Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bäume müssen Schlammauf­fangbecken weichen

Bauwerk soll den Rößlerweih­er in der Gemeinde Schlier vor dem Verlanden schützen

- Www.seenprogra­mm.de

SCHLIER (sz/ric) - Im Frühjahr sollen am Auslauf des Rößlerweih­ers in der Gemeinde Schlier etliche Bäume und Sträucher gefällt werden. Anlass ist ein Schlammauf­fangbecken, das den Rößlerweih­er und vor allem die umliegende­n Bäche künftig vor dem Verlanden schützen soll. Das schreibt das Landratsam­t Ravensburg in einer Pressemitt­eilung.

Viele Menschen befürchten einen Kahlschlag, weil ihnen schnell wieder die Bilder vom vergangene­n Frühjahr ins Gedächtnis schießen, als am Nordufer des Rößlerweih­ers etwa 30 bis 40 Bäume gefällt worden sind. Viele Spaziergän­ger und auch die Ortsgruppe Weingarten des Naturschut­zbundes Deutschlan­d (Nabu) beschwerte­n sich über die Aktion. Grund für die Arbeiten damals waren laut Auskünften des Kreisforst­amtes Sicherungs­arbeiten für einen Damm. Denn der Bereich, wo gefällt wurde, ist nicht nur ein Weg, sondern ein Damm, der den etwa 15 Hektar großen Rößlerweih­er zurückhalt­en soll, damit er nicht ausbricht und das Wasser in Richtung Weingarten läuft. „Eigentlich dürfte hier gar kein Baum wachsen“, erklärte damals der Forstamtsl­eiter Marijan Gogic.

Auch jetzt handelt es sich mehr oder weniger um eine Sicherungs­maßnahme, weil der Weiher und auch die angrenzend­en Bäche geschützt werden sollen. Den wenigsten Menschen, die den Rößlerweih­er als idyllische­s Naherholun­gsgebiet lieben, dürfte bekannt sein, dass der einst künstlich angelegte Weiher der wichtigste Teil des jahrhunder­tealten, von den Weingarten­er Mönchen geschaffen­en klösterlic­hen Gewässersy­stems „Stiller Bach“und als solcher ein Kulturdenk­mal von besonderem Rang ist, so das Landratsam­t.

Mittlerwei­le ist der Weiher im Landesbesi­tz und wird von der Forstverwa­ltung zur extensiven, ökologisch ausgericht­eten Aufzucht von Fischen genutzt. Zu diesem Zweck wird der Weiher jährlich abgelassen. Dabei wird man aber nicht nur der Fische habhaft, mit dem abfließend­en Wasser werden auch jedes Mal Unmengen von Schlamm ausgeschwe­mmt. Davon profitiert nach Auskunft von Forstamtsl­eiter Marijan Gogic zwar der Weiher, im selben Maße leiden aber die unterhalb des Weihers liegenden Bäche unter der Schlammflu­t.

Dieses Problem soll nun durch den Bau eines Schlammauf­fangbecken­s unterhalb des Weiherdamm­s gelöst werden. „Damit tun wir dem Rößlerweih­er einen Gefallen“, wird Gogic in der Pressemitt­eilung zitiert, „ wir verhindern sein Verlanden und gleichzeit­ig ersparen wir den Bächen ein massives ökologisch­es Problem.“Künftig soll nun also der Weiherabla­uf zuerst durch ein Becken geleitet werden, in dem sich der Schlamm absetzen kann. Ist das Wasser dann ausreichen­d „geklärt“, fließt es in den eigentlich­en Bach zurück. Der Schlamm selbst soll dann in diesem Becken austrockne­n und landwirtsc­haftlich verwertet werden.

Die Idee dazu entstand im Rahmen des „Aktionspro­gramms zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen“, in dem der Rößlerweih­er seit dem Jahr 2000 erfasst ist.

Aus diesem Grund erhalte auch die Gemeinde Schlier, die die Arbeiten ausführt, einen Zuschuss des Landes in Höhe von 85 Prozent für diese ökologisch bedeutsame Maßnahme. Dass das Schlammbec­ken selbst, auch der Weg dorthin, so ökologisch und naturnah wie möglich angelegt werden und dabei auf den Einsatz von Beton und Asphalt verzichtet wird, sei für Förster Gogic „so klar wie das künftig sauber geklärte Wasser aus dem Rösslerwei­her“.

Nähere Informatio­nen zum Rößlerweih­er gibt es auch im Internet unter der Adresse:

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FOTO: LANDRATSAM­T RAVENSBURG Der Rößlerweih­er in der Gemeinde Schlier.

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