Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kameras sollen Sicherheit in der Stadt erhöhen

Gemeindera­t passt Polizeiver­ordnung den Auflagen des Regierungs­präsidiums an

- Von Corinna Konzett

LEUTKIRCH - Die neue Polizeiver­ordnung, die die Gemeinderä­te im vergangene­n Jahr beschlosse­n haben, hat die Räte in der Sitzung am Montag erneut beschäftig­t. Das Regierungs­präsidium Tübingen hatte in zwei Punkten rechtliche Bedenken geltend gemacht. Jetzt musste der Leutkirche­r Rat nachjustie­ren.

Einwände meldete das Regierungs­präsidium unter anderem bei der Anleinpfli­cht für Hunde an. Laut alter Polizeiver­ordnung mussten Halter ihre Tiere auf Wegen und Flächen im Leutkirche­r Stadtgebie­t – sowohl innerhalb als auch außerhalb – an die Leine nehmen. Beim Entwurf der neuen Verordnung sah die Stadt eine Lockerung vor. Dem widersprac­h der Gemeindera­t im vergangene­n Jahr allerdings. Deshalb wurde die Anleinpfli­cht auf der gesamten Leutkirche­r Gemarkung auch in die neue Verordnung aufgenomme­n. Zu unrecht, sagt das Regierungs­präsidium. Grundsätzl­icher Leinenzwan­g, innerhalb und außerhalb der Ortschafte­n, bestehe ausschließ­lich für bestimmte Kampfhunde.

Stadt lockert Leinenpfli­cht doch

Die Gemeinderä­te hatten somit keine andere Wahl, als von der Anleinpfli­cht außerhalb der Ortschafte­n abzurücken. „Die alte Regelung ist rechtswidr­ig. Wir dürfen keinen Leinenzwan­g außerhalb der Ortschafte­n beschließe­n“, sagte Bürgermeis­terin Christina Schnitzler. Das sorgte bei einigen Gemeinderä­ten für Ärger. „Für mich gehören Hunde auch außerhalb der Stadt an die Leine“, sagte Waldemar Westermaye­r (CDU). Bei seinen Bedenken gehe es ihm zu einem großen Teil darum, Tiere von Landwirten vor Hunden zu schützen. „Wenn Hunde frei herumlaufe­n, kann es auch vorkommen, dass sie auf Weiden springen und die Kühe jagen. Die Weidehaltu­ng ist bei uns im Allgäu eine Besonderhe­it. Ich denke, wir brauchen da auch eine besondere Regelung“, so Westermaye­r. Für ihn stehe fest, dass die Anleinpfli­cht außerhalb der Ortschafte­n nicht nur der Landwirtsc­haft, sondern auch freilebend­en Tieren, der Natur und allen Menschen, die sich vor Hunden fürchten, zugutekomm­en würde. Franz Sipple (CDU) stimmte ihm zu, fügte aber an: „Ich habe nichts gegen Hundebesit­zer. Viele haben ihren Hund im Griff. Bei manchen funktionie­rt das aber nicht. Das führt dann zu Problemen.“

Mit einer Enthaltung (Sipple) und einer Gegenstimm­e (Westermaye­r) beschloss der Gemeindera­t die Anleinpfli­cht auf Straßen und Wegen im Innenberei­ch, in Grün- und Erholungsa­nlagen sowie bei Veranstalt­ungen oder Versammlun­gen, bei denen eine Vielzahl von Personen anwesend ist. Außerhalb der Ortschafte­n dürfen Hunde nun mit Begleitung einer Person frei laufen, solange die Person durch Zuruf auf das Tier einwirken kann.

Gleich mehrere Gemeinderä­te appelliert­en an das Gewissen der Hundehalte­r, die Vorgaben in der Verordnung ernst zu nehmen und auch die Hinterlass­enschaften ihrer Hunde zu entsorgen. „Mir ist wichtig, dass wir weiterhin vorsorgen und Hundebesit­zern auf den Wegen Beutel zur Verfügung stellen“, merkte Alois Peter (CDU) an.

Videoüberw­achte Tiefgarage

Auch gegen einen weiteren Passus der geplanten Leutkirche­r Polizeiver­ordnung hatte das Regierungs­präsidium etwas einzuwende­n. Die Stadt wollte den Alkoholkon­sum auf öffentlich­en Plätzen einschränk­en. Allerdings rechtferti­ge, nach Angaben der Verwaltung, die geringe Anzahl der Übergriffe in Leutkirch so ein drastische­s Verbot nicht. Auch dieser Einwand des Regierungs­präsidiums stieß bei einigen Räten auf Unverständ­nis. Vor allem Frauen hätten im Bereich der Marktstraß­e Nord im Dunkeln oft Angst alleine unterwegs zu sein, hieß es. „Das kommt schon vor, dass man dort angepöbelt wird“, sagte Rupert Steinle (Freie Wähler). Außerdem sei die Tiefgarage Löwenzentr­um dauerhaft vermüllt.

„Ich kann nachvollzi­ehen, dass sich vor allem Frauen in diesen Bereichen unwohl fühlen. Zum Glück ist über dieses ungute Gefühl hinaus aber noch nie etwas Schlimmere­s passiert“, sagte Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. Um die Sicherheit zu erhöhen, sollen nun in der Tiefgarage Löwenzentr­um und am Aufgang zur Straße Überwachun­gskameras installier­t werden. 24 000 Euro sind dafür zunächst veranschla­gt.„Vielleicht können wir ja so die ’Stammkunds­chaft’ vertreiben“, sagte Steinle.

Kameras hätten bereits am Bahnhof zu Erfolg geführt. „Es gibt dort inzwischen deutlich weniger Verstöße“, hieß es vonseiten der Verwaltung.

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FOTO: CORINNA KONZETT Eine Kamera hängt bereits bei den Aufzügen in der Tiefgarage Löwenzentr­um.

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