Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Acht bis zwölf Jahre Haft für Raubüberfall
Litauer hatten bei Juwelier Uhren im Wert von mehr als 390 000 Euro erbeutet
KEMPTEN/OBERSTAUFEN - Zu langjährigen Haftstrafen hat das Kemptener Landgericht die vier jungen Männer verurteilt, die vergangenen Sommer ein Juweliergeschäft in Kempten überfallen hatten. Sie erbeuteten teure Uhren im Wert von mehr als 390 000 Euro, waren aber noch am selben Tag festgenommen worden. Ein Teil der Uhren wurde nach der Tat sichergestellt, Beute im Wert von mehr als 160 000 Euro ist jedoch bis heute weiterhin verschwunden.
Die Männer aus Litauen im Alter zwischen 22 und 26 Jahren erhielten Haftstrafen zwischen acht und zwölf Jahren wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes und Körperverletzung. Bei einem 24-Jährigen wurde ein früheres Urteil ins Gesamtstrafmaß mit einbezogen.
Die Täter waren mit ungewöhnlicher Brutalität vorgegangen. Einen Mitarbeiter des Juweliers schlug einer der Männer kurz nach Betreten des Geschäfts ins Gesicht, sodass dieser verletzt zu Boden ging. Mit mitgebrachten Äxten und Beilen zerstörten die Männer Glasvitrinen, um daraus die Uhren zu entnehmen. Nach nur zwei Minuten flüchteten sie mit der Beute. In seiner Urteilsbegründung würdigte Vorsitzender Richter Gunther Schatz ausdrücklich das couragierte Verhalten von Passanten und eines Juwelier-Mitarbeiters, die die Räuber verfolgten und einen bis zum Eintreffen der Polizei festhielten. Die Räuber hatten Pfefferspray verwendet, um sich gegen die Verfolger zu wehren. Bei der Urteilsfindung berücksichtigte die Strafkammer, dass zumindest eine Kundin in dem Geschäft bis heute noch massiv unter dem Erlebten leidet. Das Zerbersten der Glasvitrinen sei geradezu ohrenbetäubend gewesen, schilderte der Richter: „Vergleichbar mit einer Artillerie.“
Einer der vier geständigen Täter hatte erklärt, seine Komplizen habe er vor der Tat in Kempten nicht gekannt. Unbekannte Hintermänner hätten ihnen in Litauen Arbeit auf einer Baustelle im Raum Memmingen versprochen, hatte der Angeklagte gesagt.
Laut Schatz belegte das durch die Überwachungskamera aufgenommene Video allerdings, dass die Täter sehr strukturiert und arbeitsteilig vorgegangen waren. Es sei schwer zu glauben, dass sie zum ersten Mal am Werk waren. Einer der Angeklagten, ein 23-Jähriger, musste sich zudem für die Teilnahme an einem versuchten Raubüberfall auf einen Juwelier in Oberstaufen im Oktober 2015 verantworten. Damals hatten drei maskierte Männer mit einer Schusswaffe, Pfefferspray und Äxten in der Hand ein Juweliergeschäft gestürmt. Die Angestellten aber hatten Widerstand geleistet und die Täter flüchteten daraufhin Hals über Kopf. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.