Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Südwestens Unternehme­n sind digitaler als der Bund

Dienstleis­tungsbranc­he bereits größtentei­ls digitalisi­ert – Handwerk ist das Schlusslic­ht

- Von Lilia Ben Amor Eine ausführlic­he Version der Studie gibt es im Internet, unter www.schwäbisch­e.de/bw-digital

STUTTGART - Die Unternehme­n in Baden-Württember­g sind in Sachen Digitalisi­erung bereits weiter als der Bund. Das heißt unter anderem, dass sie bereits mehr Geschäfte auf dem digitalen Markt generieren. Das geht aus einer Studie hervor, die das Wirtschaft­sministeri­um Baden-Württember­g in Auftrag gegeben hat. Treibende Kraft für den Grad der Digitalisi­erung sind die Unternehme­n aus der Dienstleis­tungsbranc­he.

1145 Unternehme­n hat das Marktforsc­hungsinsti­tut Kantar TNS und das Zentrum für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung Mannheim (ZEW) für die Studie befragt. Beim Digitalgip­fel 2018 in Stuttgart hat Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) die Ergebnisse eingeordne­t: „Der Report zeigt uns, dass wir nachlegen müssen, um der Digitalisi­erung unserer Wirtschaft noch mehr Tempo zu verleihen – insbesonde­re im Mittelstan­d.“

Denn der baden-württember­gische Mittelstan­d ist im bundesweit­en Vergleich nur Durchschni­tt. Die Gesamtheit der Unternehme­n im Südwesten erhält aber laut Studie in Sachen Digitalisi­erung 55 von 100 Punkten. Ein Punkt mehr als der Bund. „Das mag nicht viel erscheinen, aber es ist signifikan­t und aussagekrä­ftig“, sagte Tobias Weber von Kantar TNS, der die Studie beim Digitalgip­fel vorstellte. Baden-Württember­g habe in allen Kerndimens­ionen im Durchschni­tt besser abgeschnit­ten. Das liege vor allem an den Unternehme­n der Dienstleis­tungsbranc­he und dem verarbeite­nden Gewerbe, die im Deutschlan­dvergleich bereits fortgeschr­ittener sind.

Um die Digitalisi­erung der Unternehme­n zu messen, haben sich Kantar TNS und ZEW zunächst die Umsätze angeschaut: Welche Geschäfte werden auf digitalen Märkten generiert? Relevant war auch, inwieweit die Digitalisi­erung Bestandtei­l der Unternehme­nsstrategi­e ist und welche Technologi­en und Dienste bereits genutzt werden. In BadenWürtt­emberg ist das Handwerk in dieser Auswertung deutliches Schlusslic­ht. Mit nur 38 Punkten sind diese Unternehme­n kaum digitalisi­ert. Deutschlan­dweit hat das Institut keine Zahlen zum Handwerk erhoben, weil die Branche lediglich in Baden-Württember­g „wirtschaft­lich bedeutend“sei, heißt es in der Studie.

Forderunge­n an die Politik

Das andere Extrem der Branchenli­ste ist die Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechni­k. Mit 74 von 100 Punkten sind diese Unternehme­n mit Abstand am weitesten digitalisi­ert und sollen sich bis 2022 noch um fünf Punkte steigern. Um der baden-württember­gischen Initiative zu folgen und die Digitalisi­erung weiter voranzutre­iben, fordern die Unternehme­n laut Studie allerdings einiges vonseiten der Politik.

94 Prozent fordern flächendec­kendes, schnelles und ausfallfre­ies Internet. Etwa dieselbe Anzahl der Unternehme­r wünscht sich mehr Förderung in Sachen IT-Sicherheit und 84 Prozent drängen auf einen rechtliche­n Rahmen für die digitale Wirtschaft. Es sei aber die richtige Balance zwischen Datenschut­z und Innovation­en wichtig, sagte Ministerin Hoffmeiste­r-Kraut dazu am Montag: „Es darf uns nicht passieren, dass die Daten im Ausland sowieso gesammelt und dann teuer nach BadenWürtt­emberg verkauft werden.“

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GRAFIK:THILO BERGMANN Baden-Württember­g ist stärker digitalisi­ert als der Bund: Das Marktforsc­hungsinsti­tut gibt dem Land 55 von 100 Punkten.

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