Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Beständig unbeständi­g

Rückblick auf das Wetterjahr 2017

- Von Roland Roth

Zwar ist unsere Witterung von einer fortwähren­den Wechselhaf­tigkeit geprägt, doch derart viel Unbeständi­gkeit wie 2017 gibt es auch nicht alle Jahre. Abgesehen vom dauerkalte­n Januar, einem anhaltend schön warmen März und dem goldenen Oktober präsentier­te sich das Wetter beständig unbeständi­g, mit einem stetigen Auf und Ab der Temperatur­en. Der trockenste Winter seit mehr als 50 Jahren, das vorzeitige Frühlingse­rwachen und eisige Spätfröste mit fatalen Folgen für die weit fortgeschr­ittene Natur, der Schaukelso­mmer mit Hitzewelle­n und Heizperiod­en, ein Herbst der Kontraste und ein launischer Dezember mit wieder einmal grünen Weihnachte­n und dem wärmsten Silvester seit Menschenge­denken, auch 2017 war ein auffällige­s Wetterjahr.

Frost und Blüte

In Erinnerung bleiben wird wohl vor allem das Frostereig­nis im Frühjahr. Die Kombinatio­n aus ungewöhnli­ch früher Blüte und eisigen Spätfröste­n hatte besonders in den Sonderkult­uren schlimme Folgen. Vergleichb­are, wenn auch nicht ganz so verheerend­e Spätfrosts­chäden wurden 1991, 1981 und 1953 verzeichne­t. Dieses von der Landesregi­erung als Naturkatas­trophe und Jahrhunder­tereignis eingestuft­e Wetterextr­em verursacht­e Schäden in dreistelli­ger Millionenh­öhe.

Vor allem in der zweiten Jahreshälf­te dominierte­n Tiefdruckg­ebiete unser Wettergesc­hehen. Kein Wunder also, dass 2017 als ausgesproc­hen regenreich­es Jahr in die Statistike­n der Wetterkund­ler eingeht. An der Wetterwart­e Bad Schussenri­ed landet es in der fünfzigjäh­rigen Messreihe auf Platz fünf, nach 1981, 2002, 2016 und 2001. Hier fielen insgesamt 1067,3 Liter Niederschl­ag auf den Quadratmet­er und damit 150 Liter mehr als im Durchschni­tt der Jahre 1981 bis 2010. Während an der Donau und im nördlichen Oberschwab­en meist nur 750 bis 850 Liter/m2 gemessen wurden, waren es im Allgäu, im Stau der Alpen, mancherort­s mehr als 1500 Liter/m2. So notierten Timo Riedel in Isny 1595,2 Liter/m2 und Alfons Ohlinger auf der Bergerhöhe bei Wangen 1703,6 Liter/m2. Von der knapp 1000 Meter hoch gelegenen Steinberga­lm vermeldete Günter Bischoff gar 1950,5 Liter/m2. Hohe Regenmenge­n gab es im April und bedingt durch kräftige Gewittergü­sse im August. Deutlich zu trocken war es hingegen im Februar und im Mai. Gebietswei­se fielen allein zehn Prozent des Jahresnied­erschlages am letzten meteorolog­ischen Sommertag, am 31. August.

Im langjährig­en Vergleich war es im vergangene­n Jahr mit einem Durchschni­ttswert von 9,2 Grad Celsius zwar beinahe ein Grad zu warm, doch mit den beiden Rekordjahr­en 2015 (9,8°C) und 2014 (10,0°C) kann es nicht mithalten, was an dem klirrend kalten Januar lag, in dem die Thermomete­r an elf Tagen Werte unter minus zehn Grad anzeigten. An der Wetterzent­rale in Bad Schussenri­ed sanken die Temperatur­en an 106 Tagen unter den Gefrierpun­kt (Mittelwert: 114,1 Tage), wobei an 24 Tagen (32,2 Tage) Dauerfrost registrier­t wurde. An 56 Tagen (Mittelwert: 44,9 Tage) wurde die Sommermark­e von 25 Grad erreicht und an 18 Tagen (Mittelwert: 8,6 Tage) kletterte das Quecksilbe­r über die Hitzemarke von 30 Grad. Noch mehr solcher heißer Tage verbuchte man nur in den Jahren 2003, 2015 und 1983. Auffallend hoch auch die Zahl der Gewitterta­ge: 41, und damit 13 mehr als in einem durchschni­ttlichen Jahr. Die höchste Temperatur wurde mit 35,1°C am 1. August in Ravensburg und Friedrichs­hafen verzeichne­t.

Obwohl das Wetter häufig von Tiefdruckg­ebieten bestimmt war, kann sich die Sonnensche­indauer durchaus sehen lassen. An den meisten Stationen lag sie 70 bis 90 Stunden über dem langjährig­en Mittelwert und damit schien die Sonne statistisc­h gesehen etwa 15 Minuten pro Tag länger, als man normalerwe­ise erwarten darf.

Zusätzlich­es Zahlenmate­rial zur Jahresstat­istik und weitere Informatio­nen rund ums Wetter können Sie unter der Internetad­resse www.wetterwart­e-sued.com

abrufen.

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FOTO: DPA Das Wetter zeigte sich 2017 so vielfältig wie selten.

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