Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mehr Radfahrstreifen in Wangen geplant
An mehreren Stellen im Stadtgebiet soll sich in den nächsten Jahren für Radler etwas tun
WANGEN - Das Wetter lädt derzeit zwar nicht zwingend zum Radeln ein, ein Thema ist das Radwegenetz in Wangen dennoch. Denn die Stadtverwaltung arbeitet derzeit an zahlreichen Punkten am Ausbau. So sollen nahezu alle wichtigen Ein- und Ausfahrtstraßen der Innenstadt Radfahrstreifen erhalten. Und auch in den Ortschaften sind einige Projekte in der Planung. Eine Übersicht.
Kernstadt: Das 2015 vom Gemeinderat beschlossene Radverkehrskonzept sieht unter anderem Fahrbahnmarkierungen für Radfahrer auf besonders verkehrsreichen Straßen vor. Sie sollen so besser geschützt werden. Tiefbauamtsleiter Peter Ritter spricht in diesem Zusammenhang von allen klassifizierten Straßen, also Bundes-, Landes- und Kreisstraßen.
Entsprechend des Konzepts sollen in diesem Jahr Schutz- oder Radfahrstreifen auf folgenden Strecken in die Wege geleitet werden: beidseitig in der Lindauer und der Leutkircher Straße, einseitig zudem in der Isnyer und in der Praßbergstraße.
Auch an der Bundesstraße 32, der Hauptverkehrsachse durch die Stadt, könnte es laut Ritter einen weiteren Streifen für Radler geben: und zwar im Buchweg am Anstieg Richtung Bahndamm. Vor wenigen Jahren waren an der B 32 Richtung bereits erste Markierungen eingerichtet worden. Beim Anstieg im Buchweg handele es sich allerdings um eine „schwierige Lage“. Diese ist auch Grund, warum ab- und damit ostwärts derzeit nichts geplant ist. Der Tiefbauamtsleiter hofft vielmehr auf eine auf eine grundlegende Verbesserung der dortigen Situation durch die bis 2024 geplante Beseitigung des Bahnübergangs.
Ritter verdeutlicht, dass es generell diversen Abstimmungsbedarfs brauche, ehe erste „Pinselstriche“auf dem Asphalt getan sind. Dabei spielten „Raumfragen“wie Straßenbreiten oder – wie in der Lindauer Straße – teils parallele Parkplätze eine Rolle. Und: Kreis und Land müssen bei den „klassifizierten Straßen“mitspielen, da sie die Finanzierung übernehmen müssten.
Der Amtsleiter spricht vor diesem Hintergrund von laufenden Abstimmungen. Im Herbst will er das Thema in den Gemeinderat einbringen. Erhalten die Pläne Zustimmung, könnte es die Straßenmarkierungen im kommenden Frühjahr geben. Ebenfalls für dieses Jahr plant das Tiefbauamt zudem den Bau eines Fußwegs vom Waldhofplatz Richtung Atzenberg.
Niederwangen: Zumindest im Ortschaftsrat bereits beschlossen sind hingegen zwei Projekte, die zwischen dem Ortskern und der Landesstraße 333 geplant sind. Erstens: In der Dorfstraße soll der von Welbrechts kommende und am Seelenbachparkplatz endende Radweg Richtung Feld verlängert werden. Innerorts allerdings wegen Engstellen der Straße und fehlender Grundstücke als nur 1,50 Meter breiter Gehweg mit „optischen Kanten“zur Straße, außerorts dann als kombinierte Trasse für Fußgänger und Radler mit einer Breite von 2,50 Metern.
Dieser Abschnitt abseits der Bebauung soll im Mai dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden. Peter Ritter rechnet bei positivem Votum mit einer vierwöchigen Bauzeit im September und Kosten von rund 100 000 Euro.
