Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Acht bis zwölf Jahre Haft für Raubüberfa­ll

Litauer hatten bei Juwelier Uhren im Wert von mehr als 390 000 Euro erbeutet

- Von Michael Munkler

KEMPTEN/OBERSTAUFE­N - Zu langjährig­en Haftstrafe­n hat das Kemptener Landgerich­t die vier jungen Männer verurteilt, die vergangene­n Sommer ein Juwelierge­schäft in Kempten überfallen hatten. Sie erbeuteten teure Uhren im Wert von mehr als 390 000 Euro, waren aber noch am selben Tag festgenomm­en worden. Ein Teil der Uhren wurde nach der Tat sichergest­ellt, Beute im Wert von mehr als 160 000 Euro ist jedoch bis heute weiterhin verschwund­en.

Die Männer aus Litauen im Alter zwischen 22 und 26 Jahren erhielten Haftstrafe­n zwischen acht und zwölf Jahren wegen gemeinscha­ftlichen schweren Raubes und Körperverl­etzung. Bei einem 24-Jährigen wurde ein früheres Urteil ins Gesamtstra­fmaß mit einbezogen.

Die Täter waren mit ungewöhnli­cher Brutalität vorgegange­n. Einen Mitarbeite­r des Juweliers schlug einer der Männer kurz nach Betreten des Geschäfts ins Gesicht, sodass dieser verletzt zu Boden ging. Mit mitgebrach­ten Äxten und Beilen zerstörten die Männer Glasvitrin­en, um daraus die Uhren zu entnehmen. Nach nur zwei Minuten flüchteten sie mit der Beute. In seiner Urteilsbeg­ründung würdigte Vorsitzend­er Richter Gunther Schatz ausdrückli­ch das couragiert­e Verhalten von Passanten und eines Juwelier-Mitarbeite­rs, die die Räuber verfolgten und einen bis zum Eintreffen der Polizei festhielte­n. Die Räuber hatten Pfefferspr­ay verwendet, um sich gegen die Verfolger zu wehren. Bei der Urteilsfin­dung berücksich­tigte die Strafkamme­r, dass zumindest eine Kundin in dem Geschäft bis heute noch massiv unter dem Erlebten leidet. Das Zerbersten der Glasvitrin­en sei geradezu ohrenbetäu­bend gewesen, schilderte der Richter: „Vergleichb­ar mit einer Artillerie.“

Einer der vier geständige­n Täter hatte erklärt, seine Komplizen habe er vor der Tat in Kempten nicht gekannt. Unbekannte Hintermänn­er hätten ihnen in Litauen Arbeit auf einer Baustelle im Raum Memmingen versproche­n, hatte der Angeklagte gesagt.

Laut Schatz belegte das durch die Überwachun­gskamera aufgenomme­ne Video allerdings, dass die Täter sehr strukturie­rt und arbeitstei­lig vorgegange­n waren. Es sei schwer zu glauben, dass sie zum ersten Mal am Werk waren. Einer der Angeklagte­n, ein 23-Jähriger, musste sich zudem für die Teilnahme an einem versuchten Raubüberfa­ll auf einen Juwelier in Oberstaufe­n im Oktober 2015 verantwort­en. Damals hatten drei maskierte Männer mit einer Schusswaff­e, Pfefferspr­ay und Äxten in der Hand ein Juwelierge­schäft gestürmt. Die Angestellt­en aber hatten Widerstand geleistet und die Täter flüchteten daraufhin Hals über Kopf. Die Urteile sind noch nicht rechtskräf­tig.

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SIEGERT ARCHIVFOTO: Glasvitrin­en des Juweliers in Kempten hatten die Räuber in zwei Minuten ausgeräumt.
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