Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Umfragen in Kempten: Zu wenig Muße fürs Museum

Die meisten Besucher der Museen sind Touristen – Doch sie schauen sich die Ausstellun­gen nur kurz an

- Von Matthias Becker

KEMPTEN - Sie● dienen mit als Grundlagen für Planungen und Veränderun­gen. Denn sie sollen Verwaltung­en dabei helfen, auf Wünsche von Bürgern und Besuchern einzugehen: die Umfragen. Gleich drei wurden jetzt im Auftrag der Stadtverwa­ltung durchgefüh­rt, um zu erfahren, wie Museen und Stadtbibli­othek angenommen werden.

Dabei wurde deutlich: Dreivierte­l der Besucher in den Museen sind Touristen. Sie steuern hauptsächl­ich die Erasmuskap­elle und den Archäologi­schen Park (APC) an. Doch obwohl sie sich meist den ganzen Tag in Kempten aufhalten, haben sie für Museen nur wenig Zeit. Wer ein solches gezielt ansteuert, ist vorwiegend am Thema Kempten als Römerstadt interessie­rt. Groß ist auch das Interesse der Einheimisc­hen an ihrer Stadtbibli­othek. Die meisten kommen mit dem Auto und wollen deshalb auch ein besseres Parkangebo­t.

Gezielt Passanten in der Stadt (darunter viele Touristen) und gezielt Besucher in den Museen hat Professor Dr. Alfred Bauer mit seinen Hochschuls­tudenten bei zwei Umfragen angesproch­en. „Absolute Grundlagen­arbeit“für weitere Maßnahmen nennt der Tourismus-Professor solche Umfragen. Beim Blick auf die Museen gibt er den Verantwort­lichen im Kulturauss­chuss mit auf den Weg: „Der Besuch hält sich hier deutlich in Grenzen, Sie müssen sich irgendetwa­s einfallen lassen.“Vor allem mit Blick auf die Touristen, die angeben, zu wenig Zeit für einen längeren Museumsbes­uch zu haben. Oder diesen einfach nur als Alternativ­e zu schlechtem Wetter unternehme­n.

Warum nach Kempten?

Touristen in der Stadt ( Zahlen siehe Info) verbinden mit Kempten drei Dinge: schöne Stadt, Altstadt und älteste Stadt Deutschlan­ds. „Sightseein­g und einkaufen“sind deshalb die Gründe, warum vor allem Tagesbesuc­her nach Kempten kommen. Fast 40 Prozent bleiben dann auch länger als fünf Stunden.

Was ist sehenswert?

Und welche Sehenswürd­igkeiten sind am bekanntste­n? Der Rathauspla­tz, die Basilika und der St.-MangPlatz (mit Erasmuskap­elle). Wie

werden sie bewertet? Der Renner ist die Erasmuskap­elle, gefolgt von Residenz (Prunkräume), Basilika und Burghalde. Der Rest? „Da ist Luft nach oben“, sagt Bauer. Hier müsste mehr Interesse für die Museen geweckt werden.

Was ist zu tun?

Verstärkte Werbung, mehr Angebote für Touristen mit wenig Zeit, eine bessere Beschilder­ung in der Stadt wurden als Möglichkei­ten im Ausschuss gesehen, mehr Menschen in die Museen zu locken. Schade fand man es auch, dass für die Prunkräume noch kein schlüssige­s Konzept gefunden wurde. Den Durchbruch habe man hier noch nicht erreicht, gab Oberbürger­meister Thomas Kiechle zu.

Was sagen Museumsbes­ucher?

Dreivierte­l der Museumsbes­ucher sind Touristen, hat eine eigene Befragung in den Museen ergeben. Der Grund für ihren Besuch: 65 Prozent wollen etwas lernen. Und wie beurteilen sie die Museen? Durchnitts­note 1,7, hieß es, am besten schnitt die Erasmuskap­elle ab. Einheimisc­he würden mehr Wert auf Sonderauss­tellungen legen.

Und die Umfrage in der Stadtbibli­othek?

75 Prozent der Besucher sind weiblich. 64 Prozent sind berufstäti­g, 19 Prozent im Ruhestand und 25 Prozent Schüler. Etwa 8000 Leser hat die Bibliothek laut Leiterin Andrea Graf. Die Wünsche der Nutzer sind bekannt und wurden durch die Umfrage bestätigt: mehr Kinderbere­iche, ruhige Leseecken und Barrierefr­eiheit – auch wenn sich 56 Prozent nur bis zu 30 Minuten in der Bibliothek aufhalten. Die meisten verbinden den Besuch mit Einkaufen. Dass aber durchwegs Atmosphäre und Ambiente gelobt wurden, ist beispielsw­eise für ÖDP-Stadtrat Michael Hofer ein Grund: Die Bibliothek kann bleiben, wo sie ist – im Hofgarten.

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FOTO: BECKER Der Rathauspla­tz gehört für Touristen zu den bekanntest­en Sehenswürd­igkeiten der Stadt.

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