Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schulabriss ab den Sommerferien
Gemeinderat beschließt erste Maßnahmen – Planer und Bauverwaltung unter Zeitdruck
ISNY - Es wird ernst mit dem Neubau des Isnyer Schulzentrums: Am Montag hat der Gemeinderat bei Gegenstimmen von Andreas Angele (CDU) und Rainer Leuchtle (Freie Wähler; FW) beschlossen, noch im Februar die Arbeiten für den Abbruch der vier alten Gebäudeteile europaweit auszuschreiben, damit sie mit den Sommerferien beginnen können. Stadt bau verwaltung und Planer rechnen damit, dass sie bis Mitte November dauern.
Weil durch den Abriss die Heizzentrale verschwindet, an die bislang Gymnasium, Rainsporthalle, Realschule und Mensa angeschlossen waren, soll bereits in den Pfingstferien im General-Moser-Weg die Fernwärmeleitung vom HackschnitzelHeizkraftwerk der „Bio-Energie Isny (BEI)“am Festplatz für den Neubau und die Mensa verlegt werden. Die BEI hat die Anschlüsse für rund 200 000 Euro angeboten, die sich laut Bau verwaltung dankd er Heiz kosten ersparnis in zehn Jahren amortisieren.
Ebenfalls beschlossen haben die Stadträte die so genannte„ Bau gründung “. Im Raum standen drei Varianten, die das Büro von ArchitektRa in erLöhle und die Stadt bau verwaltung ausgearbeitet hatten: eine „Flach gründung“nach Boden austausch sowie eine„ Voll unterk elle rung “, wahlweise ohne oder mit Innen ausbau. Der Gemeinderat entschied sich für die Flach gründung.
Fragenflut und Vertagung
Den beiden Beschlüssen ging eine teils emotional geführte Debatte voraus: Einmal, weil die Flachgründung weitere „Mehrkosten“von einer Million Euro bedeuten, die in den bislang geschätzten 34 Millionen für den Schulzentrumsneubau nicht enthalten sind (die Kellervarianten wurden auf 1,34 oder 3,4 Millionen Euro mehr veranschlagt). Zum anderen, weil nach dem „aktuellen Statusbericht“, den der von der Stadt beauftragte, externe Projektsteuerer Christian Steinbach eingangs dem Gremium vorlegte, die Stadträte eine Flut an Fragen aufwarfen.
Nur ein Resultat war, dass Beschlüsse zum energetischen Standard des Neubaus und zur Lüftungsanlage vertagt wurden, die am Montag eigentlich auch gefasst werden sollten. Die technischen Details hatten Fachplaner bereits am 20. November erläutert. Nach dem Willen der Mehrheit im Gremium soll ein neuer Ausschuss nun abschließend entscheiden.
Das allerdings bringt laut Steinbach, Architekt Löhle und Diana Hanser von der Stadtbauveraltung den gesamten Zeitplan ins Wanken: Nicht nur, ob dem Gemeinderat am 19. März eine erste „qualifizierte Kostenschätzung“vorgelegt werden kann, wie teuer das Schulzentrum wird, sondern auch die angepeilte „Gesamtfertigstellung“im November 2021. Doch verstreichende Zeit verschiebt laut Steinbach die nötigen Ausschreibungen mit dem Risiko höherer Baukosten: „Die aktuelle Kostenaussage“von 34 Millionen Euro sei zwar „plausibel, aber wenig belastbar“und das vormalige „Ziel von 20 Millionen unrealistisch“. Dem Gemeinderat empfehle er schon jetzt, „15 bis 20 Prozent Rückstellungen“einzuplanen, „um Risiken zu minimieren“.
Kostenschätzung im März
Zuvor hatte Steinbach eine „allgemeine Projektschau seit September 2017“zum Planungsfortgang vorgelegt, der in die Kostenschätzung münden soll: „Die Grundlagenermittlung ist abgeschlossen, die Lehrerschaft wurde eingebunden und in die Planung integriert, die Grundrissstruktur präzisiert und mit dem Brandschutz abgeklärt“, listete er auf. Die am Montag zum Beschluss vorgelegten Themen Energieversorgung, Baugründung und Haustechnik könnten in eine „Gebäude-Simulation“ münden mit dem „Ziel der qualifizierten Kostenschätzung am 19. März“. Steinbachs Fazit: „Ein beachtliches Ergebnis im Team der Planer und Projektsteuerer, die Termine sind im Soll“; waren sie, bis der Gemeinderat den Ausschuss beschloss.
