Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Von Oberschwaben in die Welt – Vetter Pharma
Vetter Pharma wurde 1950 vom Apotheker Helmut Vetter gegründet, der in Ravensburg die traditionsreiche Marienapotheke und ein chemisch-pharmazeutisches Labor betrieb. Bekannt wurde Vetter mit dem selbst hergestellten Magenmittel Ullus-Kapseln. Ende der 1950er-Jahre begann Vetter, sich mit der luft- und wasserdichten Versiegelung seiner Medikamente zu befassen. Wenige Jahre später begann der Unternehmer mit der Auftragsfertigung von festen und flüssigen Arzneimitteln und deren Verpackung.
Ende der 1980er-Jahre brachte Vetter die Doppelkammerspritze auf den
Markt und traf die Entscheidung, sich künftig allein auf die keimfreie (aseptische) Abfüllung dieser Einwegspritzen zu konzentrieren. Die Idee dahinter: Gefriergetrocknete und damit lang haltbare Wirkstoffe wie etwa Blutgerinnungshemmer oder Wachstumshormone werden zusammen mit einem geeigneten Lösungsmittel in zwei getrennten Kammern einer Spritze abgefüllt (siehe Abbildung). Bei der Anwendung werden Lösungsmittel und Wirkstoff gemischt und dem Patienten verabreicht. Der
Vorteil: Die zum
Teil sehr teuren
Wirkstoffe können exakt dosiert werden, es gibt kein Restvolumen. Seitdem hat Vetter nicht nur die Idee der Doppelkammerspritze permanent weiterentwickelt – etwa mit einem Verschluss, der sich im Gefriertrockner automatisch verschließen lässt – sondern auch den Abfüllprozess ständig verbessert. Von den 20 größten Pharmafirmen weltweit vertrauen inzwischen alle auf das Know-how von Vetter – für einige ist das Familienunternehmen weltweit sogar Alleinabfüller.
Heute unterhält Vetter in Ravensburg und Langenargen drei Fertigungsstätten für die aseptische Herstellung und einen Standort für die Endverpackung; in den USA füllt Vetter zudem kleine Chargen für klinische Testreihen ab. 94 Prozent der abgefüllten Spritzen und Injektionssysteme werden exportiert – davon etwa 60 Prozent in den nordamerikanischen Markt. Noch unbestätigten Zahlen zufolge hat Vetter im vergangenen Jahr mit 4300 Mitarbeitern rund 550 Millionen Euro umgesetzt – 2016 waren es 503 Millionen Euro. Angaben zum Gewinn macht das Unternehmen, das zu 100 Prozent im Besitz der drei Familienstämme Vetter ist, nicht. (ank)