Zweitens: Auch entlang der Felder Straße zwischen Knobel und der L 333 soll es Verbesserungen in Form eines 1,50 Meter breiten Gehwegs geben. Allerdings ist die Felder Straße laut Ritter vergleichsweise schmal. Eine Böschung schränke das Ausbaupotenzial zusätzlich ein. Deshalb will er – wie auch beim Gehweg in der Dorfstraße – keine zeitlichen Prognosen für eventuelle Baustarts geben.
Ortsvorsteher Berthold Riether verspricht sich von beiden Vorhaben Richtung Landesstraße „einen gewissen Standard“nicht nur für Radler, sondern auch für Fußgänger und Kinder. Auch vor dem Hintergrund, dass
in Feld eine neue Bewohnergeneration nachrücke und der Nachwuchs dort wieder zahlreicher werde. Verbindung Niederwangen-Hergatz: Nach dem vollendeten Bau des Radwegs bei Welbrechts/Doreite ist seit langem eine Weiterführung nach und in Hergatz geplant. Zumindest auf württembergischer Seite bis zum Schwarzenbach sieht es nach Bewegung bei der Grundstücksfrage aus: „Wir haben da vom Grundsatz her überall Zustimmung bekommen“, so
Niederwangens Ortsvorsteher Berthold Riether.
Zusätzlich hofft er auf eine Verlängerung im Bayerischen: „Man sollte nicht am Schwarzenbach abrupt abbrechen“, sagt er. Hergatz’ Bürgermeister Uwe Giebl sieht dies in der Zielrichtung ähnlich und berichtet von jüngsten Gesprächen mit dem Staatlichen Bauamt Kempten und dem Landkreis Lindau. Ergebnis, laut Giebl: Nach der Vorplanung soll es (erneut) Gespräche mit Grundstückseigentümern geben.
Doch bei diesen sieht der Bürgermeister „leider große Vorbehalte“. Denn die Landwirte müssten entlang der Straße fünf bis sechs Meter für den Radweg opfern. „Das ist der Knackpunkt“, so Giebl. So fürchteten Eigentümer, dass die Radler Müll hinterlassen. „Aber das tun Autofahrer leider auch.“
Hoffnung hat er aber, weil entlang der B 32 ebenfalls ein Radweg geplant werde und dies als Argument ziehen könnte. Zeitliche Prognosen einer Verlängerung aus Richtung Niederwangen wagt er dennoch nicht. Landesstraße 333 zwischen Primisweiler und Pflegelberg: Eng, kurvig und reichlich Gefälle kennzeichnen diesen großteils bewaldeten Abschnitt der Straße. Oberbürgermeister Michael Lang hatte in mehreren Veranstaltungen vor der OB-Wahl den Wunsch eines Radwegebaus dort thematisiert, zumal der bestehende auf Gebiet des Bodenseekreises an der Argenbrücke endet. Auch Schomburgs Ortsvorsteher Roland Gaus konstatiert, das bewaldete und kurvige Teilstück berge Unfallgefahren. „Die Straße ist vom Ausbauzustand eine Stufe hinter anderen zurück“, sagt er.
Geteilte Einschätzungen gibt es allerdings zu den Chancen eines begrenzten Ausbaus inklusive Radweg. Während Tiefbauamtsleiter Peter Ritter „gute Chancen“sieht, auch weil sie bei übergeordneten Behörden im „vordringlichen Bedarf“sei, ist Roland Gaus eher skeptisch. Zwar habe er zuletzt Gespräche mit Vertretern des Regierungspräsidiums geführt, allerdings seien Fragen der Finanzierung und notwendiger Grundstücksankäufe offen. Hinzu komme die Argenbrücke als Nadelöhr. Gaus glaubt, für einen Radweg müsse sie ausgebaut werden, ähnlich wie jene beim Gewerbegebiet Niederwangen vor wenigen Jahren. Gaus’ Schlussfolgerung: „Hinter die Realisierung setze ich mehr als ein großes Fragezeichen.“