Dann gingen die Diskussionen los: Rainer Pscheidl (SPD) und Gebhard Mayer (FW) war Steinbachs Bericht „zu zügig“, er wird in Schriftform dem Sitzungsprotokoll beigefügt. Wolf-Dieter Massoth (SPD) wollte „Varianten zur Energieeffizienz“vorgestellt bekommen, Steinbach und Hanser verteidigten hier die Beschlussvorlage für ein „KfW-Effizienzhaus 55“: „Ein geringerer Standard macht keinen Sinn.“
Claus Zengerle (FW) sagte, „15 bis 20 Prozent Kostensteigerung sind mir zu viel“, worauf Steinbach erwiderte, dass dieser „Puffer Tendenzen zu Baupreissteigerungen“abfangen solle und „nicht als Aufforderung ans Planungsteam, Geld zu verbrauchen“zu verstehen sei. Miriam Mayer bedankte sich für Steinbachs „Aussage, dass es eine gute Zusammenarbeit“der Planer gebe. Peter Clement (SPD) wollte wissen, seit wann bekannt sei, „dass der Baugrund so schlecht ist“. Nach Bohrungen seit November 2017 war verworfen worden, die Schule auf Betonpfähle zu stellen. Daraus resultierten die Varianten samt Mehrkosten, die Andreas Angele (CDU) vermuten ließen, „dass wir bei 40 Millionen landen“, er erwarte „Vorschläge für eine Kostenreduzierung“.
Clement und Massoth brachten angesichts der möglichen Keller noch einmal ins Gespräch, das Stadtarchiv dort unterzubringen. Steinbach und Architekt Löhle wiesen darauf hin, dass derlei Überlegungen wie überhaupt die Keller den Zeitplan weiter verzögern würden. Außerdem sei mit noch höheren Kosten zu rechnen, weil die Kellerböden dem Grundwasserniveau nahe kämen.
Auf Nachfragen von Clement und Pscheidl, ob nicht anhand der Erfahrungen beim Bau von Mensa, Rainsporthalle und den Schulen zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren Rückschlüsse auf die Geologie hätten gezogen werden können, erwiderte Diana Hanser: „Das kann man nicht von A nach B übertragen, sonst wären wir in der Rainsporthalle geschwommen – es gibt keinen Vermutungszuschlag.“
Ausschuss nach Grundsatzkritik Grundsätzliche Kritik übte Rainer Leuchtle: Angesichts von „34 Millionen plus 20 Prozent“wolle er zwar nicht von „Desaster-Projekt“sprechen. Aber: „Wir sitzen hier drin und werden von Vorträgen erschlagen, das ist diesem Projekt alles andere als angemessen, ich bin tief enttäuscht.“Er wünsche sich, dass der Gemeinderat mehr eingebunden werde, etwa mit einem „technischen Ausschuss“, was Gebhard Mayer unterstützte. Edwin Stöckle (SPD) merkte an, dass es schon einen Arbeitskreis Schulentwicklung gebe, der „zuletzt im November 2016 getagt“habe.
Bürgermeister Rainer Magenreuter versprach als Chef der Verwaltung: „Die Kritik nehmen wir an.“Er plädierte aber, wie auch CDU-Fraktionschef Alexanser Sochor für einen Beschluss zu Abriss und Gründung. Dem „Kompromissvorschlag“folgend, rief der Gemeinderat den Ausschuss ins Leben, er kann Beschlüsse fassen. Jede Fraktion entsendet zwei Vertreter, es müssen nicht bei jeder Sitzung die gleichen sein.
Ziel bleibt, dass schon zum Schuljahresbeginn 2018/19 die „Interimslösung“startet, unter anderem mit dem Umzug der betroffenen Klassen in die Siloah-Schule. Ein Konzept zur Verlegung der Bushaltestellen am Schulzentrum hat der Gemeinderat ebenfalls diskutiert (Bericht folgt). Ein entscheidender Termin ist aber nun zunächst der 19. März.