Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
EV Lindau: Spieler wollten Whitecottons Entlassung
Trainer des Eishockey-Oberligisten EV Lindau Islanders für seine Ansprache und Spieltaktik kritisiert
LINDAU - Es war wohl nicht nur die Angst vor dem Abstieg in die Eishockey-Bayernliga, die die Verantwortlichen der EV Lindau Islanders am Dienstag bei der Freistellung von Trainer Dustin Whitecotton umtrieb. Wie verschiedene Mitglieder des Vorstands und des Mannschaftsrats der „Lindauer Zeitung“bestätigten, sprach sich nach den zwei Niederlagen in den ersten zwei Spielen der Verzahnungsrunde der Oberliga mit der Bayernliga zumindest ein Teil der Spieler gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem 38-jährigen Ex-Profi Whitecotton aus.
Die Spieler wendeten sich gegen den Trainer!
Demnach fand die entscheidende Sitzung über die Zukunft des Kanadiers am Montagabend statt. „Es war das zweite Mal in 15 Jahren, dass ich kurzfristig zu einer Krisensitzung nach Lindau reisen musste“, erzählte EVL-Präsident Marc Hindelang der „Lindauer Zeitung“. In Abwesenheit von Whitecotton traten zunächst die Vorstandsmitglieder des Lindauer Eislaufvereins mit dem fünfköpfigen Mannschaftsrat zusammen.
Wichtige Punkte im Kampf um die Play-offs vergeben
Bereits in den Wochen zuvor, berichtet der EVL-Präsident, hätten einzelne Spieler und deren Vertreter dem Coach erklärt, nicht immer mit seinem Coaching einverstanden zu sein. „Du musst schon sehr auf die Spielertypen eingehen können“, deutet Marc Hindelang an. Whitecotton sei es nicht mehr gelungen, die richtige Ansprache zu treffen. Hintergrund auch: Ein Teil der Lindauer Eishackler hat noch ein Berufsleben neben dem Eishockey, Whitecotton soll von den pielern nicht nur eine profihafte Einstellung, sondern auch einen profihaften Umgang mit Kritik gefordert haben.
Auch sei aus Spielerkreisen Kritik an Whitecotton geäußert worden, wonach dieser ebenbürtigen Oberliga-Gegnern wie Weiden oder Sonthofen nicht mit dem richtigen Konzept begegnet sei und daher wichtige Punkte im Kampf um die Play-offs verloren gegangen wären.
Bei der Krisensitzung am Montag empfahl der Mannschaftsrat den EVL-Verantwortlichen, die Zusammenarbeit mit Dustin Whitecotton nicht fortzuführen. „Letzten Endes wäre ein Neuanfang nicht schlecht“, sagte EVL-Kapitän Philipp Haug am Mittwoch auf Anfrage. Vielmehr sei „eine andere Ansprache mit frischem Wind“vonnöten. Dieser Einschätzung schloss sich die versammelte EVL-Vorstandsriege an, erzählt Hindelang. Das Fass zum Überlaufen brachten zudem die 4:5-Niederlagen in der Overtime zuletzt gegen Füssen und Peißenberg.
„Vielleicht habe ich zu viel von meiner Mannschaft gefordert“, räumt ein etwas frustrierter Dustin Whitecotton am Tag nach seinem Rausschmiss ein. Diesen habe er am Dienstagnachmittag von EVL-Verantwortlichen persönlich mitgeteilt bekommen. Er habe zuletzt „eine gewisse Enttäuschung und Müdigkeit bei meinen Spielern bemerkt“, stellt er rückblickend auf die verpasste Meisterrunde fest. Da die Familie Whitecotton in nächster Zeit Zuwachs erhält, will er sich jetzt zuerst auf die Familie konzentrieren und nach der Geburt seines zweiten Kindes weiter um sportliche Belange kümmern. Bis ein endgültiger Nachfolger von Whitecotton gefunden ist – „die ersten Bewerbungen trudeln schon ein“, so Hindelang – wird der frühere Towerstars-Manager und Ex-Profi Alexander Jäger das Training leiten. Wie lange das Engagement andauert, lassen die EVL-Verantwortlichen derzeit offen. Hierzu tausche man sich mit Jäger in kurzen Zeitabständen aus, so Hindelang.