Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nach Murenabgang: Kritik am Vogelschutzbund
Riedberger Horn: Liftverbund-Befürworter werfen Kritikern vor, bewusst Falschmeldung in die Welt gesetzt zu haben
OBERMAISELSTEIN/BOLSTERLANG (mun) - Die nächste Runde im erbitterten Streit um einen Zusammenschluss der Skigebiete Grasgehren und Balderschwang am Riedberger Horn hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) eingeläutet. „Murenabgang am Riedberger Horn“titelte der LBV vergangenen Dienstag fälschlicherweise eine Pressemitteilung.
Tatsache ist: Eine Woche zuvor war – wie berichtet – im Skigebiet der Hörnerbahn in der Nähe des Bolsterlanger Horns eine Mure abgegangen und hatte einen Teil eines StützenFundaments freigelegt. Seitdem steht die Bahn still, der Schaden wird auf über eine Million Euro geschätzt. „Der aktuelle Murenabgang im Oberallgäu ist ein eindeutiges Warnsignal und zeigt erneut, dass Skipisten und Lifte auf instabilem Untergrund ein hohes Gefahrenpotenzial bergen“, heißt es in der Presseinformation des LBV. Der Bürgermeister von Obermaiselstein, Peter Stehle, wirft dem LBV „unsaubere Methoden“vor. Es sei bewusst versucht worden, zwischen dem bedauerlichen Murenabgang bei Bolsterlang und den Liftplänen eine Verbindung herzustellen.
Tatsache ist, dass die Stelle, wo sich im Gebiet der Hörnerbahn die Erdmassen zu Tal bewegt haben, vier bis fünf Kilometer Luftlinie vom Riedberger Horn entfernt liegt. Dazwischen befinden sich mehrere andere Hörner-Gipfel. „Die wollten uns mit Unwahrheiten eins reinwürgen“, ärgert sich Stehle über den Landesbund für Vogelschutz. Mit derartigen falschen Aussagen werde dem Tourismus im gesamten Oberallgäu ein Imageschaden zugefügt, findet der Obermaiselsteiner Rathauschef.
Beim LBV vorstellig wurde Toni Vogler, Sprecher der Liftbefürworter. Daraufhin änderte der Landesbund für Vogelschutz die Überschrift ab: „Murenabgang im Oberallgäu nahe Riedberger Horn“, hieß es nun.
Problematische Geologie
Brigitte Kraft vom LBV in Memmingen sagte auf Anfrage, mit der Presseinformation habe man angesichts des Murenabgangs darauf hinweisen wollen, dass im Bereich der Hörnerbahn ganz ähnliche geologische Verhältnisse wie am Riedberger Horn herrschen. „Wir wollten zum Ausdruck bringen, dass Erschließungen dort nicht erfolgen sollten.“Ein Großteil der Oberallgäuer Hörnergruppe besteht aus dem als instabil bekannten Untergrundgestein Flysch.
Unter anderem wegen dieser geologischen Verhältnisse hatten verschiedene Träger öffentlicher Belange sich gegen eine Skischaukel zwischen Grasgehren und Balderschwang ausgesprochen. Unter Hinweis auf die labile Geologie formulierte sogar das Bayerische Umweltministerium eine ablehnende Stellungnahme. Dem widerspricht der Obermaiselsteiner Rathauschef. Die Liftstützen könne man heute sehr gut im festen Grund verankern, sagt Stehle. Viel größere Probleme als der Bahnbau könnte das Anlegen der neuen Abfahrtspiste bereiten, ist dagegen der Immenstädter Diplom-Geograf Thomas Dietmann überzeugt. Er ist mit seinem Büro unter anderem bei Bergbahn-Projekten häufig für die ökologische Baubetreuung zuständig.
Der LBV hat auf jeden Fall erreicht, mit der Meldung über den Murenabgang den Fokus wieder aufs Riedberger Horn zu richten. Gestern war ein Kamerateam des Bayerischen Fernsehens da und die Landtags-SPD hat eine parlamentarische Anfrage angekündigt.