Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Umfragen in Kempten: Zu wenig Muße fürs Museum
Die meisten Besucher der Museen sind Touristen – Doch sie schauen sich die Ausstellungen nur kurz an
KEMPTEN - Sie● dienen mit als Grundlagen für Planungen und Veränderungen. Denn sie sollen Verwaltungen dabei helfen, auf Wünsche von Bürgern und Besuchern einzugehen: die Umfragen. Gleich drei wurden jetzt im Auftrag der Stadtverwaltung durchgeführt, um zu erfahren, wie Museen und Stadtbibliothek angenommen werden.
Dabei wurde deutlich: Dreiviertel der Besucher in den Museen sind Touristen. Sie steuern hauptsächlich die Erasmuskapelle und den Archäologischen Park (APC) an. Doch obwohl sie sich meist den ganzen Tag in Kempten aufhalten, haben sie für Museen nur wenig Zeit. Wer ein solches gezielt ansteuert, ist vorwiegend am Thema Kempten als Römerstadt interessiert. Groß ist auch das Interesse der Einheimischen an ihrer Stadtbibliothek. Die meisten kommen mit dem Auto und wollen deshalb auch ein besseres Parkangebot.
Gezielt Passanten in der Stadt (darunter viele Touristen) und gezielt Besucher in den Museen hat Professor Dr. Alfred Bauer mit seinen Hochschulstudenten bei zwei Umfragen angesprochen. „Absolute Grundlagenarbeit“für weitere Maßnahmen nennt der Tourismus-Professor solche Umfragen. Beim Blick auf die Museen gibt er den Verantwortlichen im Kulturausschuss mit auf den Weg: „Der Besuch hält sich hier deutlich in Grenzen, Sie müssen sich irgendetwas einfallen lassen.“Vor allem mit Blick auf die Touristen, die angeben, zu wenig Zeit für einen längeren Museumsbesuch zu haben. Oder diesen einfach nur als Alternative zu schlechtem Wetter unternehmen.
Warum nach Kempten?
Touristen in der Stadt ( Zahlen siehe Info) verbinden mit Kempten drei Dinge: schöne Stadt, Altstadt und älteste Stadt Deutschlands. „Sightseeing und einkaufen“sind deshalb die Gründe, warum vor allem Tagesbesucher nach Kempten kommen. Fast 40 Prozent bleiben dann auch länger als fünf Stunden.
Was ist sehenswert?
Und welche Sehenswürdigkeiten sind am bekanntsten? Der Rathausplatz, die Basilika und der St.-MangPlatz (mit Erasmuskapelle). Wie
werden sie bewertet? Der Renner ist die Erasmuskapelle, gefolgt von Residenz (Prunkräume), Basilika und Burghalde. Der Rest? „Da ist Luft nach oben“, sagt Bauer. Hier müsste mehr Interesse für die Museen geweckt werden.
Was ist zu tun?
Verstärkte Werbung, mehr Angebote für Touristen mit wenig Zeit, eine bessere Beschilderung in der Stadt wurden als Möglichkeiten im Ausschuss gesehen, mehr Menschen in die Museen zu locken. Schade fand man es auch, dass für die Prunkräume noch kein schlüssiges Konzept gefunden wurde. Den Durchbruch habe man hier noch nicht erreicht, gab Oberbürgermeister Thomas Kiechle zu.
Was sagen Museumsbesucher?
Dreiviertel der Museumsbesucher sind Touristen, hat eine eigene Befragung in den Museen ergeben. Der Grund für ihren Besuch: 65 Prozent wollen etwas lernen. Und wie beurteilen sie die Museen? Durchnittsnote 1,7, hieß es, am besten schnitt die Erasmuskapelle ab. Einheimische würden mehr Wert auf Sonderausstellungen legen.
Und die Umfrage in der Stadtbibliothek?
75 Prozent der Besucher sind weiblich. 64 Prozent sind berufstätig, 19 Prozent im Ruhestand und 25 Prozent Schüler. Etwa 8000 Leser hat die Bibliothek laut Leiterin Andrea Graf. Die Wünsche der Nutzer sind bekannt und wurden durch die Umfrage bestätigt: mehr Kinderbereiche, ruhige Leseecken und Barrierefreiheit – auch wenn sich 56 Prozent nur bis zu 30 Minuten in der Bibliothek aufhalten. Die meisten verbinden den Besuch mit Einkaufen. Dass aber durchwegs Atmosphäre und Ambiente gelobt wurden, ist beispielsweise für ÖDP-Stadtrat Michael Hofer ein Grund: Die Bibliothek kann bleiben, wo sie ist – im Hofgarten.