin der internationalen Vorbereitungsklasse an der Grundschule Kuppelnau. Und begeistert, das sind ihre derzeit 15 Schüler besonders vom Schwimmunterricht, den ihnen das Ravensburger Amt für Schule, Jugend und Sport ermöglicht.
Jeden Donnerstag zieht Zoller mit ihren Schützlingen gegen 9.30 Uhr los Richtung Hallenbad. Den Fußweg durch die Innenstadt nutzt die Lehrerin, um den gelernten Wortschatz aus dem Deutschunterricht zu vertiefen. Nebenbei zeigt sie den Kindern Ravensburg und seine Sehenswürdigkeiten. „So lernen sie, sich besser in der Stadt zu orientieren", sagt sie. Die Kinder in der „Willkommensklasse" zwischen 6 und 10 Jahre alt - leben unterschiedlich lange in Deutschland, ein Großteil ist mit der Familie aus der Heimat geflohen. Sie stammen aus Ländern wie Syrien, Kroatien, Afghanistan, Nigeria, Georgien, Thailand oder der Türkei. Trotz der Unterschiede: Heimatverlust und Traumatisierungen verbinde die Kinder, der Unterricht stärke die gemischte Gruppe als Gemeinschaft, erklärt Zoller.
Kinder haben Freude im Wasser
„Es ist schön, zu sehen, wie viel Freude die Kinder im Wasser haben, auch die Eltern der Kinder sind von diesem Angebot begeistert“, so Zoller. Christine Leiprecht, Leiterin der Bäder Ravensburg und Schwimmlehrerin der Gruppe, ist beeindruckt von der Motivation und der Begabung der Kinder. Daher durften diese schon beim zweiten Mal ins tiefe Becken. „Solche Erfolgserlebnisse sind wichtig für die Kinder“, sagt Zoller.
Auf Initiative der Grundschule kam das Projekt zustande. Roswitha Malewski, Rektorin der Grundschule, hatte das Amt für Schule, Jugend und Sport um ein spezielles Schwimmangebot für diese Kinder gebeten. Im Bildungsplan der Willkommensklasse sei nämlich kein Schwimmunterricht vorgesehen, erst mit dem Wechsel in eine Regelklasse könnten sie am Schwimmunterricht teilnehmen, so Karlheinz Beck, Leiter des Amts für Schule, Jugend und Sport. Doch ein Schwimmangebot in der Grundschule gebe es nur in der dritten Klasse. Wechseln Kinder aus der Willkommensklasse zum Beispiel erst in der vierten Klasse in die Regelklasse, kommen sie ohne Schwimmkenntnisse in Klasse 5 - anders als ihre deutschen Mitschüler. Der Grundschule und dem Amt für Schule, Jugend und Sport sei es deshalb wichtig, den Kindern einen niederschwelligen Einstieg zum Element Wasser und dem Schwimmen zu bieten.
Der Schwimmunterricht ist dabei als schulisches Angebot während der Schulzeit organisiert. Insgesamt zehn Mal übernimmt das Ravensburger Amt für Schule, Jugend und Sport die Kosten. Denn ein Unterrichtsangebot solle für alle Kinder einer Schule kostenfrei sein, sagt Beck. „Das Erlangen der Schwimmfertigkeit ist nicht zuletzt auch ein wichtiger Beitrag zur Integration und Teilhabe in unserer Gesellschaft.“