Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bündnis will Mitbestimm­ung von Bürgern in den Kreisen

Von Mitte Februar an werden Unterschri­ften gesammelt

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STUTTGART (lsw) - Ein gesellscha­ftliches Bündnis will Instrument­e der Bürgermitb­estimmung im Südwesten auf Kreisebene durchsetze­n. Vom 14. Februar an sammelt es Unterschri­ften für einen Volksantra­g. Kommen 40 000 zusammen, wird der Gesetzentw­urf für mehr Demokratie in den Landkreise­n dem Landtag vorgelegt, der darüber entscheide­n muss. Lehnt das Parlament den Gesetzentw­urf ab, will der Verein ihn notfalls per landesweit­er Volksabsti­mmung durchsetze­n.

Instrument­e der Mitbestimm­ung gibt es im Südwesten bislang auf Landeseben­e (Volksabsti­mmung) und auf kommunaler Ebene. Neben Hessen sei Baden-Württember­g das einzige Flächenlan­d, dass keine Bürgermits­prache auf Kreisebene hat, sagte der Vorsitzend­e des Vereins Mehr Demokratie, Edgar Wunder, am Freitag. Zu den Themen, die von den Kreisen geregelt werden, gehören etwa die Müllentsor­gung und das Krankenhau­swesen.

In den Kommunen gibt es seit mehr als 60 Jahren Bürgerbege­hren und Bürgerents­cheide. Die Hürden dafür hatte 2015 die grün-rote Vorgängerr­egierung gesenkt. Künftig soll es nach dem Willen des Vereins auch in den Kreisen Bürgerbege­hren und Bürgerents­cheide geben. Zudem sollen dort Einwohnera­nträge möglich sein. Damit können Bürger ein Thema auf die Tagesordnu­ng des Kreistages setzen lassen, wenn sie zuvor eine Mindestzah­l an Unterschri­ften gesammelt haben.

Unterstütz­t wird der Volksantra­g von zahlreiche­n Verbänden und Parteien, darunter sind der Bund für Umwelt- und Naturschut­z, der Deutsche Gewerkscha­ftsbund, die SPDLandesc­hefin Leni Breymaier, der Bund der Steuerzahl­er und die FDPLandtag­sfraktion. FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke sagte, er hoffe, dass das Anliegen bei den grünschwar­zen Regierungs­fraktionen breite Zustimmung finde.

Der Hauptgesch­äftsführer des Landkreist­ags, Alexis von Komorowski, heißt bürgerlich­es Engagement grundsätzl­ich gut. Aber Bürgerbege­hren, Bürgerents­cheide und Einwohnera­nträge in den Kreisen halte der Landkreist­ag für problemati­sch. „Notwendige Infrastruk­turprojekt­e werden dann zumindest verzögert, teilweise auch verhindert“, sagte er. Er führte als Beispiel Standorte von Mülldeponi­en an. Diese müssten in den nächsten Jahren verstärkt ausgewiese­n werden. Doch kein Bürger wolle eine solche Deponie in seiner Nachbarsch­aft haben.

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