Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Ich bin deine Mama, schlag mich nicht“
Friedrichshafener räumt vor dem Landgericht Ravensburg ein, seine Mutter mit einem Hammer malträtiert zu haben
FRIEDRICHSHAFEN (sig) - Vor dem Landgericht in Ravensburg muss sich seit Kurzem ein 43-Jähriger wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung verantworten. Der Mann räumt ein, im Februar vergangenen Jahres seine Mutter in der gemeinsamen Wohnung in Friedrichshafen mehrfach mit einem Hammer auf den Kopf und andere Körperbereiche geschlagen und sie anschließend in ihrem Zimmer festgesetzt zu haben.
In Anbetracht einer schizophrenen Erkrankung des Angeklagten steht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus im Raum.
Nach der
Tat eingeschlafen
„Es ist viel schief gelaufen in meinem Leben“, sieht der 43-Jährige ein, der nicht zum ersten Mal gegen seine Mutter handgreiflich geworden war. Wieder einmal war er am Sonntagmorgen zwischen 2 und 3 Uhr alkoholisiert nach Hause gekommen. Weil er sein Handy vermisste, ging er ins Zimmer der Mutter, um sie nach dessen Verbleib zu fragen. „Rück es endlich raus“, hatte er die Mutter aufgefordert, die er im Verdacht hatte, es ihm vorzuenthalten.
Doch die hatte keine Ahnung, habe stattdessen an ihm herumgenörgelt. Das habe ihn rasend gemacht. Der Mann habe sie daher erschrecken wollen, nach einem herumliegenden Hammer gegriffen und den über ihre Stirn gehalten.
Doch dabei blieb es nicht. Mehrmals, räumte er vor Gericht ein, habe er die Mutter mit dem Hammer geschlagen und gedroht: „Du kommst hier nicht mehr lebend raus“– was er allerdings nicht so gemeint habe.
Über das Blut, das von der Stirn der Mutter rann, habe er sich selbst erschreckt. Gleichwohl legte er sich anschließend auf eine Matratze und schlief ein. Hin und wieder sei er aufgestanden, habe nach der Mutter geschaut, ihr ein, zwei Ohrfeigen gegeben und sie an den Haaren gezogen. Warum, weiß er nicht. Möglicherweise sei da einiges zusammengekommen, vermutet er. Zum einen der vermeintliche HandyVerlust (es wurde beim gemeinsamen Suchen wiedergefunden), der Alkohol, die schlaflose Nacht und das ständige Nörgeln der Mutter.
Mutter hat Angst vor dem Sohn
Die Mutter bestätigte im Zeugenstand die eskalierende Situation am Tattag, als ihr Sohn drohte, er würde sie totschlagen. „Auf einmal nahm er den Hammer und schlug mir zweimal auf den Kopf“, sagte sie aus. Sie habe Angst um ihr Leben gehabt, habe vergeblich gefleht: „Ich bin deine Mama, schlag mich nicht.“
Sie berichtete von früheren Übergriffen des Sohnes, einer davon endete vor drei Jahren mit einem Platzverweis. Einen Tag nach der jetzt vorgeworfenen Tat war sie zur Polizei gegangen. Heute hat sie Angst vor ihrem Sohn, fände es besser, wenn er künftig nicht mehr bei ihr wohnen würde. Sie glaubt, er ist krank, äußerte sie dem Gericht am Montag weinend.
Die Staatsanwaltschaft hält den Angeklagten als für die Allgemeinheit gefährlich und sieht dessen Tat aufgrund einer undifferenzierten Schizophrenie und deshalb verminderter Schuldfähigkeit geschehen.