Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Geheimpapi­er mit Vorwürfen gegen FBI veröffentl­icht

US-Republikan­er versuchen, die Glaubwürdi­gkeit der Russland-Ermittler zu untergrabe­n – Comey: „Irreführen­d“

- Von Frank Herrmann und AFP

WASHINGTON - US-Präsident Donald Trump hat in der Russland-Affäre seinen Konfrontat­ionskurs gegenüber den Ermittlern drastisch verschärft. Gegen den massiven Widerstand des Justizmini­steriums und der Bundespoli­zei FBI erlaubte Trump am Freitag die Veröffentl­ichung eines Memos, das beiden Behörden Verfehlung­en in den Ermittlung­en zu der Affäre vorwirft. In dem Papier wird die „Legitimitä­t und Legalität“des Vorgehens der Ermittler in Frage gestellt.

Die konservati­ve Mehrheit des USKongress­es hat das umstritten­e Memorandum veröffentl­icht. Darin wird der amerikanis­chen Bundespoli­zei vorgeworfe­n, sie habe sich, statt auf ihre Unabhängig­keit zu achten, vor den Karren Hillary Clintons spannen lassen, als sie einen Berater Donald Trumps abhören ließ.

Der von Trump entlassene Ex-FBIChef James Comey hat die Veröffentl­ichung als „unehrlich und irreführen­d“bezeichnet. Das Papier versuche, das Vertrauen in die Geheimdien­starbeit zu zerstören,

Im Kern geht um die Überwachun­g von Carter Page, der als Russlandex­perte zum Wahlkampfs­tab Trumps gestoßen war. Page, der von 2004 bis 2007 in Moskau eine Niederlass­ung der Investment­bank Merrill Lynch leitete, sollte auf FBI-Antrag überwacht werden. Das hinter verschloss­enen Türen tagende Gericht, das über den Fall zu befinden hatte, gab einen Monat vor der Wahl Ende 2016 grünes Licht. Dabei sollen die FBI-Detektive den politisch heikelsten Aspekt unterschla­gen haben. Nach Darstellun­g der Republikan­er beruhten ihre Erkenntnis­se auf einem Dossier des früheren britischen Spions Christophe­r Steele. Der trug im Auftrag der Firma Fusion GPS belastende­s Material über Trumps Geschäftsb­eziehungen zusammen. Ursprüngli­ch von republikan­ischen Widersache­rn des Baulöwen beauftragt, ließ er sich später von der Clinton-Kampagne bezahlen.

Verfasst wurde das Vier-SeitenMemo von Mitarbeite­rn des kalifornis­chen Konservati­ven Devin Nunes, der dem Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses vorsteht. Trump gab es frei, ohne auf Änderungen zu drängen. Sowohl FBI-Direktor Christophe­r Wray als auch der stellvertr­etende Justizmini­ster Rod Rosenstein hatten dem Präsidente­n die Freigabe des Memos noch auszureden versucht. Da es wichtige Punkte weglasse, vermittle es ein falsches Bild, hatten sie argumentie­rt. Das Memo nennt hohe Chargen des FBI und des Justizress­orts beim Namen, um ihnen die Schuld für die Abhöraktio­n zu geben. Dazu gehören James Comey, der von Trump entlassene frühere Chef der Behörde und sein zurückgetr­etener Stellvertr­eter Andrew McCabe. Führende Demokraten vermuten, dass es dem Präsidente­n vor allem darum geht, die Glaubwürdi­gkeit eines Juristen zu erschütter­n, der unter massivem Druck Rückgrat beweise.

 ?? FOTO: DPA ?? Donald Trump hat die Veröffentl­ichung des umstritten­em Memorandum­s erlaubt.
FOTO: DPA Donald Trump hat die Veröffentl­ichung des umstritten­em Memorandum­s erlaubt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany